Fast jeder erlebt mindestens einmal im Leben eine tiefe Krise, auch den Verlust eines nahestehenden Menschen. Warum richten belastende Ereignisse bei manchen dauerhaft Schaden an der Seele an, während andere dagegen immun zu sein scheinen?
Das Gute sehen
Auch wenn Steffi (58) fünf ihr nahestehende Menschen verloren hat, genießt sie ihr Leben. "Diese schweren Verluste haben mich geprägt, sind Teil meines Lebens. Aber sie bedeuten nicht, dass ich nicht Schlimmes verkraften könnte. Solange ich am Leben bin, habe ich diese Kraft, und ich mache weiter bis zum letzten Atemzug", sagt Steffi.
Manche Menschen müssen mehr Verluste ertragen als andere. So wie Steffi. "Aber ich habe nie gedacht: Warum ich? Warum ich nicht?" Steffi versucht immer, das Gute zu sehen. Die Verstorbenen bleiben Teil ihres Lebens, aber sie bestimmen es nicht. Steffi erzählt, wie sie es geschafft hat, das Leben trotz allem zu lieben. Man müsse akzeptieren, dass unser Einfluss auf die Zerbrechlichkeit des Lebens begrenzt ist.
Resilienz entwickeln
Es gibt Menschen, denen es besser gelingt, mit Schicksalsschlägen und Verlusten umzugehen. Sie sind resilienter, heißt es. Resilienz bezeichnet die Fähigkeit, sich trotz der Stürme des Alltags und harter Schicksalsschläge immer wieder zu fangen, erneut aufzustehen – mit Lebensmut und innerer Stärke. Steffi ist ein Beispiel dafür. Das Leben sei ständige Veränderung. Je eher man das akzeptiere, desto besser. Steffi setzt dem Schicksal Lebensfreude entgegen: "Einfach die Erkenntnis, ich bin noch hier."
Barbara Schmitz (55) findet, dass man an Schicksalsschlägen wachse. Denn: "Wie wachsen Bäume? Wenn einem Baum etwas widerfährt, ein Blitzeinschlag – oder es wird ihm ein Ast abgehauen –, dann wächst der Baum vielleicht nicht mehr ganz so gerade wie vorher. Aber er wird vielleicht dadurch auch ein ganz besonderer Baum."
Den Schmerz nicht wegschieben
Den Schmerz nicht wegschieben, sondern ihn zum Teil des Lebens werden lassen. Dann kann – mit vergehender Zeit – Stärke entstehen, Hoffnung und Zuversicht. Für die Philosophin Barbara Schmitz, die zwei ihr nahestehende Menschen verloren hat, ist Hoffnung der Schlüssel. Hoffnung sei eine Mischung aus aktiv und passiv. "Wenn ich Hoffnung habe, dann arbeite ich darauf hin, dass das, was ich erhoffe, auch eintritt, und gleichzeitig weiß ich, es wird nie völlig in meiner Hand liegen."
Hoffnung sei nichts, was einen einfach "überfällt", so die Philosophin Barbara Schmitz. Hoffnung könne man einüben, indem man sich bewusst macht, "nicht die ganze Welt ist schlimm! Es gibt auch Schönes. Es gibt immer Augenblicke, in denen man spürt: Oh, jetzt ist das Leben aber trotzdem reich." So wachse Hoffnung.
Was macht Steffi und Barbara so stark? Wie schaffen sie es, einen Verlust nach dem anderen zu erleben und trotzdem noch Glück im Leben zu finden?