Stellt euch vor, eure Klasse wählt einen neuen Klassensprecher - aber die Mädchen dürfen nicht mit abstimmen. Und eine Klassensprecherin wäre total undenkbar. Klingt verrückt oder?
So ähnlich war es aber früher in der deutschen Politik: Erst 1919, vor etwas mehr als 100 Jahren, wurde es Frauen erlaubt, bei Wahlen überhaupt mit abzustimmen.
Und auch wer vor 100 Jahren als Mädchen gerne Ärztin, Kauffrau oder Lehrerin werden wollte, hatte es schwer. Die meisten Mädchen durften höchstens zur Grundschule gehen und erlernten danach keinen Beruf. Für ein Mädchen gehörte es sich, zuhause zu bleiben und zu lernen, wie der Haushalt gemacht wird und wie eine Familie mit Kindern versorgt wird.
Frauen wollten mitbestimmen
Quelle: dpa
Viele Mädchen und Frauen wollten sich das irgendwann nicht mehr gefallen lassen. Sie wollten genauso behandelt werden wie Jungen und Männer. Darum sammelten sie zum Beispiel Unterschriften, druckten Plakate und demonstrierten für das Wahlrecht. Doch zunächst schenkte diesen Frauen kaum jemand Beachtung.
Frauen zeigen, was sie können
1914 begann der Erste Weltkrieg. Die meisten Männer waren als Soldaten im Krieg. Also mussten die Frauen viele Aufgaben der Männer übernehmen, zum Beispiel die Arbeit in Fabriken. Die Frauen leisteten in der Zeit mehr, als man ihnen zugetraut hatte. Das gab ihnen Selbstbewusstsein. Immer mehr Frauen kämpften noch stärker für das Frauenwahlrecht. Nach Ende des Krieges gab es eine neue Regierung in Deutschland und die Frauen konnten sich endlich durchsetzen.
Frauen bestimmen mit
Am 12. November 1918 wurde das Wahlrecht für Frauen in Deutschland eingeführt. Bei der nächsten Wahl am 19. Januar 1919 gaben die meisten von ihnen ihre Stimme ab. Einige Frauen wurden sogar selbst als Politikerinnen gewählt. Endlich konnten sie auch mitbestimmen. Das war ein wichtiger Schritt zur Gleichberechtigung von Männern und Frauen.