Abgassünder Diesel - Freie Fahrt in den Export

Wer Fahrverbote umgehen will, sollte beim Neukauf eines Dieselfahrzeugs unbedingt darauf achten, das der Wagen die Abgasnorm EURO6dtemp (ISC_NOx 168mg/km CF=2,1) erfüllt. Sie ist verbindlich für neu zertifizierte Fahrzeuge ab 01.09.2017 und gilt für alle neuen Fahrzeuge ab 01.09.2019.
Allerdings kündigt sich bereits eine weitere, noch strengere Abgasnorm an. Die seit 1992 nun mehr zwölfte Norm heißt EURO6dfinal (ISC_NOx 120 mg/km CF=1,5) und gilt verbindlich für neu zertifizierte Fahrzeuge ab 01.01.2020 und für alle neuen Fahrzeuge ab 01.01.2021. Wer also noch etwas Zeit hat, sollte vielleicht noch ein Jahr mit dem Neukauf warten.

Generell ist Euro 6 bei den gefährlichen Stickstoffoxiden (NOx) besonders streng. Hier sind nur noch maximal 80 mg pro km erlaubt. Stickstoffoxide gehören zu den „Massenschadstoffen“ in der Luft: Mehr als eine Million Tonnen werden pro Jahr davon allein in Deutschland freigesetzt. Stickstoffdioxid ist ein ätzendes Reizgas, es kann bei Dauerbelastung in hohen Dosen das Schleimhautgewebe im gesamten Atemtrakt schädigen und die Augen reizen.

Quellen: Karlsruher Institut für Technologie (KIT); Umweltbundesamt

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Recht neu ist auch die Abgasnorm Euro 5. Euro 5a gilt für Neu-Fahrzeuge, die ab 01. Januar 2011 zugelassen wurden. Euro 5b für Fahrzeuge, die ab 01. Januar 2013 zugelassen wurden. Bei den Stickstoffoxiden sind hier noch 180mg pro km zugelassen. Fahrzeuge die die Abgasnorm Euro 5 erfüllen, gelten nicht grundsätzlich als "alte" Diesel" und sind daher bislang nur in Hamburg von Fahrverboten betroffen. Alle Diesel-Fahrzeuge, die nicht der aktuellen Norm Euro 6 entsprechen, müssen dort einen 580 Meter langen Abschnitt auf der meiden.
Allerdings gibt es gerichtliche Urteile, die ein Diesel-Fahrverbot auch für Euro-5-Autos vorsehen:
Frankfurt am Main: Hier wurde bereits für Februar 2019 ein solcher Beschluss gefasst – zunächst sind aber Euro-5-Diesel nicht vom Fahrverbot betroffen. Ab September 2019 soll aber eine entsprechende Vorschrift folgen, nach der auch die Schadstoffklasse 5 in den jeweiligen Zonen nicht mehr fahren darf.
Berlin: Bestimmte Streckenabschnitte sind auch in Berlin von einem Fahrverbot für Diesel der Euro-5-Norm und schlechter versehen. Mitte 2019 soll es in Kraft treten.
Stuttgart: Dort sind zwar ebenfalls Verbote geplant, dabei sollen aber vorerst Wagen der Schadstoffklasse Euro 5 nicht vom Diesel-Fahrverbot betroffen sein. Vielmehr will die Stadt zunächst ermitteln, ob ihr Konzept von einem Verbot für Euro-4-Autos und älter aufgeht. Sollte dies nicht der Fall sein, kann ein Fahrverbot für Diesel mit Euro 5 folgen.
Auch in Köln und Bonn sind ab Herbst 2019 Fahrverbote für Euro 5-Diesel in bestimmten Straßenabschnitten geplant.

Wer einen Euro 5-Diesel kaufen will, sollte sich also vorher genau bei der seiner Stadtverwaltung informieren, ob Fahrverbote geplant sind. Auf alle Fälle ist mit weiteren Fahrverboten zu rechnen.

Quellen: bussgeldkatalog.org; Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

Die Euro-4-Norm ist deutlich älter und gilt für Neu-Fahrzeuge, die ab dem 01.Januar 2006 zugelassen wurden. Sie erlaubt bei den Stickoxiden Abgaswerte bis zu 250 mg pro km. Fahrzeuge mit dieser Abgasnorm sind im Fall von Fahrverboten immer betroffen. Ausnahmen werden allerdings gemacht für Anwohner und deren Besucher, Polizei und Müllabfuhr, ÖPNV, Krankenwagen, Taxis, Handwerker und Lieferwagen.
Wer in einen, der inzwischen recht preiswerten, Euro-4-Diesel investieren will, sollte sich vorher genau überlegen, wo das Fahrzeug genutzt wird.

Quellen: bussgeldkatalog.org; Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

Die Abgasnormen Euro 1 bis 3 sind die ältesten Abgasnormen. Euro 1 gilt für Neu-Fahrzeuge, die ab dem 01. Januar 1993 zugelassen wurden, Euro 2 für Neuwagen die ab 01.Januar 1996 und Euro 3 für Wagen, die ab dem 01.Januar 2001 als Neuwagen zugelassen wurden. Dieselfahrzeuge dieser Abgasnormen sind im Falle von Fahrverboten immer betroffen.

Quellen: bussgeldkatalog.org; Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

Für Fahrzeuge mit Benzinmotor gelten grundsätzlich die gleichen Abgasnormen wie für Dieselfahrzeuge. Allerdings stoßen Benziner die Schadstoffe in anderen Konzentrationen aus. Stickoxide beispielsweise, die wegen der niedrigen Grenzwerte bei Dieselfahrzeugen zu Fahrverboten führen, sind bei Benzinern kein großes Problem. Allerdings werden auch für alte Benziner der Abgasnormen Euro 1 und 2 Fahrverbote diskutiert. Dies betrifft Fahrzeuge, die ab dem 01. Januar 1993 bzw. ab dem 01.Januar 1997 bis zum 31.12.2000 als Neuwagen zugelassen wurden.
So entschied das Kölner Verwaltungsgericht, dass die Stadt Köln ab April 2019 eine Fahrverbotszone auch für Benziner der Klassen Euro 1 und 2 ausweisen muss.

Quellen: bussgeldkatalog.org; Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

Der Weg in die Schrottpresse

Der Export gebrauchter Autos aus Deutschland ist ein lukratives Geschäft. Sowohl bei Fahrzeugen mit Dieselmotor als auch bei Autos mit Benzinmotor werden Milliarden Euro umgesetzt. So stieg der Ausfuhrwert gebrauchter Diesel-Pkw von 3,38 Milliarden Euro im Jahr 2015 auf 4,19 Milliarden Euro im Jahr 2018. Deutlich geringer fielen hingegen die Umsätze und Zuwächse bei Autos mit Benzinmotoren aus. Hier wurden im Jahr 2015 Fahrzeuge im Gesamtwert von 2,57 Milliarden Euro exportiert. Im Jahr 2018 betrug der Ausfuhrwert 2,72 Milliarden Euro.

Quelle: Statistisches Bundesamt

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Während der Gesamt-Ausfuhrwert bei beiden Motortypen von 2015 bis 2018 gestiegen ist, hat sich die Anzahl der exportierten Autos anders entwickelt. Wurden im Jahr 2015 noch 215.588 Fahrzeuge mit Benzinmotor exportiert, waren es 2018 nur noch 199.120. Ein Rückgang um 7,6 Prozent. Dagegen wurden zunehmend Fahrzeuge mit Dieselmotoren exportiert. Waren es im Jahr 2015 noch 183.669, stieg ihre Anzahl im Jahr 2018 auf 249.163. Ein Plus von 35,6 Prozent.

Quelle: Statistisches Bundesamt

Betrachtet man den durchschnittlichen Wert der einzelnen Fahrzeuge, fallen zwei Aspekte auf. Der Durchschnittswert der exportierten Autos mit Benzinmotor stieg von 2015 bis 2018 von 11.934 Euro auf 13.675 Euro. Hier macht sich wohl auch bei Gebrauchtfahrzeugen die allgemeine Preissteigerung bei Autos bemerkbar. Anders hingegen bei Dieseln. Hier sank der durchschnittliche Ausfuhrwert pro Fahrzeug vom Jahr 2015 bis 2018 von 18.390 Euro auf 16.826 Euro. Berücksichtigt man auch hier, dass Autos in diesem Zeitraum generell teurer geworden sind, ist bei Dieseln ein deutlicher Preisverfall festzustellen.

Quelle: Statistisches Bundesamt

Benziner:                              
Benin: 30.298                                          
Nigeria: 15.678                      
Georgien: 11.974                  
Niederlande: 10.702              
Schweiz: 10.594                    
Polen: 9.059                          
Niger: 8.302                           
Kamerun: 7.413                     
Togo: 7.411                            
Frankreich: 7.313                  

Diesel:
Italien: 15.772
Schweiz: 11.289
Österreich: 11.120
Frankreich: 10.752
Ungarn: 10.337
Niederlande: 9.593
Bosnien/Herzegowina: 8.686
Polen: 8.018
Belgien: 8.010
Rumänien: 7.489

Zahlreiche Benziner und Diesel hatten auf den Transportern der Exporteure keine weite Reise. 31,7 Prozent der Benziner und 58,2 Prozent der Diesel in den Top Ten der Ausfuhrländer gingen im Jahr 2015 in unsere Nachbarstaaten.

Quelle: Statistisches Bundesamt

Benziner:                              
Nigeria: 15.379                     
Niederlande: 14.998             
Polen: 14.702                       
Libyen: 13.855                      
Georgien: 12.043                  
Frankreich: 10.266                
Italien: 9.741                         
Österreich: 8.569                   
Belgien: 8.554                       
Benin: 7.858                          

Diesel:
Österreich: 25.634
Italien: 20.780
Frankreich: 18.175
Ukraine: 15.057
Rumänien: 13.305
Niederlande: 12.899
Tschechien 11.753
Ungarn: 11.380
Polen: 10.709
Belgien: 8.729

Drei Jahre später, im Jahr 2018, gingen 49,2 Prozent der Benziner und 59,2 Prozent der Diesel in den Top Ten der Ausfuhrländer in unsere Nachbarstaaten.

Quelle: Statistisches Bundesamt

Ein Film von Michael Nieberg
Kamera: Tim Gralke
Schnitt: Dennis Mätzig
Redaktion: Martin Ordolff
Leitung der Sendung: Volker Angres

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