Gerade wenn die Nachrichten voll sind mit Bildern von Menschen auf der Flucht, finden viele, dass man den Geflüchteten in Not helfen muss. Dann gibt es immer wieder in deutschen Städten Demonstrationen und auch Proteste im Internet: Dabei fordern viele Leute und auch Hilfsorganisationen, einen Teil der Geflüchteten in Deutschland aufzunehmen.
Aufnehmen oder nicht Aufnehmen?
Immer wieder nimmt Deutschland auch Geflüchtete auf. Die Reaktionen darauf sind unterschiedlich: Manche Leute sagen, dass Deutschland als reiches Land viel mehr Geflüchtete aufnehmen kann und das deshalb auch tun müsste. Andere Leute finden es dagegen ungerecht, dass nicht jedes europäische Land gleich viele Menschen aufnimmt, und sind deshalb dagegen, überhaupt jemanden in Deutschland zu empfangen.
Warum manche Länder keine Flüchtlinge aufnehmen wollen
- Wiederholung in Zukunft: Davor haben manche Länder Angst. Sie befürchten, dass sie, wenn sie einmal Geflüchtete aufnehmen, das in der Zukunft immer wieder machen müssen. Das nennt man auch Präzedenzfall. Deshalb wollen sie niemanden aufnehmen - sie denken, dass es später dann immer heißen könnte: "Damals habt ihr es auch gemacht, warum nicht jetzt?"
- Ungerechtigkeit: Kennt ihr dieses Gefühl, wenn eure Geschwister etwas dürfen und ihr nicht? Sich ungerecht behandelt vorkommen? So geht es auch einigen Ländern: Sie finden es unfair, dass nicht jedes Mitglied der Europäischen Union, also der EU, gleich viele Geflüchtete aufnimmt. Deshalb wollen sie abwarten bis andere EU-Länder ebenfalls mitmachen und sich bereit erklären, Menschen auf der Flucht bei sich aufzunehmen - und bis dahin sagen sie "nein". Dieses Argument finden andere Länder wiederum ungerecht. Sie sagen, dass es innerhalb der Europäischen Union viele Unterschiede gibt: Manche Mitgliedstaaten haben zum Beispiel weniger Geld als andere. Deshalb finden einige ärmere Länder es ungerecht, wenn sie gleich viele Menschen aufnehmen müssen wie reichere Länder.
- Geld: Überhaupt spielt bei der Frage Geld eine wichtige Rolle. Denn Menschen aufzunehmen, ist nicht billig: Sie brauchen zum Beispiel eine Wohnung, müssen erstmal die Sprache lernen und außerdem gibt es sehr viel Papierkram zu erledigen. Auch den Menschen dabei zu helfen, sich zu integrieren, also sich in die Gesellschaft einzufügen, kostet Geld. Manchen Ländern ist das zu teuer und sie sagen, dass sie das Geld lieber für ihre eigene Bevölkerung ausgeben wollen als für Leute aus anderen Ländern.
Was die Frage noch schwieriger macht
Ein Problem, das bei der schwierigen Frage noch dazu kommt, ist der Zeitdruck: Die verschiedenen Länder können sich nicht ganz in Ruhe besprechen, weil die Geflüchteten oft genau dann in Not sind - und deshalb auch so schnell wie möglich eine Lösung brauchen. Hilfsorganisationen finden es verantwortungslos, so lange zu diskutieren, während es den Menschen auf der Flucht in dem Moment so schlecht geht. Außerdem kritisieren sie, dass die EU schon seit mehreren Jahren über diese Frage redet - und immer noch zu keiner Lösung gekommen ist.