Guten Abend,
die einen sprechen von einem Sieg für das "Team Vorsicht", die anderen sehen nach dem Corona-Gipfel zwischen den Ministerpräsident*innen der Länder und dem Kanzleramt nur "erschütternde Konzeptlosigkeit". Mehr als elf Stunden wurde - wohl auch intensiv - verhandelt, doch am Tag danach ist eigentlich kaum jemand zufrieden mit dem Ergebnis.
Beim Tourismusverband herrschen "Wut, Ärger und Verzweiflung", Kirchenvertreter wollen nicht auf den Präsenz-Gottesdienst verzichten, der Handel ist sowieso verzweifelt und das Handwerk warnt vor dem Zusammenbruch von Betrieben.
[Bund und Länder raten von touristischen Reisen im In- und Ausland ab. Was das im Detail bedeutet lesen Sie hier.]
Für Pharmazie-Professor Thorsten Lehr gehen die Beschlüsse dagegen nicht weit genug. Das Osterfest könne einen ähnlichen Effekt erzeugen wie kurz vor Weihnachten, als Geschäfte vor den Zwangsschließungen einen großen Andrang verzeichneten, so Lehr bei ZDFheute live.
Viele der beschlossenen Maßnahmen müssen ja auch noch durch die Länder in Verordnungen umgesetzt werden. Wie zum Beispiel der "Ruhetag" vor Ostern aussehen soll, ist noch gar nicht klar.
Die Fallzahlen steigen derweil weiter. "Eine Pandemie mit Kompromissen bekämpfen - das kann nicht funktionieren", schreibt meine Kollegin Kristina Hofmann in ihrem Kommentar zu den Beschlüssen. Vor allem hinterlassen diese Kompromisse alle Seiten unzufrieden.
Aktuelle Corona-Fälle in Deutschland
In Deutschland gibt es 2.679.043 bestätigte Infektionsfälle. Im Schnitt kommen derzeit täglich 13.290 dazu. Insgesamt sind 75.554 Menschen gestorben. (Quelle: Risklayer)
Weitere Zahlen und aktuelle Grafiken zur Verbreitung des Coronavirus weltweit finden Sie unter dem Link.
Was sonst noch wichtig ist
Woelki räumt "systembedingte Vertuschung" ein: Nach der Vorstellung des Missbrauchsgutachtens für das Erzbistum Köln erklärt der Kardinal, nun müsse "rigoros gehandelt" werden - und gesteht eigene Fehler ein.
Haben wir bald einen "harten Lockdown"? "Harter" oder gar "Mega"-Lockdown - so nennen viele deutsche Medien die neuen Corona-Beschlüsse. Ausländische Journalisten blicken eher belustigt auf diese Wahrnehmung.
Autogipfel mit dem Kanzleramt: Beim fünften deutschen Autogipfel geht es in diesem Jahr vor allem um den Wandel zur Elektromobilität. Den einen geht es nicht schnell genug, die anderen halten am Verbrenner fest. Oliver Deucker hat die Lage in der Branche zusammengefasst:
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Story des Tages
Sollten Menschen, die bereits mit Corona infiziert waren, trotzdem noch gegen das Virus geimpft werden? Unser Storytelling-Team hat recherchiert:
- Nach Corona-Infektion trotzdem impfen?
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Gesagt
Gemeinsam mit seinen Kollegen aus dem Erzgebirgskreis hatte Oberbürgermeister Rolf Schmidt vor der gestrigen Ministerpräsidentenkonferenz dafür plädiert, nicht nur die Inzidenzzahl für die Corona-Maßnahmen zum Maßstab zu nehmen. Warum er das fordert, hat er im Interview erklärt:
Grafik des Tages
In Deutschland geht der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch zurück: Laut dem Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL), lag der Verzehr 2020 "so niedrig wie noch nie" seit Beginn der Berechnung 1989. Demnach wurde im vergangenen Jahr Fleisch mit einem Schlachtgewicht von 8,5 Millionen Tonnen erzeugt (minus 1,6 Prozent).
Weitere Schlagzeilen
- Jedes vierte zivile Opfer im Jemen ist ein Kind: Kürzungen bei Hilfsgeldern verschärfen die Lage.
- Zweifel an Astrazeneca-Studie zur Wirksamkeit: Es seien möglicherweise veraltete Daten eingeflossen, meinen US-Experten.
- Tote nach Brand im Flüchtlingslager in Bangladesch: Mindestens 15 Menschen kamen ums Leben. Hunderte weitere werden vermisst.
Zahl des Tages
34,9 Millionen: So viele Hunde, Katzen, Wellensittiche und sonstige tierische Mitbewohner lebten 2020 in Deutschland mit Menschen zusammen. Ein Anstieg von knapp einer Million binnen zwölf Monaten, wie der Industrieverband Heimtierbedarf und der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands mitteilten. Die Katze ist dabei nach wie vor Deutschlands Heimtier Nummer eins: Insgesamt leben 15,7 Millionen Samtpfoten in 26 Prozent der hiesigen Haushalte.
Streaming-Tipps für den Feierabend
Fossile Brennstoffe sind absolute Klimakiller, belegen dennoch beim Beheizen von privaten und öffentlichen Gebäuden immer noch den ersten Platz. Dabei gibt es klimafreundliche Alternativen. "plan b" beschäftigt sich mit dem Konzept der Seethermie und wie sinnvoll Smarte Thermostate an Heizkörpern sind.
Livemusik fehlt aktuell einfach. Bis es wieder große Konzerte gibt, wird noch einige Zeit vergehen. Für etablierte Künstler ist das ein Problem, Newcomern fehlt so aber jede Chance, sich in die Herzen und Ohren neuer Fans zu spielen. "Stay Live" will das ändern: hier treffen bekannte Musiker wie Bernd von den Beatsteaks oder Joy Denalane auf Künstler, die bisher weitestgehend unter dem Radar fliegen. Aufgezeichnet wird im SO36 in Berlin-Kreuzberg.
Genießen Sie Ihren Abend!
Jan Schneider und das gesamte ZDFheute-Team
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