Die vier Literaturexpert*innen diskutieren über die Bücher von Ljudmila Ulitzkaja, Bret Easton Ellis, Virginie Despentes und den neuübersetzten Klassiker der Weltliteratur, Knut Hamsuns "Hunger".
Virginie Despentes
Quelle: KiWi
Eine Schauspielerin, ein ausgebrannter Schriftsteller und eine radikalfeministische Social-Media-Aktivistin treffen nach einem verunglückten Instagram-Post digital aufeinander. So unterschiedlich sie sind, so sehr eint sie ihr Hass auf sich selbst und auf die Welt da draußen. Es entspannt sich ein Briefwechsel über alle großen gesellschaftlichen Themen unserer Zeit, von #MeToo und Machtmissbrauch, über Feminismus und Drogen bis zu den Abgründen sozialer Medien. Aber langsam erkennen die drei auch, dass Hass und Wut sie nicht weiterbringen, sondern einsam machen und dass Verständnis, Toleranz und Freundschaft wieder erlernbar und sogar überlebenswichtig sind.
Ljdmila Ulitzkaja
Quelle: Hanser
Kurz nach Putins Überfall auf die Ukraine im Frühjahr 2022 zog die oppositionelle russische Schriftstellerin Ulitzkaja aus Moskau ins Berliner Exil. Das neue Buch der vielfach ausgezeichneten Autorin setzt nun mit privaten Aufzeichnungen, biografischen Erinnerungen und politischen Reflexionen ihre autobiografische Prosa fort. Persönliche Notizen über ihre Familie, über Herkunft und Glauben, über den eigenen Körper und seine Narben stehen neben den drängenden Fragen zur politischen und ökologischen Situation. Das Verbot von "Memorial", der russischen Menschenrechtsorganisation, beschäftigt sie ebenso wie das Verhältnis von Individuum und Staat im Totalitarismus. Ein kompromissloses Plädoyer für eine ehrlichere Erinnerungskultur.
Bret Easton Ellis
Quelle: KiWi
Der siebzehnjährige Bret besucht die Oberstufe einer exklusiven Schule in einem wohlhabenden Vorort von Los Angeles, als ein neuer Schüler auftaucht. Robert Mallory ist intelligent, gutaussehend und charismatisch und zieht Bret magisch an. Bret aber ist sich sicher, dass Robert ein düsteres Geheimnis hat, kann aber nicht verhindern, dass der neue Schüler Teil seiner Freundesgruppe wird. Als ein Serienmörder, der Jugendliche auf bestialische Weise umbringt, immer näher an ihn und seine Clique heranrückt, gerät Bret zunehmend in eine Spirale aus Paranoia und Isolation. Der Roman spielt mit der Mischung aus Fakten und Fiktion und lotet die emotionale Lebens- und Erlebnisweltwelt eines Siebzehnjährigen radikal aus. Sex und Eifersucht, Besessenheit und mörderische Wut sind die Ingredienzien eines jungen Lebens, das völlig aus den Fugen zu geraten droht.
Knut Hamsun
Quelle: Manesse
Ein junger Mann irrt ziellos durch eine Stadt, körperlich ausgezehrt, doch "vom fröhlichen Wahnsinn des Hungers gepackt". Das ist es, was ihn aufrecht hält: ein irrlichternder Geist, ein seismografisches Empfinden, eine fantastische Erfindungs- und Einbildungskraft. Den Kapriolen seiner halluzinatorischen Zustände verdankt dieser Klassiker der Weltliteratur eine ungeheure Komik. Nicht, was in ihm geschildert wird, nämlich die manischen Ausgeburten von "Hirnfieber" bei Nahrungsentzug, sondern, wie diese existentielle Grenzerfahrung gestaltet ist, machte Hamsuns Debutroman von 1890 zu einer literarischen Sensation und verhalf dem bis dato unbekannten Schriftsteller zu weltweitem Ruhm, der auf seinem Höhepunkt, 30 Jahre später mit dem Literarturnobelpreis 1920 gekrönt wurde. Ab 1933 verschrieb sich Hamsun ganz dem Hitlerfaschismus und seinem norwegischen Gefolgsmann Quisling. Selbst als Norwegen von deutschen Truppen besetzt wurde, rückte er nicht vom Faschismus ab, auch später nicht. Hochberühmt und höchst umstritten starb Hamsun 1952 im Alter von 92 Jahren. Neuübersetzung nach der Erstausgabe von 1890.
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