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Imperium (2/3): Der Fluch des Diamanten

Die Traumwelt der Märchenkönige

Elefantenparade beim Dreh zu den Maharadschas.

In ihren besten Zeiten beherrschten rund 600 Maharadschas gut zwei Drittel des indischen Subkontinents. Ihr Regiment war schillernd und prächtig - aber letztlich doch nur dekorativ.

Datum:
11.06.2016
Verfügbarkeit:
Video leider nicht mehr verfügbar

Edelsteine, perlengeschmückte Haremsfrauen und prachtvolle Prozessionen mit Elefanten: Die Maharadschas stehen für eine Epoche voller Glanz und Luxus. Auch wenn sie mit dem Ende der Kolonialzeit ihre Macht und einen Teil ihres Vermögens verloren - in der Vorstellung über Indien spielen sie weiter eine wichtige Rolle.

In ihren besten Zeiten beherrschten rund 600 Maharadschas - "Große Könige" - gut zwei Drittel des indischen Subkontinents. Ihr Regiment war schillernd und prächtig - aber letztlich doch nur dekorativ. Denn im Spiel, das die Kolonialmächte mit Indien betrieben, waren die Maharadschas nichts weiter als willenlose Marionetten - vor allem der englischen Handelskompanien.

Einblick in Privatarchive

Ihre Märchenwelt jedoch blieb über Jahrhunderte unangetastet und stellte alles in den Schatten, was Herrscherfantasien je erträumt haben. Noch heute beschwören Bollywood-Filme diese luxuriösen Exzesse - gemacht aus Gold, Edelsteinen, Haremsfrauen und Elefanten-Prozessionen.

Die Terra X-Dokumentation gibt in faszinierenden Reenactments und bislang ungezeigten Filmaufnahmen aus den Privatarchiven der Maharadschas Einblick in die exotische Welt der "Großen Könige", wie die Maharadschas übersetzt heißen. Verschwenderischer Luxus wurde zum Herrschaftsprinzip - über Hunderte von Jahren.

Politischer Trick

Aber kann man die politische Herrschaft tatsächlich durch atemberaubende Entfaltung von Luxus und Pracht sichern? Vermag eine glänzende Fassade das Bedürfnis der Menschen nach nationaler Identität zu stillen? Die Engländer dachten es, als sie 1615 damit begannen, die Reichtümer Indiens auszubeuten.
Sie ließen den Maharadschas gerne die "Autonomie ihrer Prachtentfaltung". Sie nährten sogar durch reiche Geschenke die Lust an deren gottgleicher Repräsentation. Aber im Rücken der verhätschelten Fürsten bauten sie mit kaltem Kalkül ein Kontrollsystem aus, das allein ihren Interessen diente. Erst spät erkannten viele der Maharadschas, dass die fremden Händler aus der unbekannten Welt längst die eigentlichen Herren im Hause waren.

Eine Frau war es schließlich, die den Engländern Mitte des 19. Jahrhunderts gefährlich wurde - wenngleich gerade ihr grausames Schicksal ein Schlaglicht auf die Machtlosigkeit der indischen Herrscher warf: die Maharadscha-Frau Rani von Jhansi.

Luxus-Exzesse

Während - wie so oft - Uneinigkeit und Zwist die vielen Maharadschas lähmt, zog sie mit ihren Getreuen entschlossen gegen das mächtige Empire zu Felde. Ihren jüngsten Sohn auf den Rücken gebunden, in jeder Hand ein mächtiges Schwert, ritt sie an der Spitze ihrer Truppen der englischen Kriegsmaschine entgegen. Gerade 22 Jahre war sie alt, als ein britischer Säbel sie vom Pferd schlug und Gewehrsalven ihren Leib zerfetzten.
"Business as usual" - das war nach der berüchtigten Schlacht von Gwalior das Motto der siegreichen Engländer und der willfährigen Fürsten. Und noch mehr: Die Engländer erklärten Indien zur Kolonie und belohnten das Treuebündnis der Maharadschas mit immer reicheren Gaben: Von da an begann eine Zeit bodenloser Luxus-Exzesse.

ie Terra X-Redakteure besuchten bei den Dreharbeiten das Schloss Versailles - nicht das Versailler, sondern das in Kapurthala. Noch 1906 wurde dieser königliche Nachbau von Jagatjit Sing in Auftrag gegeben - einem Maharadscha, der sich als Wiedergeburt des Sonnenkönig Ludwig XIV. sah und bei jeder Gelegenheit Edelsteine wie Bonbons verschenkte.

1947 kam der Umbruch

Historische Filmaufnahmen dokumentieren die Jet-Set-Spleens der "Großen Könige ohne Reich", die nun auch noch den Statussymbolen des Westens nachjagten: vergoldeten Rolls-Royce, privaten Eisenbahnen, barocken Königsthronen, Polospielen mit teuersten Rennpferden.

Gut hundert Jahre währte die Spaßgesellschaft der Maharadscha. Dann kam das böse Erwachen: Mit dem Ende der Kolonialzeit 1947 wurden auch die vergoldeten Statthalter Englands gänzlich bedeutungslos. Wie Marionetten, deren Fäden plötzlich abgeschnitten werden, fielen sie auf dem Bühnenboden der Historie - und suchen bis heute mehr zu sein als dekorative Gliederpuppen.

Für sie begann ein neues Leben. Einige wandelten ihre Paläste in Luxushotels um - wie den Palast von Udaipur. Andere begannen, sich mit Land- und Forstwirtschaft oder Pferdezucht zu beschäftigen oder gründeten Safari-Parks für Touristen. Doch auch ohne Herrschertitel - die Maharadschas sind prominent geblieben. Einige machten Karrieren in der indischen Armee, andere zeichneten sich bei Polo und Kricket aus oder spielen in der indischen Politik eine wichtige Rolle. Und immer noch werden sie bei der Anrede als "Your Highness" geehrt.

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