Die "Alpenfestung" ist wieder da. Der Propaganda-Hoax der Nazis von einer letzten, unbezwingbaren Bastion in den Alpen sollte am Ende des Zweiten Weltkriegs die Invasion der Alliierten aufhalten. Jetzt fordert die FPÖ wieder eine "Festung Österreich". Auch dieses Mal soll eine "Invasion" abgewehrt werden. Angeblich steht eine "ungezügelte Völkerwanderung" vor den imaginierten Festungstoren. FPÖ-Chef Herbert Kickl, der sich im September zum "Volkskanzler" wählen lassen will, bedient völlig ungeniert die rechtsextreme Mär vom Bevölkerungsaustausch. Er warnt vor einer "Flut" von Illegalen, als läge Österreich am Meer.
Von Hallstatt bis Bad Ischl
Es geht also auch um Topografie. Vor den Nationalratswahlen in Österreich wagt sich Jo Schück an eine Vermessung unseres Nachbarlandes: Von den Niederungen der Wiener Politik bis zu den Gipfeln der Kultur im Salzkammergut, das in diesem Jahr mit Bad Ischl den Titel der "Europäischen Kulturhauptstadt" trägt. Spoiler-Alarm: Ein Meer hat er dabei nicht gefunden. Die Tour d’Austria startet im 700-Seelen-Nest Hallstatt, das sich so idyllisch in die Bergkulisse schmiegt, dass ein chinesischer Staatskonzern das ganze Dorf im Reich der Mitte nachbauen ließ. Seitdem gilt das österreichische Original als Zentrum des Overtourismus in Europa.
Jo Schück reist durch ein gespaltenes und verunsichertes Land, das seinen "Schmäh" aber nicht verloren hat. Noch sind die Tore zur "Festung Österreich" offen. Er steigt in die Mine von Altaussee, in der die Nazis kurz vor ihrer Niederlage das europäische Kulturerbe mit ins Grab nehmen wollten und fährt eine Runde Riesenrad im Prater. Dabei erklärt Florian Klenk, Chefredakteur des Wiener "Falter", warum die österreichische Politik einem Jahrmarkt gleicht.
Von der Lust am Morbiden bis zur Kaiservilla
Österreichs bekanntester Gerichtsmediziner Christian Reiter spricht über "schöne Leichen" und die Lust am Morbiden. Mit dem Arbeiterkind Thomas Köck, Schriftsteller und erfolgreicher Theater-Autor ("Chronik der laufenden Entgleisungen"), zieht "aspekte" durchs rote Wien. In Bad Ischl macht Jo Schück eine ganz persönliche Führung durch die Kaiservilla, einst die Sommerfrische von Österreichs bekanntestem Export-Artikel: Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Sisi - mit deren Ur-Ur-Enkel. Spiegeln sich die Gipfel und Täler der Landschaft doch in einer Gesellschaft, in der gläserne Decken bis heute den Aufstieg erschweren.
Auch die "Idylle" der Landschaft ist nicht immer, was sie auf den ersten Blick verheißt. Während Österreichs bekanntester Künstler Erwin Wurm die Inspiration zu seinen heiter-ironischen Werken auf dem Land findet, floh Leni Ulrich, Sängerin der Band "Bipolar Feminin", aus gutem Grund aus dem Salzkammergut nach Wien.
Die nächste "aspekte" Sendung "Israelis und Palästinenser - friedlich zusammenleben. Kann das noch gehen?" am 04.10.2024 ab 21 Uhr in der Mediathek.
Stab
- Moderation - Jo Schück