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Das Ramadan-Kultur Festival

Großes, gemeinsames Fastenbrechen

In Mainz steht zurzeit eine Zeltstadt, in der sich jeden Abend Muslime treffen, um im Ramadan das Fasten zu brechen. "Forum am Freitag"-Moderatorin Nazan Gökdemir hat das Fasten-Festival besucht.

Datum:
26.07.2013
Verfügbarkeit:
Video leider nicht mehr verfügbar

Auf dem Messegelände in Mainz-Hechtsheim steht zurzeit eine kleine Zeltstadt. Hier treffen sich jeden Tag Muslime, um gemeinsam im Fastenmonat Ramadan am Abend das Fasten zu brechen - an Wochenenden bis zu 10.000. Auch viele Nicht-Muslime genießen die Volksfeststimmung - sie dürfen schon ab 18 Uhr an den Ständen Essen kaufen. "Forum am Freitag"-Moderatorin Nazan Gökdemir hat für ihre erste Forum-Sendung das Fasten-Festival besucht und mit Besuchern wie Veranstaltern gesprochen.

Der Ramadan ist ein Monat des islamischen Mondkalenders und gilt als heiliger Monat. Denn nach muslimischer Tradition wurden in ihm dem Propheten Mohammed die ersten Verse des Korans offenbart. Im Andenken an dieses Ereignis wird die Rezitation dieses heiligen Textes während des Ramadans als besonders verdienstvoll betrachtet.

Suren aus dem Kopf beten

So wie die meisten Araber seiner Zeit war auch der Prophet Mohammed des Lesens und Schreibens nicht mächtig. Daher ließ er die offenbarten Verse des Korans von ausgewählten Schreibern aufzeichnen, forderte seine Anhänger aber gleichzeitig auch dazu auf, den Koran auswendig zu lernen. Hieraus entwickelte sich über die Jahrhunderte hinweg eine Tradition.

Noch heute gilt es unter den Muslimen als äußerst gottgefälliges Werk, den gesamten Koran aus dem Gedächtnis fehlerfrei rezitieren zu können. "Viele Muslime können vor allem die kurzen Suren auswendig, die man sehr gut im Gebet gebrauchen kann. Wer den ganzen Koran auswendig kann, der gehört dann eher schon zu einer Sondergruppe, jemand, der etwa in eine Koranschule gegangen ist oder in einem besonders religiösen Milieu aufgewachsen ist", sagt die Islamwissenschaftlerin und Koranexpertin Angelika Neuwirth von der FU Berlin.Die ersten Koranausgaben wurden zunächst ohne Vokalzeichen niedergeschrieben. Daher ähnelten sich einige Buchstaben, und es kam zu verschiedenen Lesarten. Bei der endgültigen Redaktion des Korans unter dem dritten Kalifen Uthman im Jahre 650 entschied man sich dann für eine Lesart, die heute noch gültig ist. Doch wenn Muslime heutzutage den Koran lesen, ist dies für sie nicht immer einfach: Die Verse des Korans sind in einem sehr anspruchsvollen Alt-Arabisch niedergeschrieben worden. Die grammatikalischen Regeln sind kompliziert und schwer erlernbar - selbst für Muslime, deren Muttersprache Arabisch ist.

Altarabisch - eine Herausforderung

Da das Arabische die anerkannte liturgische Sprache in der islamischen Welt ist, sollen Muslime den Koran möglichst auch in Arabisch lesen - was besonders den nichtarabischen Muslimen große Mühe bereitet. So müssen Schüler in türkischen oder pakistanischen Koranschulen die Texte auswendig lernen, ohne dass ihnen der Sinn der Worte vermittelt wird. "Der Koran selber ist ja eine Rede von einem göttlichen Ich oder Wir an einen menschlichen Adressaten, der mit Du angeredet wird. Und dieser Prozess, die Anrede Gottes an den Propheten, die wird sozusagen vergegenwärtigt, wenn man den Koran liest. Man muss nicht unbedingt alles mitdenken können, was man liest, man vollzieht sozusagen diesen Offenbarungsvorgang nach", erklärt die Islamwissenschaftlerin Angelika Neuwirth.

Daher werden gläubige Muslime - gleich welcher Sprachzugehörigkeit - immer in den Bann gezogen, wenn sie den Koran lesen oder hören. Muslime sehen in dieser Fähigkeit, die Menschen ständig zu bezaubern, eines der großen Wunder des Korans. So soll es sogar Muslime gegeben haben, die beim Hören des Korans in einem solchen Maß von Ehrfurcht ergriffen wurden, dass sie dabei gestorben sein sollen.

Dreißig Leseabschnitte im Ramadan

Für die Rezitation des Koran wurden eigene Regeln aufgestellt: So gibt es Stellen, an denen der Leser bzw. Rezitator aufhören muss, dann wieder andere, wo er zwischen den einzelnen Worten nicht stoppen darf. Auch hiermit wird eine ganz bewusste Wirkung geschaffen. Muslime rezitieren den Koran beim tagtäglichen rituellen Gebet, ansonsten nur zu besonderen Anlässen: "Dazu gehören familiäre Riten, beispielsweise Gedächtnisfeiern für Verstorbene, wo dann bestimmte Koranverse gelesen werden, und wo ein Leser über Tage bei den Trauernden anwesend ist und die ganze Zeit rezitiert", so Koran-Kennerin Angelika Neuwirth.

Besonders im Fastenmonat Ramadan gilt es als verdienstvoll, den gesamten Koran zu lesen. So versammeln sich viele Muslime in dieser Zeit tagtäglich in der Moschee, um sich gegenseitig aus dem Koran vorzulesen. "Für den Ramadan ist der Koran ja in dreißig Dreißigstel eingeteilt, damit jeden Tag ein Dreißigstel des Textes zum Vortrag kommen kann", fügt Angelika Neuwirth hinzu. Eine besonders hohe Anerkennung genießt der Beruf des Qaris, des ausgebildeten Rezitators: Die meisten von ihnen arbeiten in staatlichen Moscheen. Einige von ihnen verfügen jedoch über derart außergewöhnliche Stimmen, dass sich ihre Rezitationen in der ganzen islamischen Welt verbreiten und sie zu regelrechten Stars werden.

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