Hamburg: Über 2.000 Islamisten bei Kundgebung

    Unter Auflagen und Beobachtung:Hamburg: Über 2.000 Islamisten bei Kundgebung

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    Wieder Hamburg. Wieder die Islamisten von Muslim Interaktiv. Doch dieses Mal dürfen sie nicht durch die Straßen ziehen - unter anderem war Auflage, nur eine Kundgebung abzuhalten.

     Ein Mann hebt seinen Finger (islamisches Symbol für die Einheit Gottes, sogenannter Tauhid-Finger) als Provokation am Rande der Demonstration auf dem Steindamm gegen Islamismus und Antisemitismus und für freiheitliche Werte und das Grundgesetz.
    Zwei Wochen nachdem die islamistische Gruppe "Muslim interaktiv" bundesweit für Schlagzeilen sorgte, durfte sie heute wieder demonstrieren- unter strengen Sicherheitsmaßnahmen. 11.05.2024 | 1:49 min
    Zwei Wochen nach ihrer umstrittenen Kundgebung in Hamburg hat die extremistische Gruppierung Muslim Interaktiv wieder in der Hansestadt mobilisiert. Nach Angaben der Polizei schlossen sich am Samstagnachmittag rund 2.300 Menschen einer Demonstration der Islamisten an.
    Unter strengen Auflagen und großer Polizeipräsenz versammelten sie sich zu einer Kundgebung auf dem Kreuzweg im Stadtteil St. Georg. Am 27. April hatte eine Kundgebung von Muslim Interaktiv bundesweit Empörung ausgelöst, weil auf Schildern unter anderem der Schriftzug "Kalifat ist die Lösung" zu lesen war.
    Hamburg: Teilnehmer einer Islamisten-Demo halten ein Plakat mit der Aufschrift ·Muslime schweigen nicht· in die Höhe.
    Sicherheitsbehörden stufen die Gruppierung als extremistisch ein. Sie spricht gezielt junge Menschen in sozialen Medien an, hetzt gegen den Westen und verbreitet Hass gegen Israel.29.04.2024 | 1:05 min

    Kein Demozug von Muslim Interaktiv erlaubt

    Am Samstag hatte die Polizei am Rande der Versammlung, die unter dem Titel "Gegen Zensur und Meinungsdiktat" angekündigt war, unter anderem Wasserwerfer positioniert. In der Nähe versammelten sich einige Gegendemonstranten. Anders als vom Anmelder gewünscht durfte die Versammlung von Muslim Interaktiv nur als stationäre Kundgebung stattfinden, ein Demozug war nicht erlaubt. Die Teilnehmer waren nach Beobachtungen einer Reporterin fast ausschließlich Männer.
    Die Versammlungsbehörde hatte als eine von neun Auflagen vorgegeben, dass es keine Geschlechtertrennung geben dürfe. Die Auflagen wurden zu Beginn, wie von der Behörde vorgegeben, auf Deutsch und Arabisch vorgelesen. Wie schon bei der Demonstration Ende April war es untersagt, zu Hass und Gewalt aufzurufen und das Existenzrecht Israels zu leugnen. Auch das Beschädigen oder Verbrennen israelischer Flaggen wurde untersagt.
    Islamexpertin Prof. Susanne Schröter bei ZDFheute live
    Nach Einschätzung von Islamforscherin Prof. Susanne Schröter will Muslim Interaktiv eine "Rolle rückwärts ins 17. Jahrhundert" und die Abschaffung der Demokratie.29.04.2024 | 18:53 min

    Auch absurde Meinungen müssen ertragen werden

    Die rechtlichen Möglichkeiten von Behörden im Umgang mit Sympathisanten eines islamistischen Kalifats in Deutschland sind nach Darstellung von Bundesjustizminister Marco Buschmann begrenzt. Der FDP-Politiker sagte:

    Reine Sympathiebekundung für ein Kalifat ist etwas, was ich für politisch absurd und abwegig halte.

    Marco Buschmann, Justizminister

    Das Bundesverfassungsgericht habe aber sinngemäß festgestellt: Solange eine absurde Meinung, auch eine, die dem Grundgesetz widerspricht, einfach nur geäußert werde, ohne dass Anstalten unternommen würden, die Ordnung des Grundgesetzes dann auch zu beseitigen oder andere Rechtsgüter zu verletzen, müsse dies als Teil des geistigen Meinungskampfes ertragen werden.
    Jurist Prof. Clemens Arzt bei ZDFheute live
    "Es gibt kein Pflicht zum Wertekonsens", erklärt Prof. Clemens Arzt. Der Wunsch nach einer anderen Staatsordnung sei von der Meinungsfreiheit gedeckt.29.04.2024 | 8:05 min
    Anders wäre es, wenn eine Terrorgruppe oder extremistische Vereinigung einen Satz wie "Das Kalifat ist die Lösung" zu ihrer Losung machen würde. "Wir würden eine solche Organisation dann bei Vorliegen der entsprechenden rechtlichen Voraussetzungen verbieten beziehungsweise gegen sie vorgehen." Dies würde dann auch ihre Symbole betreffen - "das ist aber heute nicht oder noch nicht der Fall".

    Faeser: Islamisten fest im Visier

    Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) betonte, dass die Sicherheitsbehörden die islamistische Szene in Deutschland fest im Visier hätten. "Wir setzen alle Instrumente ein: von der nachrichtendienstlichen Beobachtung bis hin zu intensiven Ermittlungen", sagte sie der Funke Mediengruppe.
    Die Behörden hätten allein in den letzten Monaten mehrfach frühzeitig zugeschlagen, um Anschlagspläne zu verhindern. Faeser versicherte, auch jene, die in Hamburg über ein Kalifat fantasiert hätten, stünden im Fokus der Sicherheitsbehörden.

    Wir können in unserem Rechtsstaat solche Gruppierungen aber nur verbieten, wenn die hohen rechtlichen Voraussetzungen dafür erfüllt sind.

    Nancy Faeser, Innenministerin

    Faeser bezeichnete die scharfen Auflagen der Hamburger Behörden als richtig. Die Sicherheitsbehörden beobachteten zudem sehr genau, ob gegen das Verbot der Terrororganisation Hamas und der Gruppierung Samidoun verstoßen werde. "Das ist eine Straftat, die auch bei Demonstrationen ein sofortiges Durchgreifen ermöglicht."
    Quelle: dpa

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