Guten Morgen,
zu den Stärken des politischen Systems der Vereinigten Staaten gehört, dass auf einen Machtwechsel, auch einen so grundlegenden wie von Donald Trump zu Joe Biden, immer wieder eine Art "Stunde Null" folgt. Die Vereidigung Bidens im Zentrum der fast monarchisch anmutenden Kulisse des Kapitols und der mit Fahnen geschmückten National Mall gestern markiert so einen Wendepunkt.
Alle vier oder acht Jahre Bruch statt Kontinuität. Das unterscheidet die USA vielleicht am deutlichsten von Deutschland, wo - wie wir in diesen Corona-Monaten ja besonders spüren - alles auf Kompromiss und Einheit angelegt ist und politische Karrieren oft Jahrzehnte dauern. Dort ist ab heute wirklich alles anders. Nicht nur im Weißen Haus, auch in allen Ministerien und Bundesbehörden, zumal der neue Präsident über, wenn auch knappe, Mehrheiten im Repräsentantenhaus und im Senat verfügt.
Auch wenn der neue US-Präsident vor allem eine innenpolitische Agenda verfolgen muss, - er steht gesundheits- und wirtschaftspolitisch vor einer Art Wiederaufbau des Landes - wird sich Amerikas Auftritt auf der Weltbühne stark verändern. Washington wird ab heute ein freundlicheres Gesicht zeigen.
Doch Vorsicht: Gefordert wird dann nicht nur eine erneuerte Partnerschaft, sondern auch mehr Verantwortung, in der Sicherheitspolitik, außenpolitisch oder in Sachen Klima. Auch wenn Biden die USA in Brüssel, Berlin oder Paris wieder als Freund anbietet, wird er doch genau registrieren, wie Europa und insbesondere die Deutschen gerade jetzt ihre Beziehungen zu Konkurrenten in der Welt gestalten, sei es zu China oder Russland.
Gestatten Sie mir noch einen letzten Blick zurück: auf Donald Trump. Der wirkte schon in den vergangenen Wochen immer mehr wie ein Kaiser ohne Kleider. Ohne Twitter, ohne loyale Gefolgsleute in der Washingtoner Polit-Blase konnte man an ihm studieren, wie es ist, wenn sich Macht verflüchtigt. Der von ihm angefachte Sturm aufs Kapitol war ein letztes Aufbäumen gegen die Institutionen der Demokratie. Und es wird noch politische und strafrechtliche Folgen haben. Die schlimmste Strafe für Trump wäre allerdings, nicht mehr beachtet zu werden.
Seine permanenten Tabubrüche und Grenzübertretungen haben einen Großteil seiner Faszination ausgemacht. Viele Medien dürften ihren Aufschwung der vergangenen Jahre nicht zuletzt einer Art Grusel bei der Beobachtung dieses Mannes verdanken. Nach der Dauererregung wird jetzt Beruhigung eintreten. Jetzt ein bisschen runterkommen, das wird nicht nur Amerika, das wird auch uns Journalisten guttun. Es ist gut, dass der Trump-Spuk jetzt vorbei ist.
Einen guten Tag wünscht Ihnen
Peter Frey, Chefredakteur des ZDF
Was heute noch wichtig ist
Ex-FBI-Chef zieht Bilanz: James Comey erklärt im heute journal, wie sehr Donald Trump einen "Nebel aus Lügen" verbreitet hat und was jetzt noch auf den Ex-Präsidenten zukommen kann.
EU-Videogipfel zur Corona-Koordinierung: Die EU-Staats- und Regierungschefs wollen sich am frühen Abend zur Impfstrategie und zur weiteren Bekämpfung der Corona-Pandemie absprechen. Zuletzt standen sie wegen ihrer Strategie vor allem bei der Beschaffung von Impfstoffen in der Kritik.
So kämpft Europa gegen Corona-Mutanten: Die britische Variante des Coronavirus breitet sich in Europa immer weiter aus. Wie rüsten sich Großbritannien, Portugal, Spanien und Italien dagegen? Ein Überblick.
Bewährungsprobe für deutsche Handballer gegen Spanien: Durch die Niederlage gegen Ungarn hat das DHB-Team den Gruppensieg bei der Handball-WM verpasst. Heute wartet in der Hauptrunde das Weltklasse-Team aus Spanien. Das ZDF überträgt das Spiel live ab 20.15 Uhr - online und im TV.
Aktuelle Corona-Fälle in Deutschland
In Deutschland gibt es 2.090.316 bestätigte Infektionsfälle. Im Schnitt kommen derzeit täglich 15.550 dazu. Insgesamt sind 50.296 Menschen gestorben. (Quelle: Risklayer)
Weitere Zahlen und aktuelle Grafiken zur Verbreitung des Coronavirus weltweit finden Sie unter dem Link.
Alle aktuellen Entwicklungen zur Corona-Krise lesen Sie jederzeit in unserem Liveblog.
Wenn Sie unser ZDFheute Update abonnieren möchten, können Sie das hier tun oder in Ihrer ZDFheute-App unter Meine News / Einstellungen / ZDFheute-Update-Abo.
Gesagt
Grafik des Tages
Ein Lichtblick
Der Covid-19-Impfstoff von Biontech und Pfizer scheint einer Studie zufolge auch gegen die ansteckendere, in Großbritannien entdeckte Variante B.1.1.7 und andere Mutanten wirksam zu sein. Für die Untersuchung haben Forscher der Unternehmen Blutproben von 16 geimpften Teilnehmern aus früheren klinischen Studien einem synthetischen Virus ausgesetzt. Dieses war so konstruiert, dass es die gleichen zehn charakteristischen Mutationen aufwies, durch die unter anderem die Variante B.1.1.7 gekennzeichnet ist.
Weitere Schlagzeilen
- "Klären, ob Trump ein russischer Agent ist": Der frühere Stationsleiter der CIA in Moskau fordert Aufklärung, ob der Ex-Präsident ein russischer Agent ist.
- Biden kehrt Trumps Politik um: Der neue US-Präsident hat unmittelbar nach seinem Amtsantritt einen politischen Kurswechsel angestoßen und mehrere Dekrete unterschrieben.
- Gasleck war die Ursache: Bei der Explosion im Zentrum von Madrid wird mittlerweile ein Gasleck als Ursache bestätigt. Bei dem Unglück am Dienstagnachmittag waren mindestens drei Menschen ums Leben gekommen.
- Leipzig bleibt an Bayern dran: Leipzig besiegt am 17. Bundesliga-Spieltag Union Berlin. Spitzenreiter FC Bayern gewinnt ebenfalls in Augsburg. Dabei stellt Manuel Neuer Oliver Kahns Rekord ein.
Die Nachrichten im Video
Kurznachrichten im ZDF - immer auf dem Laufenden
So wird das Wetter heute
Am Donnerstag gibt es zahlreiche Wolken, im Nordosten und Südosten aber auch mal länger Sonne. Vor allem am Vormittag regnet und stürmt es noch von der Nordsee bis zum Oberrhein. Die Temperatur steigt auf Werte von 4 bis 12 Grad.
Zusammengestellt von Katja Belousova
Alles gut? Danke, dass Sie unser ZDFheute Update lesen! Wir möchten unser Briefing für Sie noch nützlicher machen. Dafür brauchen wir Ihre Mithilfe: Schreiben Sie uns, was Ihnen besonders gut gefällt und was wir noch besser machen sollten an zdfheute-feedback@zdf.de. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!