Karneval in der Pandemie
Ist uns das Lachen vergangen?
Corona hat auch die fünfte Jahreszeit fest im Griff – in diesem Jahr keine Fastnacht, kein Karneval. Darauf zu verzichten, ist vor allem für die Narren in den Karnevalshochburgen am Rhein nicht leicht. Kein Straßenkarneval, keine Prunksitzungen, kein Rosenmontagszug – doch zumindest in Köln geben sie den Karneval nicht ganz dran und suchen nach coronagerechten Alternativen: von verschiedenen Streaming-Formaten über den mit Puppen nachgestellten Rosenmontagszug bis hin zu Karnevals-Konzerten mit echter Bühne und dem Publikum in Autos. Katty Salié, die sonst selbst begeistert mitfeiert, trifft das traditionelle Kölner Dreigestirn und andere Karnevalist*innen und fährt zum Autokonzert mit den angesagten Kölner Bands. Wie gehen sie alle mit der aktuellen Situation um? Warum spielt der Karneval am Rhein so eine wichtige Rolle? Und: Darf man trotz Krisen lachen und ausgelassen sein?
Fühlen lernen
Die Gemütslage der Deutschen 2021
Seit einem Jahr Ausnahmezustand – noch nie mussten wir in der Nachkriegsgeschichte eine solch massive und vor allem lang andauernde Krise bewältigen. Was macht das mit den Gefühlswelten der Menschen? Die Emotionswissenschaftlerin Carlotta Welding beobachtet, dass - verstärkt durch die Pandemie - Ängste oftmals befördert und durch Wut überlagert werden. Wie in früheren Krisen die Politik auf derartige Gefühlslagen eingegangen ist, erklärt die Historikerin Ute Frevert. Sie ahnt aber auch, dass sich die alten Krisenbewältigungsschemata nicht unbedingt auf die aktuelle Situation anwenden lassen: "Da müssen neue Mechanismen her". Laut des Philosophen Krisha Kops liegt es an der Einstellung jedes Einzelnen, wie er die Welt betrachten wolle. "Ich würde sagen, Humor hilft immer - oder auch Ironie, die natürlich feinfühlig ist und bedacht, weil sie eine gewisse Distanz schafft."
Opernregisseur Barrie Kosky
Die Kunst des Lachens auf der Bühne
Er ist der Meister großer Gefühle und des Humors auf der Opernbühne: der australische Regisseur Barrie Kosky. Mit seinen glamourösen Inszenierungen sorgt er regelmäßig für Furore und viele Lacher. Sein "Orphee aux Enfers" bei den Salzburger Festspielen vor zwei Jahren ließ das Publikum schier ausflippen. Gerade sind seine autobiographischen Notizen auf Deutsch erschienen: "On Ecstasy" – ein Buch über seine große Leidenschaft für Oper, und Hühnersuppe. Bis eben probte er - trotz Corona - noch am Berliner Ensemble die "Dreigroschenoper". Jetzt ist er gerade in München, um dort den Rosenkavalier auf die Bühne zu bringen. aspekte macht einen Probenbesuch und stellt die Frage, was es braucht, um auf der Bühne wirklich komisch zu sein.
Gespräch
Musik
OK KID mit "Es ist wieder Februar"
Über Recht und Gerechtigkeit
Der Schelmenroman von Simon Urban
Der neue Roman von Simon Urban beginnt in einer Todeszelle. Vom scheinbaren Ende her erzählt entspinnt sich eine ebenso abwechslungsreich gestaltete wie aberwitzig anmutende Lebensgeschichte um einen Jurastudenten, der an der Theorie des Gesetzes verzweifelt und beschließt, selbst, wirksamer als das geschriebene Recht, für Gerechtigkeit zu sorgen. Das Buch "Wie alles begann und wer dabei umkam" knüpft an das Genre des klassischen Schelmenromans von Cervantes bis Grass an und begleitet den Helden auf dem abgründigen Weg, seine eigene juristische Realität zu schaffen - um so die unerträgliche Lebenswirklichkeit zu korrigieren. Das beginnt schon im Kindesalter, da der Ich-Erzähler im elterlichen Wohnzimmer ein Verfahren gegen seine eigene Großmutter, den Drachen der Familie, eröffnet – und die "alte Hexe" schließlich zum Tode verurteilt. Die Handlung führt uns aus dem spießigen Stuttgart-Botnang über Freiburg bis nach Papua Neuguinea, Singapur und Bangkog. Am Ende erweitert der Held seine neue Rechtssprechnung "im Namen der Völker" auf die ganze Welt. Der Autor Simon Urban verbindet dabei eine scharfsinnige Gesellschaftsanalyse mit einem ins Groteske neigenden Humor, der die Lektüre keine einzige Sekunde langweilig werden lässt. Man folgt dem "grandiosen Unmenschen" bei seiner "Arbeit", und pendelt amüsiert zwischen Abscheu und Sympathie.
"Hidden Portraits"
Der Maskenmaler Volker Hermes
Der Düsseldorfer Maler Volker Hermes trifft mit seinen digital bearbeiteten Portrait-Bildern, in denen die Protagonist*innen verhüllt sind, den Nerv der Zeit. Ausgehend von Gemälden verschiedenster Epochen bearbeitet er in seiner "Hidden Portrait"-Serie diese Bilder digital. Er verhüllt, verschleiert, überspitzt und übertreibt - macht die Gesichter der Dargestellten unkenntlich, lässt ein Auge herausblitzen oder Perücken über ihre Gesichter wuchern. Den Repräsentationsgemälden aus vergangenen Epochen haucht er neues Leben ein. Dabei konzentriert er sich auf den Prunk, auf Reichtum und auch auf Standesattribute - auf versteckte Codes, die im Bild enthalten sind, um sie zu konterkarieren. Heraus kommen humorvolle Bilder, in deren Verschleierung und Verhüllung wir uns in der Corona-Pandemie alle wiederentdecken. Im letzten Jahr ist Volker Hermes nach anfänglichem Widerstreben auf Instagram gegangen und dort zu einer kleinen Sensation geworden. Museen, Kurator*innen und Presse aus aller Welt haben seine "Hidden Portraits" entdeckt. Mittlerweile hat der Künstler mehr als 31.000 Follower*innen, die italienische Vogue hat über ihn berichtet, aber auch Christie's hat ihn für eine Auktion angefragt. Während andere Künstler*innen während des Lockdowns unsichtbar wurden, ist Volker Hermes mit seinen digitalen Bildern erst richtig sichtbar geworden.
Stab
- Moderation - Katty Salié