Bekanntlich macht ja der Ton die Musik und was wäre diese ohne eine große Vielfalt an Zwischentönen. Das ist in der Welt der verbalen Kommunikation nicht unähnlich. Was wir aber dort seit einigen Jahren erleben, scheint eher Zeugnis vom Dahinsiechens des Zwischentones. Dies insbesondere in der öffentlichen Debatte. Kommunikationsteilnehmer verschwinden rasant in Schubladen, gerne auch in jeweiligen Blasen.
Statt Ping Pong dominieren diejenigen, die gleich mit Medizinbällen um sich werfen, das Gegenüber bestenfalls damit sofort zu Fall bringen. Und möchte oder kann man bei diesem Debatten-Battle nicht mithalten, bleibt man besser draußen.
Die Schriftstellerin Monika Maron erhält bei ihrem angestammten Verlag keinen weiteren Vertrag, denn sie hat aus dessen Sicht falsche Freunde. Der Star-Pianist Igor Levit ist auch politisch sehr aktiv, äußert sich in sozialen Medien. Ein Autor der Süddeutschen Zeitung unterstellt ihm "Opferanspruchsideologie" und er möge doch lieber bei seinem Leisten bleiben. Dies wird sogleich als antisemitisch eingeschätzt; die Zeitung entschuldigt sich bei Levit und in der nächsten Zeitung, der NZZ, wird wegen dieser Entschuldigung der Vorwurf eines ‚Kotau‘ gegenüber Levit zum Thema. Und so weiter.
Der mächtigste Mann der Welt wirft derweil mit Medizinbällen nur so um sich, bestärkt von seinen schlechten Wahlprognosen. Lässt sich dieser Trend weg von Diskussion und Zwischenton hin zum "Battle" allein mit der Omnipräsenz von Social Media und den Erfordernissen der damit verbundenen zwanghaften Blitzreaktion begründen? aspekte macht sich Gedanken über (mangelnde) Debattenkultur und deren Konsequenzen.