Guten Abend,
erinnern Sie sich noch, dass im Frühjahr 2020 Spielplätze mit rot-weißem Flatterband abgesperrt waren, aus Angst, die Kinder könnten sich dort an den Spielgeräten mit Corona infizieren? Am Anfang der Pandemie war vieles - eigentlich fast alles - was wir über das Coronavirus wussten, unklar. Verständlich also, dass manche Entscheidungen etwas über das Ziel hinausschoss, viele Regeln laufend verändert wurden und selbst die Bewertung einiger Schutzmaßnahmen sich um 180 Grad gedreht haben.
Heute, nach knapp 2 1/2 Jahren Pandemie, sollte Bilanz gezogen werden: Die Sachverständigenkommission zur Evaluierung der Corona-Maßnahmen hat ihren Bericht vorgestellt. Wirklich klar ist aber auch jetzt nicht, welche Maßnahmen wirklich funktioniert haben und welche nicht.
Masken schützen, wenn sie richtig getragen werden. Und weniger Kontakte führen zu weniger Infektionen. Soweit, so einfach. Doch bei vielen Maßnahmen seien die vorliegenden wissenschaftlichen Daten nicht so, dass man wirklich stichhaltige Aussagen ableiten könne. Zu Schulschließungen heißt es in dem Papier etwa, dass deren genaue Wirksamkeit "trotz biologischer Plausibilität und zahlreicher Studien weiterhin offen" sei. Auch die 2G/3G-Regelungen sind umstritten.
Daher ist der Bericht des Sachverständigenrats auch eine "sehr, sehr kritische Auseinandersetzung mit den politischen Entscheidungsprozessen" in dieser Pandemie, meint unserer Hauptstadtkorrespondentin Andrea Maurer bei ZDFheute live. Besonders hart ins Gericht gegangen werde dabei mit der Ministerpräsidentenkonferenz, dem Gremium, das nicht vom Parlament legitimiert ist, aber die Entscheidungen in der Pandemie zentral gesteuert hat.
Das Problem mit den Daten wird sich vermutlich nicht mehr lösen lassen. Jeden Tag wird es schwerer, Kontrollgruppen für die Bewertung einzelner Maßnahmen zu finden. Vieles wird im Unklaren bleiben. Für die Soziologin Jutta Allmendinger - auch Mitglied der Kommission - steht daher die Risikokommunikation in der Pandemie zentral im Mittelpunkt. Man müsse transparent agieren, auf Augenhöhe kommunizieren und abweichende Meinungen ernst nehmen. So könne man das Vertrauen in Politik und Wissenschaft erhöhen. Und das ist - so zeigt es sich in anderen Ländern - ein sehr wichtiger Faktor bei der Bekämpfung der Pandemie.
Was heute im Ukraine-Krieg passiert ist
Kiew erwartet Einkreisen von Lyssytschansk: Die Lage in der Stadt im Osten der Ukraine spitzt sich offenbar zu. Kiew rechnet mit der Einkreisung durch russische Truppen. In Odessa gab es Tote bei einem Angriff.
Putin sichert sich per Dekret Energieprojekt: Russlands Präsident verschärft den Wirtschaftkonflikt mit dem Westen und übernimmt die volle Kontrolle über das Sachalin-2-Projekt, das Gas und Öl im Osten von Russland sichert.
Ukraine hat "klare europäische Perspektive": EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen hat in einer Rede an das ukrainische Parlament den Abgeordneten Mut gemacht. Sie bekräftigte die Perspektive zu einem EU-Beitritt.
Eskaliert nun der Streit mit Russland?: Mit dem Beitritt Finnlands bekommt Russland eine 1.300 Kilometer lange Grenze zu einem Nato-Land. Was heißt das für das Verhältnis beider Länder? Wie ernst sind Putins Drohungen?
Was darüber hinaus wichtig ist
Bauernverband fordert Priorisierung beim Gas: Der Bauernverband zeigt sich besorgt über die Entwicklungen am Gasmarkt. Verbandschef Rukwied will bei einer weiteren Verknappung Vorrang beim Gas für Landwirte.
Expertin rechnet mit bis zu 400 Prozent höheren Gaspreisen: Wirtschaftsminister Habeck befürchtet, dass schon bald gar kein russisches Gas durch die Nord-Stream-Pipeline fließt. Das könnte die Preise vervierfachen, warnt Energieexpertin Claudia Kemfert im ZDF.
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Weitere Schlagzeilen
- Xi meint, China handelt "zum Wohle Hongkongs": Chinas Präsident hat zum 25. Jahrestag der Rückgabe von Hongkong den Grundsatz "Ein Land, zwei Systeme" noch einmal bekräftigt
- Halbautomatische Abseitserkennung kommt: Bei der Fußball-WM in Katar kommt eine technische Neuerung zum Einsatz, die Schiedsrichter unterstützen soll.
Ein Lichtblick
Ab heute sind Unternehmen dazu verpflichtet, eine leicht zugängliche Kündigungsoption für Online-Verträge anzubieten. Künftig kann man Verträge nun per Button im Internet kündigen.
Zahl des Tages
1.100. So viele Benin-Bronzen befinden sich als Raubkunst noch immer im Besitz deutscher Museen. Dabei handelt es sich um Metalltafeln und Skulpturen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, die einst den Königspalast im Königreich Benin im heutigen Nigeria schmückten. Nach dem Einmarsch der Briten Ende des 19. Jahrhunderts wurden sie entwendet und landeten als Raubkunst in europäischen Museen. Deutschland und Nigeria unterzeichnen heute eine gemeinsame Absichtserklärung zur Rückgabe der Bronzen.
Gesagt
So hatte sich Andrij Melnyk in einem Videointerview mit dem Journalisten Thilo Jung über den ukrainischen Politiker und Partisanenführer Stepan Bandera geäußert. Das ukrainische Außenministerium hat sich nun von Äußerungen seines Botschafters distanziert: "Die Meinung, die der Botschafter der Ukraine in Deutschland (...) geäußert hat, ist seine eigene und spiegelt nicht die Position des ukrainischen Außenministeriums wider."
Streaming-Tipps für den Feierabend
"Böhmi brutzelt" wieder: Nach eigener Aussage des ZDF-Moderators Jan Böhmermann macht er seine Kochshow, "um Leute, die Kochshows lieben und Leute, die Kochshows hassen, gleichermaßen zur Weißglut zu bringen". In der neuesten Folge bereiten Bill und Tom Kaulitz (Tokio Hotel) für Jan die original Oma-Kaulitz-Weihnachtsente zu, Jan kontert mit köstlichen Pancakes.
Um die Klimakatastrophe abzuwenden und unabhängig von russischen Energieimporten zu werden, wollen immer mehr Menschen zurück zur Atomkraft. Ist die Kernenergie tatsächlich eine Lösung? "Atomkraft - jein danke?" zeigt, wie schwierig es ist, für dieses Thema in der Grauzone die eine Wahrheit zu finden.
Eine andere Herangehensweise zum Thema Klimawandel hat "Comedy for Future". Der Sommer wird lustig: bekannte Comediennes und Comedians sowie Newcomer präsentieren ihre besten Stand-Ups: Moritz Neumeier, Osan Yaran, Eckart von Hirschhausen und Tobias Mann sinnieren mit Moderator Olaf Schubert über Nachhaltigkeit und Klimaschutz.
Genießen Sie Ihren Abend!
Jan Schneider und das gesamte ZDFheute-Team
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