Als Carola Rackete am Samstag mit dem Rettungsschiff "Sea Watch 3" im Hafen der italienischen Insel Lampedusa anlegte, wurde sie von der Polizei festgenommen. Ihr wurde vorgeworfen, gegen das italienische Seerecht verstoßen zu haben. Denn Italien hatte dem Rettungsschiff verboten, in den Hafen einzulaufen. Die Kapitänin tat das am Samstag trotzdem und stieß dabei auch gegen ein Polizeiboot, das sich ihr in den Weg stellte.
Eine italienische Richterin entschied am Dienstagabend jedoch, Carola Rackete wieder freizulassen. Die Kapitänin habe ihre Pflicht erfüllt, Menschenleben zu schützen, sagte sie.
Viel Unterstützung
Auch wenn Carola Rackete möglicherweise gegen Gesetze verstoßen hat - viele unterstützen die Kapitänin. Denn sie hatte 40 Menschen an Bord, die dringend an Land versorgt werden mussten. Mitte Juni hatte die "Sea-Watch 3" Geflüchtete gerettet, die auf dem Mittelmeer in Seenot geraten waren.
Mehr als zwei Wochen lang war das Schiff mit den Geretteten an Bord unterwegs. Die italienische Regierung wollte die Geflüchteten nur an Land lassen, wenn andere Länder aus der Europäischen Union (EU) versprechen, die Geflüchteten aufzunehmen.
Italien fühlt sich im Stich gelassen
Es passiert immer wieder, dass Rettungsschiffe mit Geflüchteten tage- oder sogar wochenlang darauf warten, in einem Hafen anlegen zu dürfen. Es gibt viele Diskussionen darüber, wie die EU mit den Geflüchteten umgehen soll, die in Booten übers Mittelmeer kommen. Dabei geht es vor allem auch um die Frage, wie die Geflüchteten innerhalb der EU verteilt werden. In den vergangenen Jahren sind Hunderttausende Flüchtlinge an den italienischen Küsten angekommen. Das Land fordert schon lange mehr Unterstützung durch die anderen EU-Länder. Bisher fühlt sich Italien mit der Situation allein gelassen. Die italienische Regierung hat deshalb beschlossen, keine Rettungsschiffe mehr anlegen zu lassen.