Auch wenn sich mit dem Regierungswechsel 1982 ein ökonomischer Stimmungswandel abzeichnet, vermittelt die so genannte „Wende“ am Beginn der Ära Kohl nicht das Gefühl eines Neuanfangs. Der Wunsch nach Normalität dominiert die deutsche Gesellschaft; auf der deutsch-deutschen Ebene stagnieren die Beziehungen. Die Deutschen (West) haben sich in „ihrer Bundesrepublik“ eingerichtet und die Menschen in der DDR suchen jenseits der Bevormundung durch das SED-Regime ihre privaten Nischen.
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Die Sicherung des Status quo scheint vorrangig. Leidenschaftlich tobt die Debatte um das Wettrüsten, sie bringt die Grünen in den Bundestag. Ein historischer Machtwechsel im Kreml macht die Bedrohungsszenarien nahezu obsolet. Michail Gorbatschow führt - im Zeichen von Glasnost und Perestroika - nicht nur sein Land in eine neue Ära, sondern ganz Europa, die Welt: Der Kalte Krieg endet. Die DDR-Bürger bejubeln den Hoffnungsträger in Moskau und bringen im Vertrauen auf ihn das SED-Regime zum Einsturz.
Am 9. November 1989 geschieht das Unglaubliche. Mit dem Mauerfall findet die friedliche Revolution in Ostdeutschland ihren glücklichen Höhepunkt. Ohne dass dies das erste Ziel ist, stoßen die DDR-Bürger das Tor zur Wiedervereinigung auf. Heißt es zunächst "Wir sind das Volk", folgt schon bald darauf der Ruf "Wir sind ein Volk".