In Deutschland besitzen laut statistischem Bundesamt rund 35 Millionen einen Garten. Zwar wird in Supermärkten immer mehr "Bio" angeboten, dennoch ist im Garten oder auf dem Balkon noch viel zu häufig Chemie im Einsatz.
Es gibt eine Vielzahl chemischer Helfer für Gartenfreunde auf dem deutschen Markt. Die Verkäufer sind eigentlich verpflichtet, sachkundige Hinweise zur korrekten Anwendung von Giften oder Unkrautvernichtungsmitteln zu geben - deshalb stehen die Chemikalien eingeschlossen hinter Glas im Laden. Doch Testkäufe für die Sendung "planet e." zeigen: Tatsächlich findet oft keine Beratung statt.
Heinz-Werner Hirschhäuser wacht als Vorsitzender einer Kleingartensiedlung in Frankfurt über 174 Grundstücke. Er ist genervt von der Werbung der chemischen Industrie, die suggeriert, man brauche für alle Bereiche im Garten Hilfsprodukte. Wenn einer "seiner" Schrebergärtner auf den Parzellen Gift spritzt, droht sogar der Rauswurf. Bei seinen regelmäßigen Rundgängen klärt Hirschhäuser auf. "Von den Produkten aus dem Baumarkt brauchen wir gar nichts, wenn wir Hobbygärtner uns einen ordentlichen Kompost herstellen", empfiehlt er.
Altlasten in Böden
Im Bodenlabor der Raiffeisen in Ormont (Vulkaneifel) landen täglich Dutzende Proben von verunsicherten Hobbygärtnern. Auch Andrea Siemens aus Goslar hat dort Muttererde aus dem elterlichen Garten eingeschickt, den sie vor einigen Jahren geerbt hat. Das Ergebnis ist niederschmetternd für die Anhängerin von Bioprodukten: Im Garten lauern jede Menge gefährliche Schwermetalle. Es gibt zu viel Blei, Kupfer und Zink. Zudem ist der Garten total überdüngt. Zusammen mit Laborleiter Josef Lux erarbeitet sie nun einen Maßnahmenplan, damit sie weiterhin schadlos Gemüse anbauen kann.
Nächstes Problem: Gartengeräte mit Benzinmotor. Deren Schadstoffbilanz ist in der Tat deutlich schlechter als die moderner Automotoren. Ein Rasenmäher mit Zweitaktmotor stößt pro verbrauchtem Liter Benzin ebenso viele Schadstoffe aus wie ein Auto der 30er Jahre. Zudem gelten die Abgase als eindeutig krebserregend. Jährliche Stichproben der Deutschen Umwelthilfe zeigen: 80 Prozent der Testgeräte weisen zu hohe Abgasemissionen auf.
Auch zur Schädlingsbekämpfung wird jede Menge Gift eingesetzt: gegen Ameisen genauso wie gegen Maulwürfe, Mäuse oder Ratten. Besonders gegen die lästigen Nacktschnecken wird großräumig das Schneckenkorn gestreut. Todesurteil auch für so manche Katze.
Vergiften die Hobbygärtner die Umwelt und am Ende gar sich selbst? "planet e." mit einem Streifzug durch das "grüne" Deutschland.
Interview mit Prof. Johann Zaller, Universität für Bodenkultur, Wien
Interview mit Josef Lux, Raiffeisen Laborservice
Interview mit Dr. Werner Stührenberg, Tierarzt
Der insektenfreundliche Garten
Tipps: Natürliche Schädlings- und Unkrautbekämpfung
Testkäufe in Garten- und Baumärkten
„Pflanzenschutzmittel wirken nicht nur gegen Schädlinge, sondern stets auch gegen andere Organismen – und können bei Fehlanwendungen sogar die eigene Gesundheit beeinträchtigen“, warnt das Umweltbundesamt auf seiner Webseite. Schaden und Nutzen müssten immer abgewogen werden.
In deutschen Baumärkten und Geschäften dürfen die Pflanzenschutzmittel deshalb nicht frei zugänglich angeboten werden. Meist findet man sie hinter Glas: Herausgegeben werden dürfen sie ernst nach eingehender Beratung.
Hobbygärtner Heinz-Werner Hirschhäuser hat für planet e. Testkäufe in drei Garten- bzw. Baumärkten gemacht. Das Ergebnis: Die Pflanzenschutzmittel bekam er, eine Beratung allerdings nicht.
Anbei die Reaktion der zwei betroffenen Baumärkte auf die Testkäufe von planet e. Der dritte Markt hat keine Rückmeldung geschickt.