Guten Abend,
verängstigte Menschen vor der Flughafenmauer, die mit Pässen wedeln und versuchen, auf sich aufmerksam zu machen. Verwackelte Handy-Videos von Menschen, die sich an einem Frachtflugzeug festklammern, das im Begriff ist, abzuheben. Ein Baby, das durch eine Menschenmenge gereicht wird. Vor einem Jahr war das Internet voll von Bildern aus Kabul. Die Taliban marschierten in die Stadt ein, hatten das Land in einem Tempo überrannt, das kaum jemand für möglich gehalten hatte.
Ein Jahr später leben viele Menschen in Afghanistan im Elend. Die Taliban hatten zwar versichert, sich gemäßigt zu haben. Doch besonders Frauen und Mädchen müssen mit immer weniger Rechten leben: Vielerorts dürfen sie nicht ohne männliche Begleitung in die Öffentlichkeit. Mädchen sind höhere Schulen versperrt. Frauen dürfen nicht mehr in Regierungsämtern arbeiten und müssen sich in der Öffentlichkeit vollständig verschleiern.
Mehr als 80 Journalisten und Journalistinnen sind laut Amnesty im vergangenen Jahr im Land festgenommen und gefoltert worden, weil sie über friedliche Proteste berichtet haben. Und noch immer haben nicht alle ehemaligen Ortskräfte der Bundeswehr in Afghanistan die Möglichkeit einer Ausreise nach Deutschland erhalten. "Wir lassen sie nicht zurück", sagt die Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Wochenende. Eine Aussage, die doch etwas befremdlich wirkt, ein Jahr, nachdem die letzten internationalen Soldaten und Soldatinnen das Land verlassen haben.
Schon vor der Machtergreifung ging es vielen Afghanen und Afghaninnen nicht gut. Doch mittlerweile ist die Lage noch dramatischer. Laut Unicef leben 97 Prozent der Menschen im Land in Armut. 24,4 Millionen seien auf humanitäre Hilfe angewiesen - eine Zunahme um 25 Prozent seit Anfang 2021. Und was tun die Machthaber ein Jahr nach der Übernahme Kabuls? Sie zelebrieren sich selbst. Die Taliban haben den 15. August zu einem offiziellen Feiertag erklärt.
Krieg in der Ukraine
Viele Helfer und Helferinnen "am Ende ihrer Kräfte": Das ehrenamtliche Engagement bei der Betreuung von ukrainischen Geflüchteten ist weiterhin groß. Doch strukturelle Probleme sorgen dafür, dass auch die Helfer und Helferinnen mittlerweile teilweise überfordert sind.
Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.
Was darüber hinaus wichtig ist
Gasumlage für Verbraucher steht fest: Nach Berechnungen des Gemeinschaftsunternehmens der Gas-Netzbetreiber kostet eine Kilowattstunde damit 2,419 Cent mehr. Die Umlage gilt ab Anfang Oktober.
Peking kündigt neue Manöver an: Der Besuch einer weiteren US-Delegation in Taiwan hat neue Spannungen ausgelöst. China spricht von einer Provokation.
Rhein-Pegel in Emmerich bei vier Zentimetern: Die Trockenheit setzt den Flüssen immer mehr zu. Das hat Auswirkungen:
Aktuelle Corona-Zahlen und -Grafiken zur Situation in Ihrem Landkreis, zum Stand der Impfungen und zur allgemeinen Lage in Deutschland und weltweit.
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European Championships in München
Neun olympische Sportarten, die gleichzeitig ihre Europameisterschaften in München austragen: Das sind die European Championships. Wir zeigen Ihnen hier die wichtigsten Entscheidungen des Tages kompakt zusammengefasst:
Weitere Schlagzeilen
- Dauerinflation in Argentinien: Die Menschen sind erfinderisch geworden, wenn es darum geht, mit den Teuerungen umzugehen.
- Krieg und Klimawandel besorgen Jugendliche: Einer Studie zufolge blickt ein Drittel von ihnen pessimistisch in die Zukunft.
- Schauspielerin Anne Heche ist gestorben: Nach einem Autounfall wurden die Geräte, die die Schauspielerin am Leben erhielten, abgestellt.
Grafik des Tages
Ab heute gibt es weniger Zuschüsse vom Bund für energetische Gebäudesanierungen. Bereits Ende Juli waren Zuschüsse und Kredite der Förderbank KfW teils gestrichen worden. Kritik daran kommt unter anderem von Umweltschützern und Wirtschaftsexperten.
Gesagt
Lieferdienst-Start-ups wie Gorillas oder Flink galten im vergangenen Jahr als Hoffnungsträger für Investoren und Investorinnen. Mittlerweile ist die Euphorie verflogen. Auch die Lieferdienst-Branche spürt die Auswirkungen von Inflation und dem Ende der Corona-Beschränkungen, sagt Kai Hudetz, Geschäftsführer beim Institut für Handelsforschung in Köln:
Streaming-Tipps für den Feierabend
In der Verfilmung des Thriller-Bestsellers "Die Behandlung" von Mo Hayder geht es um Ermittler Nick, der seit seiner Kindheit an dem Verlust seines jüngeren Bruders leidet, der beim Spielen entführt wurde. Trotz seines Traumas beginnt Nick in einem anderen Fall von Kindesentführung zu ermitteln - bei dem sich plötzlich auch Hinweise auf das Schicksal seines eigenen Bruders ergeben. (124 Minuten, von 22 bis 6 Uhr oder nach Altersfreigabe jederzeit in der Mediathek.)
Die zweiteilige ZDFinfo-Doku "Ghandis Vermächtnis - Wohin steuert Indien?" beleuchtet die zahlreichen Probleme, die das Land hat: Gewalt gegen Frauen, den Klimawandel aber auch den Kampf um Wasser. Dabei wird klar: Die größte Demokratie der Welt steht vor vielen Herausforderungen - 75 Jahre nach der Unabhängigkeit. (zwei Teile, je 44 Minuten)
Genießen Sie Ihren Abend!
Anna Grösch und das gesamte ZDFheute-Team
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