Die vier Literaturexpert*innen diskutieren über die Bücher von Arno Geiger "Das glückliche Geheimnis", Clemens Setz "Monde vor der Landung", Éric Vuillard "Ein ehrenhafter Abgang" und Joy Williams "Stories".
Clemens Setz
Quelle: Suhrkamp
Peter Bender, ehemaliger Offizier im Kaiserreich, gründet in den 1920er-Jahren eine Religionsgemeinschaft, nach deren Glauben die Menschheit in einer Kugel lebe und außerhalb existiere nichts. Wegen Verbreitung aufwieglerischer und gotteslästerlicher Schriften wird Bender daraufhin zu mehrmonatiger Kerkerhaft verurteilt. Nach der Machtergreifung der Nazis wenden sich auch enge Freunde und Wegbegleiter von Bender und seiner jüdischen Frau ab. Die Familie wird 1942 verhaftet und deportiert. Nur der Sohn überlebt das Konzentrationslager. Die literarische Rekonstruktion einer ebenso realen wie verstörenden Familiengeschichte, die von der Wahnwelt eines querdenkerischen Egozentrikers beherrscht wird und so überraschende Aktualität gewinnt.
Arno Geiger
Quelle: Hanser
Jahrzehntelang hat Arno Geiger ein Doppelleben geführt, wenn er frühmorgens mit dem Fahrrad in die Stadt aufbrach und abends zerschunden und müde und oft glücklich zurückkehrte. Jetzt erzählt er mit großer Offenheit, wie er Dinge tat, die andere unterlassen. Und wie gewunden, schmerzhaft und überraschend Lebenswege sein können, auch der Weg zur großen Liebe. Wie er als Schriftsteller gegen Mauern rannte, bevor der Erfolg kam. Und wie ihn die Sorge um die Eltern zunehmend umtrieb und vereinnahmte. Ein Buch voller Lebens- und Straßenerfahrung, voller Menschenkenntnis, voller Trauer und voller Liebe.
Éric Vuillard
Quelle: Matthes & Seitz
Als "ehrenhaften Abgang“ versuchten die Abgeordneten der französischen Nationalversammlung sich selbst und der Öffentlichkeit den Militäreinsatz in Vietnam zu verkaufen. Bevor man das Land in die Unabhängigkeit entlassen wollte, sollte es zuerst noch vom Kommunismus befreit werden. Vietnam wurde so Schauplatz zweier Kriege, die zu den längsten und opferreichsten der Geschichte zählen. Vuillard erzählt vom Kampf der Unterlegenen und vom Aufstand eines von Kolonialmächten ausgebeuteten Volkes. Er legt das mächtige Geflecht aus wirtschaftlichen und geopolitischen Interessen offen und erweckt eine Galerie schillernder Figuren der Zeit zum Leben: Kautschukpflanzer, französische Generäle, ihre Ehefrauen, Politiker und Bankiers. Eine zutiefst beunruhigende menschliche Komödie, die ständig aufs Neue aufgeführt zu werden scheint.
Joy Williams
Quelle: dtv
Eine Nacht lang erkunden zwei Mädchen einen Autozug mit Bar und Zauberbühne und lernen dabei ihr künftiges Leben kennen. Eine Frau, rat- und schlaflos, wird von der Faszination für eine nächtliche Radiosendung erfasst, in der, so glaubt sie, all ihre Fragen gelöst werden könnten. Von der Gesellschaft geächtet, schließen sich Mütter verurteilter Mörder zu einem Außenseiterclub zusammen. In dreizehn kurzen Geschichten von Menschen in scheinbar alltäglichen Situationen, führt die vielfach ausgezeichnete US-amerikanische Schriftstellerin Joy Williams ihren Leserinnen und Lesern die Fragilität, die Erwartungen an das Leben und die Nichtigkeit und Unvorhersehbarkeit des Daseins vor Augen.
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