Über 90.000 Menschen Leben in Deutschland mit HIV. Immer noch kommt es jährlich zu zahlreichen Neuinfektionen. 2020 haben sich 2000 Menschen in Deutschland neu infiziert. Die Zahl der Neuinfektionen schwankt von Jahr zu Jahr. Langfristig zeigt der Trend aber, dass sich immer weniger Menschen in Deutschland mit dem Virus infizieren. Während man bei HIV von dem Virus selbst spricht (Humanes Immundefizienz-Virus), bezeichnet man AIDS als die lebensgefährliche Erkrankung, die durch den Erreger ausgelöst werden kann.
HIV kein Todesurteil mehr
Mit dem Beginn der pandemischen Verbreitung des Virus in den 1980er-Jahren, war die Diagnose AIDS ein Todesurteil. Betroffene hatten in der Regel nur noch kurze Zeit zu leben, da es keine wirksame Therapie gegen die Erkrankung gab. Durch die Entwicklung antiretroviraler Therapien und Medikamente können Betroffene seit den 1990er-Jahren das Virus im eigenen Körper soweit unterdrücken, dass ein AIDS-Ausbruch verhindert wird.
Die Medikamente sind heute soweit ausgereift, dass HIV-positive Menschen ein weitgehend beschwerdefreies Leben führen können. Einen AIDS-Ausbruch müssen sie so gut wie gar nicht mehr befürchten, ebenso wenig eine Weitergabe des Virus. Das Virus befindet sich nur noch in sehr kleinen Mengen in ihrem Körper. Die Medikamente können es jedoch nicht vollständig beseitigen. HIV-positive Menschen sind daher ihr Leben lang auf die antiretrovirale Therapie angewiesen.
HIV im Alter bringt besondere Schwierigkeiten
Fast die Hälfte der HIV-positiven Menschen in Deutschland sind über 50 Jahre alt. Für sie gehört das Leben mit dem Virus schon lange zu ihrer Lebensgeschichte. Wer schon länger HIV-positiv lebt, muss auch im hohen Alter, dank der antiretroviralen Therapie nicht befürchten, an AIDS zu erkranken. Dennoch sind sich viele Mediziner einig, dass die jahrelange Infektion und die Medikamente im Alter Risiken für bestimmte Erkrankungen erhöhen. Dazu gehören diverse Krebsarten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Osteoporose.
Hinzu kommen psychosoziale Beeinträchtigungen. Vereinsamung und Depressionen treten bei HIV-Positiven im Alter häufiger auf. Die Gründe sind vielfältig. Doch die Biografien der Betroffenen zeugen häufig von Verlusten ihrer Partner und Freunde in der AIDS-Epidemie, sowie Diskriminierung und Ausgrenzungserfahrungen, auch von der eigenen Familie. Die Diskriminierung von HIV-Positiven dauert bis heute an. Auch im Alten- und Pflegebereich beobachten AIDS-Verbände, dass es für Betroffene oft schwieriger ist einen Platz zu bekommen. Der Grund sind hartnäckige Vorurteile vor Ansteckungen beim Pflegepersonal - obwohl HIV-Positive in Therapie seit Jahrzenten nicht mehr ansteckend sind.