Guten Morgen,
wenn es stimmt, dass Geimpfte nicht mehr ansteckend sind, wie nun eine britische Studie nahelegt, dann ist die große Frage: Sollen die Geimpften ihre Freiheitsrechte wiederbekommen? Heute stellt der Ethikrat seine Empfehlung dazu vor.
Klar doch, wäre die naheliegende Antwort. Aber so einfach ist es nicht. Diese Pandemie hat zu einer grundsätzlichen rechts-ethischen Debatte geführt, die noch lange nicht ausdiskutiert ist: Es stehen Grundrechte gegeneinander, das Recht der freien Entfaltung gegen das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Beide Grundrechte stehen in Artikel 2 des Grundgesetzes, also Absatz 1 gegen Absatz 2.
Da schon ist die Frage, ob mit zweierlei Maß gemessen worden ist. Im Straßenverkehr sind Jahr für Jahr Tausende gestorben - und trotzdem ist Autofahren nie verboten worden. Auch werden Fabriken nicht geschlossen, obwohl deren Umweltverschmutzung die Gesundheit der Menschen gefährdet. So müssen Politikerinnen und Politiker in allen Fällen abwägen, wie sie es auch aktuell in der Pandemie getan haben.
Natürlich diskutieren auch wir hier in der heute-journal-Redaktion heftig, ob nicht spätestens jetzt wieder der volle Artikel 2 unverzüglich gelten muss, zumindest für die Geimpften. Meine Kollegin Anna-Maria Schuck meint, Nicht-Gefährder hätten ein Anrecht darauf. "Denn der Grund für die Einschränkung der Rechte existiert ja nicht mehr - vorausgesetzt natürlich, Geimpfte können das Virus nicht übertragen."
Zu simpel, widerspricht mein Kollege Stephan Mündges: "Alle müssen gleichbehandelt werden - steht auch so im Grundgesetz." Hinzu komme: "Es wäre eine Impfpflicht durch die Hintertür, wenn Geimpfte besser behandelt würden als Nicht-Geimpfte." Durch teilweise Rückgabe der Freiheitsrechte drohe die Spaltung in eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Der Kampf gegen die Pandemie sei doch immer auch ein solidarischer Akt gewesen. "Alle leiden gleich, alle schützen sich gegenseitig, ohne Unterschiede." Alles andere sei unfair.
Nein, sagt Anna-Maria Schuck, unfair wäre es, wenn trotz erwiesener Gefahrlosigkeit nicht endlich gelockert würde: "Wie fühlt sich denn dann die Barbesitzerin oder der Kneipenwirt, die früher öffnen könnten für Geimpfte. Hier geht’s doch um Existenzen und nicht ums Prinzip!"
Weil es um mehr geht als unsere Diskussion in der Video-Konferenz, haben wir aus der Debatte einen Bericht gemacht, ein Pro und Contra mit renommierten Professoren: dem Bonner Philosophie-Gelehrten Markus Gabriel und dem Oldenburger Rechtswissenschaftler Volker Boehme-Neßler.
Am Ende wird es, wie vermutlich auch bei vielen Ihrer Debatten daheim, keine eindeutige Antwort geben. Aber starke Argumente für die eine wie die andere Seite bei der so schwierigen Abwägung: Schutz der Gesundheit gegen den der Freiheit.
Sagen wir so: Wer das entscheiden muss, ist nicht zu beneiden!
Kommen Sie möglichst frei und gesund durch den Tag!
Wulf Schmiese, Leiter heute journal
Ausführlich informiert
Inside PolitiX: ZDF-Hauptstadtkorrespondentin Christiane Hübscher mit einem Pro und Contra zur schwierigen Frage: Sollen Geimpfte ihre Grundrechte früher zurückbekommen? Mit dabei: Politiker, Verfassungsrechtler und eine Berliner Clubbesitzerin.
ZDFheute Live: Sie sind die Hoffnung im Kampf gegen Corona: Impfstoffe von Biontech, Moderna, Astrazeneca. Wie wirksam sind die unterschiedlichen Mittel? Wir werfen einen Blick auf verschiedene Hersteller - auch auf solche, die noch nicht in der EU zugelassen sind, wie der russische Impfstoff Sputnik V.
Was heute noch wichtig ist
US-Präsident Joe Biden hält seine erste Rede zur Außenpolitik: Im Fokus seiner Ansprache: "Restoring America's place in the world" - zu Deutsch: Amerikas Platz in der Welt wiederherstellen. Bidens Rede war wegen des Schneechaos in den USA verschoben worden.
Wie der Shutdown die Mobilität verändert hat: Das Statistische Bundesamt hat angekündigt, heute neue Daten zu Mobilitätsveränderungen in der Corona-Pandemie bekannt zugeben.
Heute ist Weltkrebstag: In Deutschland starben im Jahr 2019 rund 231.000 Menschen an den Folgen einer Krebserkrankung. Tendenz laut Statistischem Bundesamt: steigend. Der Weltkrebstag 2021 ist dem Mut und den Errungenschaften von Menschen, die mit Krebs leben, gewidmet, so die Union for International Cancer Control (UICC). Das nachfolgende Video erzählt die bewegende Geschichte einer 28-jährigen "Krebskriegerin":
Aktuelle Corona-Fälle in Deutschland
In Deutschland gibt es 2.252.675 bestätigte Infektionsfälle. Im Schnitt kommen derzeit täglich 10.880 dazu. Insgesamt sind 60.215 Menschen gestorben. (Quelle: Risklayer)
Bisher wurden in Deutschland 2.713.210 Corona-Impfungen verabreicht. Hier erfahren Sie, wie es in Ihrem Bundesland aussieht. (Quelle: RKI)
Weitere Zahlen und aktuelle Grafiken zur Verbreitung des Coronavirus weltweit finden Sie unter dem Link.
Alle aktuellen Entwicklungen zur Corona-Krise lesen Sie jederzeit in unserem Liveblog.
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Zahl des Tages
150: So alt wäre Friedrich Ebert heute geworden. Der erste Reichspräsident der Weimarer Republik (1919-1925) war das erste demokratische Staatsoberhaupt der deutschen Geschichte. Auf seinem Grabstein steht sein bis heute bekannter Wahlspruch: "Des Volkes Wohl ist meiner Arbeit Ziel".
Ein Lichtblick
Erstmals in der Geschichte der Golden Globes sind drei Frauen in der Regie-Sparte nominiert. Vergangenes Jahr stand die Kategorie "Beste Regie" in der Kritik, weil nicht eine Frau nominiert wurde.
Gesagt
Nachdem Kremlkritiker Alexej Nawalny zu mehreren Jahren Straflager verurteilt wurde, hat sich dessen Ehefrau Julia Nawalnaja für den großen Rückhalt bedankt.
Weitere Schlagzeilen
- Koalition beschließt weitere Corona-Hilfen: Darunter fallen Steuererleichterungen für Unternehmen, ein Kinderbonus und ein Zuschuss zur Grundsicherung.
- US-Truppenabzug aus Deutschland vorerst gestoppt: Die neue US-Regierung unter Joe Biden lässt das Vorhaben neu überprüfen.
- Köln scheitert an Elferspezialist Regensburg: Der 1. FC Köln ist im Achtelfinale des DFB-Pokals beim Zweitligisten Jahn Regensburg ausgeschieden.
- Eisberg im Südatlantik bricht weiter auseinander: Er galt als einer der größten bekannten Eisberge der neueren Geschichte.
- Grünen-Chefin Baerbock fordert das Aus von Nord Stream 2: Im ZDFheute-Interview sagt sie, es profitiere nur das "System Putin". Deutschland hingegen verliere zunehmend an Glaubwürdigkeit.
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So wird das Wetter heute
Am Donnerstag schneit oder regnet es im Norden und Osten aus dichten Wolken. Dazu weht an den Küsten ein stürmischer Ostwind. Die Temperaturen liegen in der Nordhälfte zwischen 1 und 5 Grad. In der Südhälfte bleibt es trocken und es zeigt sich zeitweise die Sonne. Die Höchstwerte hier liegen zwischen 7 und 14 Grad.
Zusammengestellt von Katharina Thode
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