Gerüchte hatte es schon länger gegeben, jetzt ist es tatsächlich passiert: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat entschieden, dass die Türkei ab sofort nicht mehr Teil der Istanbul-Konvention ist.
Istanbul-Konvention: was dahinter steckt
Eine Konvention ist eine Abmachung mehrerer Länder. Die Istanbul-Konvention ist also eine Abmachung, die Frauen und Mädchen besser vor Gewalt schützen soll – zu Hause oder anderswo. Sie heißt so, weil sie in der türkischen Stadt Istanbul von vielen Ländern unterschrieben wurde. Das war im Jahr 2011. Auch Deutschland und die Türkei waren damals dabei.
Alle Länder, die unterzeichnet haben, verpflichten sich, Gewalt gegen Frauen und Mädchen als Verbrechen einzustufen und entsprechend zu bestrafen. Frauen und Mädchen, die Gewalt erfahren, sollen außerdem besonderen Schutz und Hilfe bekommen, etwa in speziellen Frauenhäusern. Zu Gewalt zählen dabei zum Beispiel auch Einschüchterung und Diskriminierung, also Benachteiligung.
Viel Kritik an der Entscheidung
Schon lange kritisieren Frauenrechts-Organisationen in der Türkei, dass Frauen und Mädchen nicht gut genug vor Gewalt geschützt sind. Die Täter würden oft zu milde bestraft oder gar nicht bestraft. Es kommt in der Türkei auch immer wieder vor, dass Frauen sogar getötet werden. Über die Entscheidung des türkischen Präsidenten sind viele daher besonders wütend. Im ganzen Land gingen am Wochenende Tausende Menschen auf die Straße, um dagegen zu protestieren.
Forderung an den Präsidenten
Quelle: Turkish Presidency via ap, Pool
Allerdings verspricht Präsident Erdoğan auch immer wieder, etwas gegen Gewalt an Frauen zu tun. Zum Beispiel gibt es eine Handy-App, über die Frauen die Polizei direkt benachrichtigen können, wenn sie bedroht werden. Die App wurde in der Türkei hunderttausende Male heruntergeladen.
Den Protestierenden reicht das aber nicht. Sie wollen, dass der türkische Präsident seine Entscheidung wieder rückgängig macht und der Istanbul Konvention wieder beitritt.
Diesen Text hat Katrin geschrieben.