Guten Morgen,
Beirut nach der Explosion - das sind Bilder, wie man sie bisher nur aus dem Krieg kannte. Die Stadt ist dort am meisten getroffen, wo sie sich in den letzten Jahren versucht hat neu zu erfinden. Ich war im Jahr 2000 einmal als Reporter in Beirut. Die Hauptstadt des Libanon war die letzte Station eines ZDF-Films unter dem Titel "Wem gehört das Mittelmeer?". Schon damals berichteten wir über Fluchtbewegungen, den Einfluss der Großmächte USA und Russland, Destabilisierung im Nahen Osten.
Aus Beirut zeichneten wir ein relativ optimistisches Bild. Im Stadtzentrum war nach Ende des Bürgerkriegs ein millionenteures neues Einkaufsviertel entstanden, selbst der legendäre Uhrenturm aus der französischen Mandatszeit war wieder aufgebaut worden. In neu erbauten Luxushotels am Mittelmeer erholten sich Scheichs von der brütenden Sommerhitze am Golf.
- Wie die Explosion das Herz der Stadt trifft
Ausgehviertel, historischer Stadtkern und Wohngebiete: Die Explosion hat bedeutende Orte in Beirut zerstört.
Das alles liegt jetzt in Trümmern. Libanon ist ein implodierter Staat, in dem die Regierung die Kontrolle über das eigene Territorium verloren hat, auch weil zu viele auswärtige Mächte mitspielen. Allen voran Iran als Schutzmacht der schiitischen Hisbollah-Miliz, aber auch das sunnitische Saudi-Arabien, das eigene Ziele im instabilen Libanon verfolgt. Dass ein politisch so zerrissenes Land in den letzten Jahren mehr als eine Million Flüchtlinge aus Syrien aufnehmen konnte, ist eine große humanitäre Leistung.
Schon bei unserer Reise vor 20 Jahren zeigte sich, dass wenige Kilometer hinter dem glitzernden neuen Zentrum noch immer Grenzen existierten, die der Bürgerkrieg geschlagen hatte und hinter denen die rivalisierenden politischen und religiösen Gruppen voneinander weitgehend getrennt lebten. Diese Grenzen existieren immer noch, auch wenn die Armuts-Demonstrationen der letzten Monate viele gegen die Regierung vereinten.
Auf den Staat können sich die Menschen in Beirut nicht verlassen. Wenn die halbe Welt dem Libanon jetzt zu Hilfe eilen will, ist das gut. Es macht aber nur Sinn, wenn Hilfsorganisationen und Staaten vom ersten Moment an sicherstellen, dass Geld und die Mittel für den Wiederaufbau bei den Bedürftigen ankommen - und nicht in die falschen Taschen fließen.
Einen schönen Tag und viel Spaß beim Weiterlesen wünscht Ihnen
Peter Frey, Chefredakteur des ZDF
Was heute noch wichtig ist
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Attestpflicht zwingt mehr Lehrer an die Schulen: Vor den Ferien konnten Lehrer selbst entscheiden, ob sie wegen erhöhten Corona-Risikos zu Hause bleiben. Jetzt brauchen sie dafür ein Attest. Manche wehren sich dagegen gerichtlich. ZDF-Redakteurin Christiane Hübscher hat sich umgehört.
USA veröffentlichen neue Zahlen zur Arbeitslosenquote: Die US-Regierung gibt heute die Zahlen für den Monat Juli bekannt. Im ersten Halbjahr war die Arbeitslosigkeit in den USA infolge der Corona-Krise auf den höchsten Stand seit Jahrzehnten geklettert.
Aktuelle Corona-Fälle in Deutschland
In Deutschland gibt es laut Johns-Hopkins-Universität 215.039 bestätigte Infektionsfälle. Im Schnitt kommen derzeit täglich 800 dazu. Insgesamt sind 9.181 Menschen gestorben. (Stand: 7.8.2020 4:35 Uhr, Quelle: Johns-Hopkins-Universität)
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- ZDF spezial: Corona-Krise - kommt die zweite Welle?
- dunja hayali: Leben mit der Pandemie: Was tun gegen eine zweite Infektionswelle?
Zahl des Tages
192 Menschen sind in deutschen Gewässern bis Ende Juli 2020 ertrunken. Unser Reporter Andreas Hottmann hat sich die Zwischenbilanz der DLRG genauer angeschaut.
- Badeunfälle: Wo, wem und warum sie passieren
Der befürchtete Anstieg bei Badeunfällen durch Corona ist ausgeblieben. Die Zahl der Badetoten bleibt aber hoch. Was sind die Gründe, welche Menschen sind besonders gefährdet?
Ein Lichtblick
Etwa ein Drittel der polnischen Regionen und Gemeinden haben sich für LGBTQI-frei erklärt. Auch im Wahlkampf war Homophobie Alltag. Unter anderem in dieser interaktiven Story hatten wir darüber berichtet. Bei der Vereidigung von Präsident Andrzej Duda haben Oppositionspolitiker gestern ein starkes Zeichen gesetzt - und Solidarität mit der polnischen LGBTQI-Gemeinde demonstriert.
Wofür LGBTQI eigentlich steht, erklären wir in dieser Story.
Weitere Schlagzeilen
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- Erste Festnahmen in Beirut: Nach der Explosion sind 16 Hafenmitarbeiter in Gewahrsam genommen worden.
- Bei einem Besuch in Beirut zeigt sich Macron schockiert vom Ausmaß der Zerstörung nach der Explosion: Er verspricht eine internationale Spendenkonferenz für den Libanon.
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