Die vier Literaturexpert*innen diskutieren über die Bücher von Ingeborg Bachmann/Max Frisch, Karen Duve, Ursula Fricker und John Burnside.
Ingeborg Bachmann und Max Frisch
"Wir haben es nicht gut gemacht". Der Briefwechsel, Suhrkamp 2022.
Herausgegeben von Hans Höller, Renate Langer, Thomas Strässle und Barbara Wiedemann.
Rund 300, teils dramatische, Briefe und Schriftstücke erlauben einen intimen Einblick in das Leben, Lieben und Leiden von Ingeborg Bachmann und Max Frisch, eines der bekanntesten Paare der deutschsprachigen Nachkriegs-Literatur. Nähe und Distanz, Bewunderung und Rivalität, Eifersucht, Fluchtimpulse und Verlustangst, aber auch die Schwierigkeiten des Arbeitens in der gemeinsamen Wohnung und die Spannungen zwischen Schriftstellerleben und Zweisamkeit werden intensiv ausgelotet. Die Themen des Briefwechsels, der im Frühjahr 1958 begann und bis lange nach der Trennung des berühmten Liebespaares fortgeführt wurde, sind zeitlos und doch auch ein Zeitdokument.
Karen Duve
"Sisi", Galiani Berlin 2022.
Als Elisabeth von Wittelsbach, eine junge bayerische Herzogin, zur Kaiserin "Sisi" von Österreich und Königin von Ungarn wird, betritt sie eine unerbittliche Welt voll steifer Konventionen und langweiliger Enge. Nur in ihrem ungarischen Schloß, weitab von Wien, kann sie ihre Leidenschaft als tollkühne Reiterin und sinnliche Femme Fatale, ausleben. In ihrer Vertrauten, der 18-jährige Marie, sieht die Kaiserin ihr freies zweites Selbst und fördert sie nach Kräften. Erst als Marie zunehmend anziehender auf die männlichen Adligen am Hofe wirkt, ahnt Sisi die aufkommende lästige Konkurrenz und beginnt ein intrigantes Spiel aus Verführung und Verrat. Karen Duve zeigt eine "Sisi", die überhaupt nicht dem tradierten zuckrigen Klischee entspricht und die sich zeitlebens gegen Rollenzuschreibungen wehrte.
Ursula Fricker
"Gesund genug", Atlantis 2022.
Hannes Vater liegt im Sterben, Darmkrebs im Endstadium. "Da kann man einmal sehen", sagte der Gesundheitsfanatiker immer mit Genugtuung, wenn es andere erwischte. Alle hat er mit seinem Bio-Wahn und Reinlichkeitsfimmel terrorisiert, die Familie zu einer bio-dynamischen Sekte gemacht. Am Sterbebett des Vaters erinnert sich Hanne an ihr Erwachsenwerden jenseits des patriarchalischen Diktats, an ihren Sommer in London weit weg von der Familie, an das Erwachen und Auskosten einer wilden Freiheit. Als sie zufällig eine Mappe mit alten Zeichnungen entdeckt, leuchtet eine völlig unbekannte Seite dieses pedantischen Vaters auf. Hatte auch er einmal einen Freiheitstraum? Warum ist der auf der Strecke geblieben und wer war der Vater überhaupt?
John Burnside
"So etwas wie Glück", Penguin 2022.
Was macht eine gelungene Beziehung aus? Was ist das Wesen der Liebe? Wo liegen die Abgründe der Liebe? Diese ewigen Fragen lotet einer der profiliertesten Lyriker und Romanciers der Gegenwart aus, der Schotte John Burnside. Seine Geschichten tauchen ein in das Leben von Menschen, die, zuweilen gefangen in einer unglücklichen Ehe oder gebeutelt von falschen Erwartungen, manchmal dem Alkohol verfallen sind, in jedem Fall aber eben keine Vorzeige- Paare verkörpern. Untreu, einsam und krank an Körper und Seele, können sie von so etwas wie Glücklichsein nur träumen. Aber auch wenn sie ihren Gefühlen sprachlos und ohnmächtig ausgeliefert sind, Burnside gibt ihrer Verletzlichkeit Ausdruck und poetische Kraft.
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