Vom Goethehaus bis zum KZ Buchenwald: Glanz und Elend liegen nah beieinander in der Klassikerresidenz.
Zahlreiche Bauten zeugen von der NS-Zeit
Die ZDF-Dokumentation beginnt in Weimar – die idyllische Klassikerstadt von Goethe und Schiller, die von den Nationalsozialisten für ihre Propagandazwecke missbraucht wurde. Ausgerechnet aus Weimar sollte eine NS-Musterstadt werden. Das ehemalige Gauforum bestimmt heute noch das Bild der Stadtmitte.
Nicht weit davon hat dieses Jahr das neue Bauhaus-Museum eröffnet. Weimar ist eine der Lieblingsstädte Adolf Hitlers gewesen. Residiert hat er häufig im 1937/38 neugebauten Hotel Elephant. Vom Balkon aus trat er damals mit dem berüchtigten Thüringer NSDAP-Gauleiter Fritz Sauckel vor das Volk. Dessen riesige Dienstvilla, im Stil eines Stadtpalais, ist heute eine Schulungsstätte der Bundesagentur für Arbeit. Zahlreiche weitere Bauten zeugen hier noch von der NS-Zeit: Die Erweiterung des Goethe-Nationalmuseums, eine völkische Gedächtnishalle für Friedrich Nietzsche oder die evangelische Johanneskirche, ein Bauwerk aus dem Jahr 1938 für damals nazitreue Christen.
Gauhauptstadt Weimar
Klassikerresidenz und Todeslager: Das grausamste Kapitel der Geschichte Weimars zeigt sich im unmittelbar benachbarten ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald auf dem Ettersberg. Lagergebäude ebenso wie das Krematorium erinnern an die elende Geschichte, über 56.000 Menschen sterben an Folter, medizinischen Experimenten und Auszehrung.
Die Dokumentation begleitet ein internationales Sommercamp, bei dem Jugendliche Erinnerungsarbeit für die Gedenkstätte leisten.
Gauleiter Sauckel hatte das KZ Buchenwald in „seine“ Gauhauptstadt Weimar geholt und belieferte später die deutsche Rüstungsindustrie mit einem Millionenheer von Zwangsarbeitern. So auch für den Walpersberg, wo wohl aberhunderte Menschen an den Folgen der Zwangsarbeit starben, als sie riesige Stollen für eine nie fertiggestellte Düsenjägerfabrik vorantreiben mussten. Der Krieg war mitten in Deutschland angekommen.