Forscher, Umweltschützer und Menschen an Meeresküsten schauen dem Sterben der Ozeane nicht länger tatenlos zu. Sie kämpfen gegen steigende Meerestemperaturen, Verschmutzung und Überfischung – und für eine nachhaltige Nutzung des Meeres als Nahrungsquelle.
In der Nordsee vor Sylt wagt eine Pionierin ein weltweit einmaliges Experiment: Eva Strothotte will Landwirtschaft auf dem Meeresgrund betreiben – und Zuckertang anbauen. Erstmals wird die Aufzucht der Algen inmitten eines Windparks auf hoher See getestet. "Ich denke, dass unser Projekt eine gute Möglichkeit zu einer nachhaltigen Nutzung der Meere ist – ohne negative Folgen, sondern im Gegenteil: mit positiven Chancen für Umwelt, Mensch und Natur", sagt die Wissenschaftlerin der FH Kiel. Aus Meeresalgen lassen sich Kosmetika, Nahrungsmittel, Plastikersatz und Arzneimittel herstellen. Zudem binden die Algen auch noch große Mengen CO2.
Einen "Hoffnungspunkt" hat der israelische Geophysiker Yizhaq Makovsky im Mittelmeer entdeckt, so etwas wie eine Tiefseeoase. Es ist die Kinderstube der Schwarzmaul-Katzenhaie, die sich in bis zu 800 Metern Tiefe tummeln und fortpflanzen. "Umso wichtiger ist es, dass wir das Gebiet mit einer international anerkannten Schutzzone sichern", sagt Makovsky. Für die Überwachung sorgt die Organisation "Sea Shepherd". Umweltschützer wie Bar Faran spüren auf ihren Patrouillenfahrten Piratenfischer auf, die in dem geschützten Gebiet illegal Netze auswerfen, und melden sie den israelischen Behörden.
Auf Madagaskar haben mehrere Küstenorte eine Revolution gestartet: zum Schutz der Fischbestände. Die Menschen auf der afrikanischen Insel sind arm, viele leben vom Fischfang. Doch sie hatten das Meer überfischt, ihr Einkommen sank. Um ihre Existenz zu sichern, richteten sie Schutzzonen ein, damit sich die Bestände erholen. Eine Erfolgsgeschichte für Meer und Mensch: Heute sind 17 Prozent der Küste Madagaskars lokal verwaltete Schutzzonen, weltweit sind es bereits über 670 in 14 Ländern. Initiiert hat diese Graswurzelbewegung namens "Blue Ventures" Alasdair Harris: "Wenn das Überleben der Meere nur von Meeresbiologen und Wissenschaftlern wie mir abhängen würde, dann wären wir verloren", sagt der Brite.
Das Great Barrier Reef vor der Ostküste Australiens ist Schauplatz der gefürchteten Korallenbleiche. Steigende Wassertemperaturen zerstören ihre Symbiose mit den Algen, die sie mit Nahrung versorgen. Meeresbiologin Line Bay will dies in Zukunft verhindern. Dazu hat sie die Gene einiger Korallenarten im Labor erforscht und durch gezielte Züchtung hitzeresistenter gemacht. "Korallen könnten sich schon selbst an veränderte Temperaturen anpassen", sagt die Wissenschaftlerin, "aber sie haben keine Zeit dazu, wenn sich die Wassertemperaturen weiter erhöhen wie bisher." Sie plädiert für ein radikales Eingreifen des Menschen, um mit genetisch optimierten Korallenarten die weltberühmten Riffe zu erhalten.
So unterschiedlich die Lösungsansätze auch sind, sie alle helfen, die Ozeane zu schützen, damit Mensch und Meer im Einklang leben können. Denn eines ist sicher: Die Zeit drängt!
Der Schwarm
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