Milliardenschatz in Sachsen: Was tun mit 50.000 Bitcoins?

    Milliardenschatz unantastbar:Sachsen: Was tun mit 50.000 Bitcoins?

    Thomas Bärsch
    von Thomas Bärsch
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    Sachsens Behörden sitzen auf 50.000 Bitcoins im Wert von derzeit etwa drei Milliarden Euro. Eine Rekordsumme. Aber sie können sie nicht verwenden, weil Ermittlungen noch laufen.

    Eine Bitcoin-Münze steht vor einer virtuell steigenden Kurve
    Der Wert des Bitcoin steigt seit Wochen massiv an - auch im Wallet der sächsischen Behörden (Symbolfoto).
    Quelle: Reuters/ Dado Ruvic

    Es war Mitte Januar, als die Kryptogemeinde aufhorchte. Ein "Wal" sei auf dem Markt unterwegs, raunte es auf diversen Plattformen, ein Wal, der riesige Mengen Bitcoins bewege.
    Als "Wale" gelten in der Krypto-Welt Investoren, die mindestens 1.000 Bitcoins in ihren Wallets, den digitalen Portemonnaies halten. Es war kein "Wal", sondern das BKA, und es ging auch nicht um 1.000, sondern um 50.000 Bitcoins, wie der Online-Dienstleister "Arkham" veröffentlichte. Verschoben aus einer Wallet namens "Movie2k.to" in eine Wallet, die von "Arkham" dem BKA zugeordnet wurde. 50.000 Bitcoins im Wert von damals zwei Milliarden Euro.
    Representation of Bitcoin cryptocurrency is seen in this illustration taken January 11, 2024.
    Das Bundeskriminalamt und sächsische Ermittler haben die Bitcoins Ende Januar beschlagnahmt. Damaliger Wert: Circa zwei Milliarden Euro.30.01.2024 | 1:44 min

    Geschichte beginnt bei kostenloser Streamingplattform

    Die Geschichte beginnt Anfang der 2000er, lange vor Netflix und Co. Damals tummelten sich kostenlose Streamingplattformen im Netz. So eine stellte ab 2011 auch ein Berliner Immobilienhändler mit einem polnischen Programmierer "Movie2k.to" online und bot den Nutzern 880.000 Filme zur kostenlosen Ansicht.
    Beide verdienten an Werbung für Glücksspiele oder Pornoseiten oder an Abofallen. Teile der Gewinne investierten sie in Immobilien und in eine noch weitgehend unbekannte "Krypto-Währung" namens Bitcoin, die damals teils noch für unter 100 Euro zu haben war.

    Bitcoin-Wallet jahrelang unangetastet

    Sächsische Ermittler konnten "Movie2k.to" im Mai 2013 stilllegen. In ihrer Wallet hatten die Betreiber inzwischen 50.000 solcher Bitcoins gehortet. Die Movie2k-Betreiber tauchten ab, ihre Wallet blieb unangetastet. Etwa fünf Millionen Euro war sie damals wert.
    Sechs Jahre später, 2019, klickten die Handschellen. Und nun, Anfang 2024, konnten die sächsischen Behörden die 50.000 Bitcoins "vorläufig sichern". Sie wurden in eine Wallet des BKA geladen. Offenbar hatten sich die Verdächtigen den sächsischen Ermittlern gegenüber kooperativ gezeigt. Ihr Wert Ende Januar: zwei Milliarden Euro.
    Valerie Haller
    Wie erwartet hat die US-Börsenaufsicht SEC die ersten börsengehandelten Bitcoin-Fonds, also ETFs, genehmigt. Nun wird mit erhöhter Nachfrage gerechnet. Valerie Haller berichtet. 11.01.2024 | 0:59 min
    Nun stellen sich Fragen. Wem gehören die Bitcoins? Dem Freistaat Sachsen? Sollte Sachsen dann die derzeitigen Kurse nicht nutzen, bevor der volatile Bitcoin wieder zur Talfahrt ansetzt?

    Staatsanwaltschaft auffällig zurückhaltend

    Doch es ist kompliziert und die Generalstaatsanwaltschaft Sachsen zeigt sich in der Sache auffällig zurückhaltend und verweist auf die noch laufenden Ermittlungen. Sie scheint unsicher, wem die Bitcoins tatsächlich zustehen.
    So könnten die Verteidiger darlegen, dass nur ein Teil der illegalen Gewinne aus der Plattform damals in die Wallet geflossen sei - und der andere Teil aus legalen Einkünften stamme, etwa aus dem Immobilienhandel. Sie würden dann darauf pochen, dass zumindest ein Teil der Bitcoins bei ihren Mandanten verbleiben müsse - zum Beispiel um die potentiell Geschädigten zu bedienen.
    Constantin Film in München zum Beispiel hat laut Medienberichten schon Ansprüche geltend gemacht. Die Frage ist aber: Worauf? Der Filmverleih muss nachweisen, welcher seiner Filme damals konkret raubkopiert und angeboten wurde - um daraus eine Anspruchssumme zu berechnen. Die Wertsteigerungen des Bitcoin seitdem spielen dabei keine Rolle - so werden sich Forderungen weit unterhalb des jetzigen Werts der Wallet bewegen.
    Auch für ein eventuelles Strafmaß sind solche Erwägungen interessant, denn die unermessliche Wertsteigerung des Bitcoin kann den Verdächtigen ja nicht zum Vorwurf gereichen. In ähnlichen Verfahren ging es um Haftstrafen im einstelligen Bereich.
    Screenshot: Arkham
    Ein Screenshot der Website "Arkham" zeigt, wie der Wert der Bitcoins im BKA-Wallet steigt.
    Quelle: Screenshot/Arkham

    Angeklagte könnten sogar Tausende Bitcoins behalten

    Im Fall "Movie2k" steht zwar noch in Geldwäsche-Vorwurf im Raum, doch müsste die lange Untersuchungshaft berücksichtigt werden. So ist tatsächlich denkbar, dass die Angeklagten zwar verurteilt werden, aber letztlich Tausende ihrer Bitcoins behalten können. Und wer weiß, zu welchen Kursen die digitale Währung dann gehandelt wird.
    Der Wert der Bitcoins, die derzeit in der Wallet des BKA liegen, ist in der Zwischenzeit weiter gestiegen: Seit Anfang März um 100 Millionen Euro. Fortsetzung folgt.

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