US-Schriftsteller versus Greta
Jonathan Franzens Klima-Provokation
Quelle: Gian Ehrenzeller/KEYSTONE/dpa
Wenn die globale Wirtschaftselite ab dem 21. Januar in Davos zu ihrem alljährlichen Gipfeltreffen zusammenkommt, beschäftigt sie sich dieses Mal vor allem mit einem Thema: der Klimakrise. Die internationalen CEOs diskutieren mit jungen Aktivistinnen und Aktivisten und beraten darüber, wie sie in einer gemeinsamen Anstrengung die Welt retten können. Fragt man dagegen den US-amerikanischen Schriftsteller Jonathan Franzen, dann kommt diese Initiative viel zu spät. Franzen ist fest davon überzeugt, dass die Menschheit nicht die Kraft besitzt, die kommende Katastrophe noch abzuwenden. Die befürchtete Erderwärmung um zwei Grad werde mit Sicherheit eintreten, und ihre Konsequenzen würden desaströs.
Daraus folgert Franzen allerdings nicht, dass wir die Hände in den Schoß legen können. Im Gegenteil: Wir sollten uns nicht allein um die Klimakrise kümmern, sondern alles tun, um das Leben auf diesem Planeten zu verbessern, damit wir für das, was kommen wird, gewappnet sind. So sollten wir uns für Artenvielfalt, die Stärkung der Demokratie und die Bekämpfung von Ungleichheit einsetzen. Für diese paradoxe Haltung wird der Bestsellerautor von Klimaschützern heftig kritisiert. Seine Position sei politisch unklug, weil sie den Menschen jedes Motiv raube, wenigstens das Schlimmste zu verhindern. aspekte spricht mit Jonathan Franzen und den Klimaschützern in Davos und Berlin.
Wenn Künstler auch Täter sind
Kann man Werk und Person trennen?
Caravaggio, Marc Twain, Klaus Kinski, Michael Jackson, Bill Cosby, Kevin Spacey, R. Kelly, Woody Allen, Pablo Picasso, Placido Domingo, Dieter Wedel, Richard Wagner – all diese Persönlichkeiten haben eins gemeinsam: Ihr Werk gehört zur künstlerischen DNA unserer Gesellschaft. Sie verbindet aber noch etwas. Diese Künstler haben sich - zumindest aus heutiger Perspektive - diskreditiert, in ganz unterschiedlicher Weise. Die Vorwürfe reichen von moralisch höchst fragwürdigem Verhalten, Gewalttätigkeit, sexuellen Übergriffen bis hin zu Mord. Was die Frage aufwirft: Spielen die Taten der Künstler keine Rolle, wenn wir das Werk betrachten? Können wir Künstlerperson und Werk überhaupt voneinander trennen - oder sollten wir das Werk von jemandem, der sich diskreditiert hat, anders bewerten oder gar boykottieren? Auch wenn die Frage erstmal einfach erscheint – verhält es sich in der Realität um einiges komplizierter.
Gäste und Musik im Studio
Im Gespräch: Stefanie Lohaus, Herausgeberin des Missy Magazins, & die Schriftstellerin und Literaturkritikerin Thea Dorn diskutieren die Frage 'Wie gehen wir mit Kunst von Tätern um?'
Neue Vorwürfe gegen Roman Polanski
Proteste zum Filmstart von "Intrige"
Am 6. Februar kommt Polanskis neuer Film in die deutschen Kinos, "Intrige" – "J’accuse". In dem preisgekrönten Historiendrama um die französische Dreyfus-Affäre wird ein jüdischer Armeeoffizier zu Unrecht als Verräter verurteilt. In Frankreich ist seit letzten November der Regisseur selbst Mittelpunkt eines Skandals: Unmittelbar vor dem dortigen Filmstart meldete sich eine Schauspielerin und Fotografin zu Wort, die Polanski bezichtigt, sie 1975 vergewaltigt zu haben. Valentine Monnier ist die siebte Frau, die ihn öffentlich sexueller Vergehen anklagt. Fünf von ihnen waren zum fraglichen Zeitpunkt minderjährig. Der 86-Jährige bestreitet die Vorwürfe vehement. Wird Polanski wie Dreyfus zu Unrecht beschuldigt? Und kann man Werk und Autor trennen?
Quelle: Andrzej Grygiel/PAP/dpa
Schon 1977 war er in den USA angeklagt, die damals 13jährige Samantha unter Drogen gesetzt und vergewaltigt zu haben. In einem Deal mit dem Richter bekannte Polanski sich lediglich „ungesetzlichen Geschlechtsverkehrs“ (mit einer Minderjährigen) schuldig, unterzog sich 42 Tage in einem Gefängnis einer psychiatrischen Untersuchung und rechnete mit einer Bewährungsstrafe. Als sich jedoch abzeichnete, dass sich der Richter nach öffentlicher Kritik nicht an die Absprache halten werde, floh Polanski aus den USA und kehrte nie zurück. Die ursprünglichen Anklagepunkte und ein internationaler Haftbefehl gegen ihn bestehen weiter. Samantha Geimer betont bis heute, es sei keineswegs, wie Polanski behauptet, einvernehmlicher Sex, sondern Vergewaltigung gewesen. Sie hat ihm inzwischen – nach Zahlung eines Schmerzensgeldes - verziehen und fordert eine Einstellung des Verfahrens. Als Polanski 2009 in der Schweiz verhaftet und unter Hausarrest gestellt wurde, unterzeichneten die Petition für die Freilassung „eines der größten Filmemacher der Gegenwart“ über 200 prominente Kulturschaffende und Intellektuelle. Heute dagegen – nachdem die #MeToo-Debatte auch Frankreich erreicht hat - findet sich so gut wie niemand mehr, der ihn verteidigt. Trotz aller Debatten um Polanski: Sein Dreyfus-Film ist ein Publikumserfolg.
Edward Hoppers Landschaften
Ausstellung in der Fondation Beyeler
Quelle: Fondation Beyeler/Privatsammlung
Edward Hopper - ein klassischer Heroe der Kunstgeschichte, oder? Seine Stadtlandschaften, Diners und die kälteste Bar der Welt in dem Bild "Nighthawks" faszinieren und verstören. Dieses Motiv ist Vorbild für zig Filme und Adaptionen. Hopper - eine Ikone für amerikanische Coolness und die Zumutungen des Zwischenmenschlichen. Doch so bekannt er war, so unbekannt war zum Beispiel seine Frau Jo, die die eigene Kunst an den Nagel hängte und über 40 Jahre Muse und Inspiration für den großen Edward Hopper war. Eine Ausstellung in der Fondation Beyeler in Riehen bei Basel zeigt nun seine Landschaftsbilder. Gemälde von erfrischender Aufgeräumtheit. aspekte schaut auf das Phänomen Hopper und fragt nach dem Geheimnis seines Erfolgs.
- Moderation - Katty Salié, Jo Schück