Im Sommer 2015 flüchtete Majd aus Syrien. Heute lebt er in Hamburg, trainiert Fußballmannschaften und macht eine Ausbildung zum Erzieher. Trotz des neuen Lebens gibt es einen scheinbar alltäglichen Gegenstand, der ihn immer an die Flucht und seine Familie erinnert, die nach wie vor in Syrien lebt.
Dieses T-Shirt liegt nicht, wie die anderen, gefaltet im Kleiderschrank. Dieses T-Shirt bewahrt Majd auf dem Schrank auf - als Erinnerung. Vor dreieinhalb Jahren machte er sich in Syrien auf den Weg. Im Gepäck hatte er nichts. Die Erinnerung an seine Eltern und Geschwister, die er zurückließ, trug er am Körper: ein T-Shirt und seine Hose. Beides Geschenke.
Der Weg nach Deutschland dauerte sechs Wochen. Den Großteil der Strecke lief Majd. Kein Bus, keine Bahn. Schlaf bekam er in der Regel nur unter freiem Himmel. Die Flucht unternahm Majd in einer Gruppe, allein wäre es zu gefährlich gewesen. Von der Türkei ging es in einem kleinen, völlig überfüllten Schlauchboot nach Griechenland. Wurde seine Kleidung zu dreckig, warf er sie weg. Mit Ausnahme der Kleidungsstücke, die ihm seine Eltern schenkten, die wollte er nie austauschen.
Majds neues Leben in Hamburg
Heute ist Majd längst angekommen. In Hamburg hat er eine Trainerausbildung absolviert, coacht Fußballmannschaften und hat sogar ein Team für Geflüchtete gegründet. Für sein ehrenamtliches Engagement hat der 23-Jährige schon den ein oder anderen Preis verliehen bekommen. Selbst Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier empfing ihn schon. Trotzdem: Die Erinnerungen an die Flucht und seine Familie in Syrien sind weiter präsent. Da genügt ein Blick auf den Schrank, wo sein T-Shirt und die Hose liegen.
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Die Hoffnung bleibt
Beides trägt er heute nicht mehr, viel zu groß ist die Angst, sie zu beschädigen. Denn diese Kleidungsstücke sind für Majd längst keine Textilien mehr, sondern das Einzige, was er aktuell von seiner Familie hat. Der Kontakt nach Syrien ist schwierig, nur selten hört er etwas von seinen Eltern und den Geschwistern. Aber er verbindet mit T-Shirt und Hose auch Hoffnung. Sie zeigen ihm, was er seit seiner Flucht erreicht hat und geben ihm die Kraft, weiter daran zuglauben, irgendwann wieder mit seiner Familie vereint zu sein.