Die Dokumentation erzählt den Aufstieg und Niedergang des "Schwarzen Goldes" in Westeuropa. Wie hat die Steinkohle die Bergbauregionen seit der Industrialisierung geprägt? Wer hat profitiert? Wer gelitten? Wie hat sich der Alltag der Menschen im Revier verändert?
Entstehung der Steinkohle
Steinkohle ist älter als Braunkohle. Beide Sedimentgesteine entstehen vor Jahrmillionen aus abgestorbenen Pflanzen. Diese werden in sich mehrfach wiederholenden Vorgängen von Wasser überspült und immer wieder mit Schlamm und Sand bedeckt. Die Ablagerungen gelangen immer tiefer in die Erdkruste. Der höher werdende Druck und steigende Temperaturen führen zu einem Prozess, der sich Inkohlung nennt und zunächst Braunkohle und später Steinkohle entstehen lässt.
Die Steinkohle liegt weiter unten in der Erde. Mehr als 100 Kohleschichten, so genannte Kohleflöze, bilden sich. An manchen Stellen verlaufen sie an die Oberfläche, die meisten jedoch mehrere hundert Meter tief, an manchen Stellen sogar über eineinhalb Kilometer in der Erde. Die europäischen Steinkohleflöze verbinden das Ruhrgebiet, das Saarland, Elsass, Nordfrankreich und Belgien mit Wales und Nordengland.
Die Geburtsstunde der industriellen Revolution
Schon die Römer nutzen die Kohle zum Heizen und Schmieden. Die eigentliche Kohleförderung beginnt im Mittelalter in einfachen Gruben. Im Gegensatz zur Braunkohle muss die tief liegende Steinkohle unter Tage abgebaut werden. Die ersten Schächte entstehen horizontal zum Berg. Die Bergleute gehen mit bloßen Händen, Hacke und Spitze zu Werke. Das größte Abbaugebiet für Steinkohle ist das Ruhrgebiet.
Mitte des 19. Jahrhunderts legt der Unternehmer Franz Haniel mit der vertikalen Bohrung in die Tiefe den Grundstein für den Bergbau-Boom an der Ruhr. Haniel erschließt als erster Steinkohleflöze tief unter der Erde. Mit dem Brennstoff Kohle lässt sich nun hochwertiger Stahl erzeugen, die Geburtsstunde der industriellen Revolution. Kohle und Stahl beflügeln das Wachstum völlig neuer Branchen, im deutschen Kaiserreich entsteht eine Riege mächtiger Großindustrieller. Die Familienoberhäupter von Krupp, Thyssen und Hoesch werden auf Grund ihres Erfolgs auch Stahlbarone genannt.
In kürzester Zeit schießen im 19. Jahrhundert Zechentürme, Hochöfen und Arbeitersiedlungen aus dem Boden. Noch scheinen die Kohlevorkommen unerschöpflich, das Ruhrgebiet gleicht einem Eldorado des Fortschritts. Arbeiter aus allen Himmelsrichtungen folgen dem Ruf der Kohle, auf der Suche nach Arbeit und materieller Sicherheit. Die Dörfer entlang der Ruhr werden immer größer und verschmelzen schließlich zu einer Metropol-Region. Der Abbau der Steinkohle lässt vormals ärmliche, landwirtschaftlich geprägte Regionen innerhalb weniger Jahre zu reichen und mächtigen Industrienationen wachsen - mit hunderttausenden Beschäftigten.
Ein Leben für den Bergbau
Die Dokumentation zeigt, wie eng die Steinkohle mit der kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Entwicklung Deutschlands und Europas verbunden ist. Hochkarätige Experten aus Wirtschaft und Politik kommen zu Wort und ordnen ein. Hochwertige Animationen erklären Funktion und Vorkommen der Kohle. Seltenes Archivmaterial und aufwändige Reenactments lassen das Leben mit und von der Kohle lebendig werden.
Die Bergleute arbeiten anfangs durchweg im Akkord und sind der Willkür von Vorgesetzten ausgesetzt. Die Arbeit unter Tage war und ist mit erheblichen gesundheitlichen Belastungen verbunden. Immer wieder kommt es zu schweren Grubenunglücken. Den Tod immer vor Augen, feiern die Kumpel das Leben: in Gesangsvereinen, bei der Brieftaubenzucht - und vor allem auf dem Fußballplatz. Die erfolgreichsten Mannschaften, die sie anfeuern, sind Schalke 04 und Borussia Dortmund.
Immer schon schweißte die gemeinsame harte Arbeit die Kumpel zusammen. Bergleute gründen die erste Gewerkschaft im Deutschen Reich. 1920 proben sie einen Aufstand, um humanere Arbeitsbedingungen zu erkämpfen. Der so genannte Ruhraufstand, der eine Armee von 50 000 Soldaten hervorbringt, wird allerdings blutig niedergeschlagen.
Die Weltwirtschaftskrise 1929 trifft das Ruhrgebiet mit voller Härte. Die Produktion geht stark zurück und die Arbeitslosigkeit steigt. Die Verelendung der Menschen begünstigt den Aufstieg der Nationalsozialisten. Die Aufrüstung in den kommenden Jahren bringt zunächst Arbeit und Brot. Das Ruhrgebiet wird zum Zentrum der deutschen Kriegsindustrie im Zweiten Weltkrieg.
Aufschwung und Niedergang
Nachdem die Alliierten die Region in Schutt und Asche gelegt hatten, begann der Wiederaufbau. Mit dem Schumann-Plan, der die Feindschaft von Frankreich und Deutschland beendete und die Zusammenarbeit in der Montanindustrie besiegelte, mauserte sich das Ruhrgebiet binnen zehn Jahren zur wirtschaftlichen Schlüsselregion der jungen Bundesrepublik Deutschland. 1956/57 erreichte die Steinkohleförderung mit 125 Millionen Tonnen ihren Jahreshöchststand nach dem Zweiten Weltkrieg. "Das Wirtschaftswunder war ja kein Wunder. Das ist ja durch Fleiß der Menschen entstanden. Deutschland, und vor allem die Wirtschaft, die hungerte nach Kohle", erinnert sich der Bergmann Reinhold Adam.
Danach geht es wirtschaftlich rasant bergab. Die deutsche Steinkohle ist zu teuer. Jahrzehntelang hält der Staat die Montanbetriebe mit Subventionen am Leben. Doch das Ende ist nicht mehr aufzuhalten. Sei es der Braunkohle-Tagebau oder die Steinkohle unter Tage: Die Gewinnung und Nutzung des traditionsreichen Brennstoffs gerät in Zeiten des Klimawandels immer stärker in die Kritik. Probleme wie Smog, Baumsterben, saure Böden und Gewässer versetzen der wirtschaftlich unrentablen Kohlewirtschaft den Todesstoß. 2007 beschließt die Politik das Aus des deutschen Steinkohleabbaus bis Ende 2018.
Längst hat im Ruhrgebiet eine neue Epoche begonnen. Der Strukturwandel ist in vollem Gange. Und ab dem neuen Jahr zeugen nur noch Relikte wie die alten Fördertürme und Schlote als Industriedenkmäler von jener großen, mehr als 200 Jahre währenden Erfolgsgeschichte.