Unendlich schön
Das Gartenreich Dessau-Wörlitz (Sachsen-Anhalt) ist groß und bedeutend und seit dem Jahr 2000 sogar UNESCO-Welterbe. Auf über 142 Quadratkilometern entlang der Elbe wurde Ende des 18. Jahrhunderts aus einer Idee eine Traumlandschaft. Am Anfang stand Leopold III. Friedrich Franz, aufgeklärter Fürst und Herzog von Anhalt-Dessau (1740 –1817) und sein Berater, der Architekt Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff. Der Fürst wollte das "Nützliche mit dem Schönen verbinden".
So legte er ein in Deutschland einmaliges Programm zur Entwicklung und Verschönerung des Landes auf. Von der Wirtschaft über die Bildung bis in das Sozialwesen entstand Erstaunliches in seinem Reich. Heute sind vor allem die Gärten, Schlösser und Kunstwerke noch erlebbar. In den langen 60 Jahren von Franz’ Regentschaft entstanden ab 1765 zwischen Dessau und Wörlitz eine Vielzahl an Parks, Gärten, und Schlössern, allesamt verbunden durch eine von Auen und Wäldern geprägte Kulturlandschaft.
Offen und tolerant
Ausgangs- und Höhepunkt wurde der Park in Wörlitz als erster Landschaftsgarten Kontinentaleuropas. 1769–1773 entstand mit dem Landhaus Wörlitz der erste klassizistische Bau Deutschlands. Und noch eine Premiere: Mit dem 1773–1813 errichteten Gotischen Haus nahm die Neugotik ihren Ausgangspunkt. Und immer war das Parkgelände für die Bürgerinnen und Bürger offen zugänglich. Der Fürst glaubte an Offenheit, Toleranz, Bürgersinn, Bildung durch Schönheit. Nicht selbstverständlich um 1800 herum.
Statt eines steifen Barockgartens schwebte dem Fürsten eine englische Parklandschaft vor, mit Sichtachsen, Venustempel, Pantheon und weiteren standesgemäßen Einbauten. Die Schlösser Wörlitz und Oranienbaum, Luisium und Georgium, dazu die großartige Natur, die Seen und Kanäle, die man sich rudernd erobern kann. Das Gartenreich ist ein Traum. Und Fürst Franz hat sich das alles ausgedacht. Ja, sein Fürstentum war klein, seine Ideen aber waren groß.