USA und der Westen - Wie bedroht sind unsere Demokratien?

• Josef Joffe

  

  Josef Joffe, Journalist und Mit-Herausgeber der Wochenzeitschrift DIE ZEIT, wurde 1944 während der deutschen Besatzung als Kind jüdischer Eltern im polnischen Lodz geboren. Ab 1967 studierte er in den USA an der Johns Hopkins University und in Harvard. Dort absolvierte er 1975 seinen Ph.D. in Politologie. Ein Jahr später begann seine Karriere bei der ZEIT als Politik-Redakteur. 1985 wechselte er als Ressortleiter Außenpolitik zur SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Seit 2000 fungiert er als Herausgeber der ZEIT.
  
  Über die Jahre veröffentlichte Joffe zahlreiche Aufsätze und Artikel zu auslandspolitischen Themen in den renommiertesten internationalen Zeitungen. Zudem schrieb er zahlreiche Werke über die transatlantischen Beziehungen, aber auch ein Buch zum jüdischen Humor als „Weisheit, Witz und Waffe“, so der Titel.
  
  Joffe engagiert sich in zahlreichen deutschen und amerikanischen Organisationen. Bis 2008 war er Mitglied der Atlantik Brücke. Als Dozent für internationale Politik lehrte Joffe in München, an der Johns-Hopkins-Universität, in Harvard sowie in Stanford.
  
  Joffe wurde mit dem Theodor-Wolff-Preis, dem Ludwig-Börne-Preis und dem Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik ausgezeichnet. 1996 erhielt er das Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland.

  Bildquelle: Juliane Eirich

Literaturtipps von Richard David Precht

• Alexis de Tocqueville: Über die Demokratie in Amerika

  Reclam Verlag 1986
  
  Zu Anfang des 19. Jahrhunderts besucht der französische Adlige Alexis de Tocqueville die Vereinigten Staaten von Amerika. Das Ziel seiner Mission ist es, herauszufinden, welche Vor- und Nachteile die neue Staatsform der Demokratie mit sich bringt. Seine bahnbrechenden und kontrovers diskutierten Einsichten über die Bedingungen, unter denen Demokratie funktioniert oder eben nicht funktioniert, sind bis heute lesbar und erhellend. Sogar für die augenblickliche Krisensituation in den USA. Denn einer der Punkte, die Tocqueville bemängelte war, dass in einer hochindividualisierten Gesellschaft, in der nur das Geld zählt, die Menschen dazu neigen, ihre Geschäftsinteressen zu kultivieren – und dies auf Kosten ihres Bürgersinns. Ein Problem, über das es sich gerade heute lohnt nachzudenken.

• Klaus Brinkbäumer: Nachruf auf Amerika

  Das Ende einer Freundschaft und die Zukunft des Westens
  S. FISCHER Verlag 2018
  
  Stellvertretend für seine Leser begibt sich der Journalist und Amerika-Kenner Brinkbäumer auf eine Beobachtungsreise durch die „verzweifelten Staaten von Amerika“ der Gegenwart. Er sucht das Gespräch mit Hollywoodstars ebenso wie mit Schriftstellern oder America’s Cup-Gewinnern. Er fragt bei Apple-Mitbegründer Steve Wozniak und bei Facebook-Chefin Sheryl Sandberg nach, was aus dem Zukunftsoptimismus, für den ihre Firmen stehen, in den letzten Jahren geworden ist. Dazwischen gelingen Brinkbäumer stimmungsvolle Bilder eines zerrissenen und verunsicherten Landes, das sich im Clinch mit sich selbst zu verlieren droht.

• Daron Acemoglu/James A. Robinson: Warum Nationen scheitern

  Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut
  S. FISCHER Verlag 2013
  
  Starökonom Daron Acemoglu und Harvard-Politologe James Robinson gehen in diesem Buch der großen Frage nach, welche Kriterien darüber entscheiden, wie gut oder wie schlecht sich ein Land entwickelt. Sind etwa allein die ökonomischen Strategien dafür verantwortlich, wie reich oder arm ein Land ist? Welche Rolle spielen dabei die politischen Machtverhältnisse, der Einfluss von Eliten? Acemoglus und Robinsons einerseits zu erwartende und andererseits doch überraschende Erkenntnis: Je demokratischer ein Land strukturiert ist, um so eher kommen die Ressourcen allen zugute. Und das relativ unabhängig von Faktoren wie Klima, Geographie oder Kultur. Ein guter Grund mehr, sich für den Erhalt von Demokratien einzusetzen.