Rätselhafte Phänomene (2/2)

Literaturtipps

• Die Schönheit der Schneeflocke – Mathematik in der Natur

  Ian Stewart
  Die Schönheit der Schneeflocke – Mathematik in der Natur
  Theiss Verlag (Darmstadt, 2017)
  
  Dass angeblich keine Schneeflocke der anderen gleicht, ist eines der faszinierendsten Phänomene der Natur. Aber trotz dieser unendlichen Vielfalt, haben alle Schneeflocken eines gemein: sechs Ecken. Ian Stewart nimmt das altbekannte Beispiel als Ausgangspunkt für seinen Streifzug durch die Gesetzmäßigkeiten der Natur. Das Buch ist alles andere als ein Lesebuch, in dem man bei Gelegenheit ein wenig schmökert. Ian Stewart ist Mathematiker, und das merkt man jeder Seite seines Buches an. Dennoch gelingt es ihm, auch mathematische Analphabeten für die faszinierenden Anwendungen der Mathematik in der Natur zu begeistern, so etwa, wenn er die berühmte Fibonacci-Folge in den Samenständen der Sonnenblume oder den Spiralen des Romanesco-Kohl erkennt. Die verwendeten Fotos überzeugen nicht nur durch ihre Aussagekraft sondern auch durch Schönheit, egal ob es um Wolken, Schleimpilzspiralen, Seesterne, Farne oder eine Helix geht. Ein Lehrbuch, das Freude macht und die Gesetzmäßigkeiten in der Natur, die ihre Schönheit bedingen offenbart.

• Die Lagune, oder wie Aristoteles die Naturwissenschaften ...

  Armand Marie Leroi
  Die Lagune, oder wie Aristoteles die Naturwissenschaften erfand
  Theiss Verlag (Darmstadt, 2017)
  
  Die etwas andere Aristoteles Biographie. Meist verbindet man mit dem Namen Aristoteles die Bereiche Logik, Ethik und Philosophie. Zusammen mit Platon und Sokrates bildet der im 4. Jahrhundert vor Christus geborene Grieche das Dreigestirn der griechischen Philosophie. Dass Aristoteles auch ein aufmerksamer Naturforscher war, wird zwar meist auch erwähnt, aber bisher wurde dieser Aspekt nur selten in den Mittelpunkt gestellt. Dabei ist seine Erkenntnis: „Nichts ist zufällig in der Natur: Schlichtweg alles dient etwas anderem zu einem bestimmten Zweck,“ durchaus mehr als eine Überlegung wert.
  
  Im Jahre 344 v.Chr. ließ sich Aristoteles für zwei Jahre auf Lesbos nieder. Dort beschäftigt er sich zusammen mit seinem Schüler Theophrast eingehend mit der Biologie. Zusammen beobachten sie Fische und anderes Getier. Dabei waren ihre Beobachtungen so genau, dass noch Jahrhunderte später ein Fisch nach Aristoteles benannt wurde. Vieles von dem, was Aristoteles glaubte erkennen zu können, hielt der späteren Wissenschaft nicht stand, und doch bereitet es Vergnügen, den Gedanken des großen Philosophen unter Anleitung von Leroi nachzuspüren.

• Baiae – Stadt der hundert Genüsse, Herberge aller Laster

  Karl-Wilhelm Weeber
  Baiae – Stadt der hundert Genüsse, Herberge aller Laster
  Nünnerich-Asmus Verlag & Media GmbH (Mainz, 2014)
  
  Der kleine Band von Karl Wilhelm Weeber gibt Einblicke in das Leben der Stadt Baiae bevor sie zum Teil in den Fluten des Meeres versank. Im ersten Jahrhundert v.Chr. galt der Badeort als non plus ultra unter den römischen „Ferienhaus“ Besitzern. Wer immer es sich leisten konnte, ließ sich in der malerischen Bucht eine Villa anlegen. Dazu gehörten weitläufige Gärten und ein Meerwasser-Fischteich, dessen Wasser im Idealfall zweimal täglich durch die Gezeiten aufgefrischt wurde. Den Moralisten ein Gräuel stand sie bei extravaganten Villenbesitzern hoch im Kurs – die römische Variante des Koikarpfenteiches. Die Villenbesitzer luden sich gegenseitig zu aufwändigen Gastmalen ein, bei denen weder am Essen noch am Trinken gespart wurde. Neben der Beschreibung des römischen Luxuslebens richtet Weeber besonderes Augenmerk auf die archäologischen Überreste des Kur- und Badeortes, der über Schwimmhallen Decken verfügte, deren gigantische Gewölbedecken zum Teil bis heute erhalten geblieben sind. Schon Plinius der Ältere wusste: „Nirgends sind sie (heiße Quellen) reichlicher als in der Bucht von Baiae und nirgends von so vielseitiger Heilkraft.“
  
  Das Werk ist mit passenden Bildern bestückt, von denen man sich noch ein paar mehr gewünscht hätte. Wer einen Einblick in die römische Luxus-Badekultur im Allgemeinen und in Baiae im Speziellen inkl. antiker Quellen bekommen möchte, wird hier fündig.
  
  Buchtipps von Heike Schmidt

• Erstausstrahlung ZDF: 18. März 2018, 19.30 Uhr

  Film von Jens Nicolai
  
  Redaktion TV Heike Schmidt, Sonja Trimbuch
  Redaktion Online Michael Büsselberg
  
  Weitere Folgen
  Verschwundene Inseln und wandernde Steine
  Staffel 2020
  Sternengold und der Hauch des Tode
  Diamantenfieber und sprechende Pflanzen