Die Grenzen des politisch Sagbaren haben sich in den vergangenen Jahren verschoben. Aber hat sich auch die Tonlage im Alltag verschärft? ZDFzeit mit einer aufrüttelnden Bestandsaufnahme.
Bei ausländerfeindlichen Attacken oder antisemitischen Pöbeleien ist Rassismus leicht zu erkennen. Doch oft kommt er sehr subtil daher, versteckt hinter scheinbar harmlosen Formulierungen. Wo fängt Rassismus an? Welche Formen gibt es? Und was können wir dagegen tun?
Stimmung in Deutschland hat sich verändert
Seit der Flüchtlingskrise 2015 hat sich die Stimmung im Land spürbar verändert. Im Bundestag sprechen AfD-Politiker von "Messermännern" und "Kopftuchmädchen" und wettern gegen eine importierte "Bedrohung". Das gesellschaftliche Klima wird rauer, selbst völkische Parolen sind - 75 Jahre nach Ende des Nazi-Regimes - wieder zu hören.
Immer häufiger klagen Menschen anderer Herkunft, Religion oder Hautfarbe über Beleidigungen, Geringschätzung oder gar Übergriffe. Laut einer aktuellen Studie des Sachverständigenrats für Integration und Migration berichten 48 Prozent der Menschen mit sichtbarem Migrationshintergrund über entsprechende Erfahrungen in Deutschland.
Wo haben die Deutschen Vorurteile?
Mit versteckter Kamera geht ZDFzeit der Frage nach: Wie verbreitet sind Vorurteile gegenüber fremdländisch Aussehenden? So wird in Fußgängerzonen in Ost und West getestet, ob Passanten ihre Handys ebenso bereitwillig an Weiße wie an Schwarze verleihen.
Manchmal zeigt sich Rassismus aber auch direkt und tödlich - im Oktober 2019 attackiert Stephan B. schwer bewaffnet die Synagoge in Halle und erschießt zwei Menschen. Ein Einzelgänger, der sich mit seinem Judenhass nicht als Außenseiter fühlt: Seit Jahren ist die Zahl antisemitischer Straftaten in Deutschland hoch. 2019 ist sie sogar noch um 13 Prozent gestiegen.
Rassismus auch beim Anschlag von Hanau das Motiv
Auch in Hanau mussten Bürger mit ausländischen Wurzeln den Fremdenhass eines Einzelnen mit ihrem Leben bezahlen: Am 19. Februar 2020 erschießt Tobias R. in seiner Heimatstadt gezielt neun Menschen mit Migrationshintergrund.
Doch nicht nur der Staat ist gefragt. Schutz erhalten die Betroffenen auch von Mitmenschen, die sich klar gegen Rassismus positionieren. Aber wie viel Zivilcourage bringen wir im Alltag auf? Ein Test mit versteckter Kamera zeigt, warum ein mutiges Wort manchmal schon reichen kann, um Diskriminierung zu bekämpfen.