Die Beziehung zwischen den ungleichen Nachbarn ist widersprüchlich, sie schwankt zwischen Schmeichelei und Polemik, Schwärmerei und Herablassung. Kessler findet Indizien, dass manche der Vorurteile stimmen, aber zum gegenseitigen Glück.
Italien war das Traumreise-Ziel der Deutschen in den Wirtschaftswunderjahren. Pizza und Spaghetti Bolognese sind seit Jahrzehnten unverzichtbare Gerichte auf dem deutschen Speiseplan. Als "Gastarbeiter" trugen die Südländer zum deutschen Aufschwung bei, mussten sich aber wegen angeblich zu guter Laune an der Werkbank so manche Predigt über Arbeitsmoral anhören. Die ordnungsversessenen Deutschen halten wenig von den Kapriolen italienischer Politik und Wirtschaft, wenngleich das Dolce Vita des Südens immer wieder Bewunderung hervorruft.
In Neapel spricht Michael Kessler mit Giovanni Zarrella über Familie, Essen und natürlich Fußball, taucht ein in das ganz normale Leben einer italienischen Großfamilie und plaudert beim Picknick mit Ex-Pornostar und Ex-Parlamentarierin Cicciolina über Politik und das Klischee des Latin Lovers.
Jan Weiler, der mit "Maria, ihm schmeckt's nicht!" über die Lebensgeschichte seines italienischen Schwiegervaters einen Bestseller landete, kommt ebenso zu Wort wie Journalist und ZEIT-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo, der Italien als ein Land zwischen Wunder und Wahnsinn sieht. Schauspieler Mario Adorf erinnert sich an die schönste Zeit seines Lebens, als er in Rom die Landsleute seines Vaters kennen- und lieben lernte. Historiker Oliver Janz, Anthropologe Maurizio Bettini und Kultursoziologin Lia Fassari ordnen die Klischees zeit- und kulturgeschichtlich ein.