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Asteroiden: Die letzte Chance

Wie können wir der Gefahr begegnen?

Grafik: Asteroid vor Erde

Asteroiden auf Kollisionskurs: Harald Lesch reist in einem virtuellen Raumschiff durch das Sonnensystem, um herauszufinden, wie wir der Gefahr begegnen können.

Datum:
02.10.2016
Verfügbarkeit:
Video leider nicht mehr verfügbar

Millionen von Asteroiden vagabundieren durch unser Sonnensystem. Täglich fallen mehrere Tonnen kosmischen Staubs zur Erde. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis uns ein großer Brocken gefährlich wird. Doch trotz des Risikos sind Abwehrmaßnahmen bisher reine Theorie. Im Morgengrauen des 15. Februar 2013 erhellt ein Feuerball den Himmel über der russischen Kleinstadt Tscheljabinsk. Seine Druckwelle beschädigt Tausende Gebäude. Spätere Auswertungen zeigen: Hier war ein Asteroid von etwa 20 Metern Durchmesser beim Durchgang durch die Atmosphäre explodiert. Er war völlig unbemerkt auf Kollisionskurs gelangt, denn selbst die besten Teleskope können Asteroiden nur unter bestimmten Bedingungen erspähen.

Apophis: der potenzielle Zerstörer

Nahende Asteroiden verraten sich als Lichtpunkte, die über den Nachthimmel ziehen. Im Juni 2004 wurde am Kitt Peaks Observatorium in Arizona ein bis dahin unbekannter Asteroid entdeckt, der sich schnell auf die Erde zu bewegte. Die Astronomen tauften ihn „Apophis“ – nach dem ägyptischen Gott der Finsternis. Mit mehreren Hundert Metern hätte Apophis das Potenzial, Tausende Quadratkilometer in Schutt und Asche zu legen. Die erste Prognose seiner Bahn war deshalb ein Schock: Der Asteroid könnte 2029 mit der Erde kollidieren – am Freitag, den 13. April.

Unter Hochdruck stellten die Astronomen genauere Berechnungen seiner Bahn an – und konnten bald Entwarnung geben: 2029 würde Apophis die Erde knapp verfehlen. Allerdings: Bei jedem Umlauf um die Sonne kreuzt der Asteroid zweimal die Erdbahn. Apophis könnte immer wieder auf Kollisionskurs gelangen. Um die Wahrscheinlichkeit einer späteren Kollision zu berechnen, brauchten die Astronomen mehr Daten. Doch zwischen 2008 und 2011 zog Apophis seine Bahn auf der Tagseite der Erde und entzog sich so der Beobachtung. Erst 2012 konnten die Wissenschaftler eine Kollision in diesem Jahrhundert sicher ausschließen.

Gefährliche Unruhe

Die meisten Asteroiden im Sonnensystem ziehen ihre Bahnen im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter. Dort sind sie für uns keine Gefahr. Allerdings reicht schon ein kleiner Anlass, um das labile Gleichgewicht zu stören. Vor allem Jupiter sorgt regelmäßig für gefährliche Unruhe, obwohl er vom Asteroidengürtel weit entfernt ist. Immer wenn ein Asteroid dem Giganten nahe kommt, zieht ihn dessen Anziehungskraft ein wenig aus der Bahn. Auf Dauer kann diese kleine Ablenkung den Asteroiden auf Kollisionskurs schicken. Einschläge sind daher gar nicht so selten. Viele Sternschnuppen sind nichts anderes als Mikro-Asteroiden: Etwa 100 Tonnen kosmischer Staub verglühen jeden Tag in der Atmosphäre. Doch gewaltige Narben auf unserem Planeten zeugen von kosmischen Bomben eines anderen Kalibers: Der Barringer-Krater in Arizona mit rund 1200 Metern Durchmesser verdankt sich dem Einschlag eines etwa 45 Meter großen Brockens. Mehr als hundert solcher Krater sind heute bekannt.

Pläne, der Gefahr aus dem All zu begegnen, sind bisher reine Theorie. Eine mögliche Strategie wäre, ein unbemanntes Raumschiff in die Nähe des Asteroiden zu dirigieren. Die Anziehungskraft des Raumschiffs könnte dann den Brocken ganz langsam aus seiner Bahn lenken, bis er vom Kollisionskurs abweicht. Allerdings würde diese Methode nur funktionieren, wenn der Asteroid noch weit genug entfernt ist, so dass genügend Zeit bleibt. Wäre der potenzielle Killer bereits zu nahe, müsste er mit Sprengungen aus seiner Bahn katapultiert oder gar zerstört werden, um die Katastrophe abzuwehren.

Terra X - Making of Faszination Universum 

Harald Lesch reist für „Faszination Universum“ mit einem virtuellen Raumschiff durchs All. Für die perfekte Weltraum-Illusion wurde weder an Manpower noch an Rechenleistung gespart.

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Lehren aus der Rosetta-Mission

Doch auch eine Sprengung birgt Risiken, denn Asteroiden unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung. Je nach Beschaffenheit und Größe müsste ein Sprengsatz punktgenau platziert werden, um den Erfolg der Mission zu garantieren. Dass solche Manöver im Weltraum eine Herausforderung sind, zeigt die Rosetta-Mission zum Kometen Tschurjumow-Gerassimenko, die auch als Testprojekt für eine Asteroidenabwehr dienen kann. Zwar stammen Kometen aus weit entfernten, kalten Bereichen unseres Sonnensystems. Doch wie Asteroiden rasen auch sie mit Tausenden Kilometern pro Stunde durchs All.

Im August 2014 näherte sich die Raumsonde Rosetta dem Kometen. Anhand der ersten Fotos bestimmten die Ingenieure einen geeigneten Landeplatz für den Landeroboter Philae, der an Bord von Rosetta mitgereist war. Sie programmierten die Raumsonde so, dass sie Philae exakt darüber absetzte. Da der Landeroboter selbst nicht steuerbar war, konnten die Ingenieure ab diesem Zeitpunkt nur noch warten. Nach sieben Stunden freiem Fall erreichte Philae zwar sein Ziel, doch seine Signale deuteten darauf hin, dass er keinen Halt gefunden hatte. Spätere Analysen zeigten, dass die Harpunen, mit denen er sich am Kometen festkrallen sollte, nicht gefeuert hatten. Philae taumelte über die Oberfläche des Kometen und blieb schließlich  im Schatten eines Kliffs hängen. Ohne Sonnenlicht für die Solarpaneele ging ihm nur drei Tage später die Energie aus. Wäre Philae ein Sprengsatz, mit dem ein Asteroid auf Kollisionskurs abgewehrt werden solle, wäre eine solche Bruchlandung katastrophal.

Ein Technologieschub wäre nötig

Im Zweifel bleibt nur eine Chance: eine bemannte Mission, deren Crew die richtige Platzierung des Sprengsatzes sicherstellen kann. Aber es existiert zurzeit keine geeignete Rakete, die Menschen auch nur bis zum Mond bringen könnte. Was den Ingenieuren bei der Mondlandung in den 1960er-Jahren gelang, scheint heute in weiter Ferne. Dabei sollte die immerwährende Bedrohung durch Asteroideneinschläge Grund genug sein, die Weltgemeinschaft zur Entwicklung geeigneter Triebwerke zusammenzuschweißen. Doch die unberechenbare Gefahr, die in weiter Ferne scheint, genügt offensichtlich nicht für eine internationale Anstrengung.

Die Entwicklung leistungsstarker Raketenantriebe könnte von unerwarteter Seite Aufwind erhalten: Privatunternehmen wollen die Ressourcen im Weltall kommerziell nutzen. Schon in rund zehn Jahren wollen die „interplanetaren Bergbaugesellschaften“ Eisen, Titan, Gold und sogar Platin auf Asteroiden abbauen.

Findet der nächste Goldrausch im Weltraum statt?

Die wertvollen Rohstoffe sollen in Raffinerien direkt vor Ort verarbeitet werden. Die Triebwerke, die geeignet wären, die hierzu nötigen Maschinen zu transportieren, wären auch für die Abwehr eines Asteroiden auf Kollisionskurs nützlich. Und: Die Verheißungen der Unternehmen sind nicht unrealistisch: Ein nur wenige Kilometer großer Asteroid könnte schon Metall im Wert des deutschen Bundeshaushalts –  etwa 300 Milliarden Euro – in sich tragen. Einer Schätzung zufolge enthält allein der Asteroid Eros, etwa so groß wie die Insel Sylt, Gold im Wert von über vier Billionen Euro. Das sind mehr als 60 Prozent allen Goldes, das jemals auf der Erde abgebaut wurde.

Die Verlockung von Reichtümern beflügelt die Entwicklung neuer Technologien. Zugleich droht der seit 2015 in den USA geltende „Space Act“ den bis dato geltenden internationalen Konsens zu unterwandern, dass im Weltraum nur zu Zwecken, die dem Wohl der ganzen Menschheit dienen, geforscht, gesiedelt und nach Metallen geschürft werden darf. Schon auf der Erde zeigt eine Region, wie mühsam es ist, ein Gebiet vor dem ständig wachsenden Rohstoffhunger zu schützen: die Antarktis.

Angesichts der Herausforderungen braucht es eine globale Anstrengung, um im Ernstfall die nötige Technologie für eine Asteroidenabwehr zur Hand zu haben. Vielleicht  bietet eine große Vision dazu den Anlass: der bemannte Flug zum Mars. Vor mehr als 50 Jahren hatte der Traum vom ersten Menschen auf dem Mond Politiker wie Ingenieure beflügelt. Heute ist es der Traum vom Mars, der für den nötigen technologischen Schub sorgen und so die Menschheit vor einer kosmischen Bombe bewahren könnte.

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