Denn in diesem düsteren Zeitalter, das nun anzubrechen scheint, stehen sich die freie, demokratische Welt und die unfreie, autoritäre Welt feindlich gegenüber. Geschäftsbeziehungen mit Russland werden radikal abgebrochen, Künstler*innen hierzulande boykottiert, die sich nicht klar gegen Putins Vorgehen positionieren. Wirtschaftliche Abhängigkeiten, diplomatische Beziehungen und kultureller Austausch scheinen mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ein Ende zu haben. Und in Bezug auf andere autoritäre Regime in Frage gestellt zu sein. All das während erstmals seit 2004 der neue Transformationsindex der Bertelsmann-Stiftung (BTI) mehr autokratische als demokratische Staaten verzeichnet. Von 137 untersuchten Ländern gelten nur noch 67 als Demokratien, die Zahl der Autokratien steigt auf 70. Die Autoren der Studie sprechen von einer „schleichenden Autokratisierung“ und konstatieren: „In den vergangenen zehn Jahren hat nahezu jede fünfte Demokratie an Qualität eingebüßt, darunter regional bedeutsame und einst stabile Demokratien.“ Der türkische Präsident Recep Erdoğan, der belarussische Präsident Lukaschenko oder Chinas Machthaber Xi Jinping reihen sich ein in diese wachsende Riege der Autokraten. Aber wie sollen wir mit den Erkenntnissen von heute in Zukunft mit ihnen umgehen? Sollten wirtschaftliche Beziehungen grundsätzlich da enden, wo Abhängigkeiten mit jenen Staaten entstehen? Aber kultureller Austausch das übernehmen, wo Politik versagt? Oder darf man mit Autokratien eigentlich gar keine Geschäfte mehr machen?
13 Fragen mit den Gästen: Melina Borčak, Journalistin; Katja, Belarusische Gemeinschaft RAZAM e.V.; Ulrike Guérot, Europa-Expertin, Politologin; Dorothea Baur, Wirtschaftsethikerin; Artur Weigandt, Journalist; Deniz Yücel, Journalist
Host Jo Schück versucht, die Kontrahenten aufeinander zu zu bewegen. Können sie sich auf die goldene Mitte einigen?