In der hindunationalistischen Ideologie der Regierungspartei, die von einem Großindien träumt, haben ethnische und religiöse Minderheiten keinen Platz mehr. Künstler, Intellektuelle und vor allem Muslime sehen sich immer öfter gewaltsamen Übergriffen ausgesetzt.
Gezielt schürt Narendra Modi teils irrationale Ängste in seiner Wählerschaft, die sich in Repressalien gegenüber Einzelnen, aber auch gegenüber ganzen Gruppen entladen. Zugleich hat eine Änderung des Staatsbürgerschaftsrechts mit einem Federstrich Millionen von Muslimen zu Staatenlosen erklärt. Da sie nicht abgeschoben werden können, landen sie nicht selten in Internierungslagern.
Nur Hindus sollen in Indien herrschen
Auch die dramatische Corona-Welle, die im April 2021 über Indien hereinbrach, steht in engem Zusammenhang mit dem Wirken der Regierung. Nachdem Präsident Modi höchstpersönlich die Pandemie für beendet erklärt hatte, wurden bei Wahlkampfveranstaltungen und religiösen Massenveranstaltungen sämtliche Schutzmaßnahmen aufgehoben - mit katastrophalen Folgen.
Einst stand das multiethnische Indien unter Gandhis Leitspruch "Einheit in Vielfalt". Unter den Hindunationalisten jedoch wurde dieses Motto umgedeutet in "Spaltung statt Vielfalt". Von klein auf wird der Nachwuchs in speziellen Schulen und Kaderorganisationen ideologisch auf Linie gebracht. Die größte Demokratie der Welt ist ernsthaft bedroht. Doch Erfolge der Opposition geben auch Anlass zu Hoffnung.