Doch mancher fühlt sich in einer direkten Berufsausbildung wohler, als im Unialltag mit Prüfungsdruck. In den Handwerksbetrieben freut man sich, wenn Studienabbrecher im Handwerk eine neue Chance sehen, denn viele Ausbildungsplätze dort sind unbesetzt.
Kai Niklas Kanehl begann nach dem Fachabitur ein Studium der Sozialarbeit. Nach dem zweiten Semester entschied sich der 22-Jährige, aufzuhören – und begann eine Lehre als Steinmetz in Remscheid. Seine Mutter bestärkte ihn in seinem Entschluss. Nun arbeitet er mit der Hand, meißelt Grabsteine und hilft, sie auf dem Friedhof zu setzen.
Esin Karagöz hat ihr Lehramtsstudium geschmissen und eine Ausbildung zur Köchin gemacht. Inzwischen hat die 24-Jährige sogar schon einen Preis für ihre Kreationen bekommen. Ihr Chef, Robert Mangold vom Restaurant "Lafleur" in Frankfurt, stellt gezielt Studienabbrecherinnen und Studienabbrecher ein: "In Deutschland nennen wir Leute, die was anderes machen, immer Abbrecher und sprechen von Scheitern, dabei sind das einfach Umsteiger, die ihr Leben selbst gestalten – das muss honoriert werden!"
Carlotta Hahn ist noch unentschieden. Zwei Studiengänge hat sie bereits abgebrochen, jetzt studiert sie im siebten Semester Psychologie an der Uni Mainz. Glücklich ist sie damit nicht, doch sie scheut sich, aufzugeben, zu viel hat sie schon investiert. Für Menschen wie sie gibt es das "Beratungsnetzwerk Queraufstieg". Bei Veranstaltungen wie einer "Fuckup Night" in Osnabrück werden Studierende beraten, was für sie eine mögliche Alternative zum Uni-Abschluss sein könnte.
Eine "ZDF.reportage" über junge Menschen, die zwischen Uni-Abschluss und Handwerksausbildung schwanken.