Guten Morgen,
nie war Weihnachten in Deutschland so wertvoll wie in diesem Corona-Jahr 2020. Üblicherweise sind diese Wochen die hohe Zeit der Fernsehköche, die festliche Menüs empfehlen, der Ernährungsexperten, die vor zu fettem Essen warnen, und Psychologen, die Tipps zur Entschärfung von Familienkrächen liefern. In diesem Jahr geht es ums Grundsätzliche, darum, dass Familien überhaupt zusammenkommen können, ohne massenhaft Superspreader-Events zu produzieren.
Nun wissen wir: Sie können und sie dürfen, trotz hoher Infektionsraten und höchster Todeszahlen. Das Ergebnis des erneuten stundenlangen Ringens von Bund und Ländern verteidigt die Bundeskanzlerin heute um 9 Uhr in einer Regierungserklärung (live bei ZDFheute). Wieder war sie es, die auf schärfere Regeln pochte, wieder waren es die Länderfürst*innen, die ihr ihre Grenzen aufzeigten - beim neuen Hotspotwert 200, beim Winterferienbeginn, bei der Geltungsdauer der Weihnachtslockerung.
Wir dürfen getrost davon ausgehen, dass Angela Merkel, so kühl und nüchtern sie ist, kein Problem damit hätte, auch einen Weihnachtslockdown zu verhängen. Angesichts der nach wie vor brisanten Lage wäre eigentlich genau das das Gebot der Stunde, das war der Grundton gestern bei der Pressekonferenz auch bei den Ministerpräsidenten Müller und Söder.
Doch das in Aussicht gestellte Weihnachtsgeschenk kann jetzt nicht mehr kassiert werden. Um Klingglöckchen und Lichterglanz ging es dabei nie. Es ging stets um das, was der Politik abhanden zu kommen droht: Eine halbwegs breite Zustimmung der Bevölkerung zum Corona-Kurs. Die Weihnachtsöffnung, vom ein oder anderen mit besonders viel Pathos über das "Fest der Familie" garniert, erweist sich als Trick, der die Politik milder erscheinen lassen und die Menschen im Lande ebenso stimmen sollte.
Und nun? Ist die Politik gefangen in ihrer Weihnachtsgeschichte. Aus dem Versprechen kommt sie ohne weiteren Schaden nicht mehr heraus und kann nun nur noch an die Vernunft der Bürger appellieren, wie Berlins Regierender Bürgermeister es tat: Man müsse ja nicht alles machen, was erlaubt sei. "Feste ohne Freude" ist zurecht auch der Titel der Sendung von Maybrit Illner heute Abend. Bleiben wir vernünftig und nehmen das Geschenk nicht an.
Herzliche Grüße
Bettina Schausten, stellvertretende ZDF-Chefredakteurin
Ausführlich informiert
Um 21:30 Uhr hat Bundeskanzlerin Merkel am Abend nach mehr als sieben Stunden Verhandlungen die Beschlüsse des Bund-Länder-Gipfels vorgestellt. Welche Maßnahmen werden verschärft? Was gilt an den Feiertagen? ZDFheute live hat die Pressekonferenz übertragen und erste Einordnungen geliefert.
Nach den Beratungen über neue Corona-Maßnahmen: Wie kommt Deutschland durch den Winter? Eine Zusammenfassung der Ergebnisse und erste Analysen im ZDF heute journal.
Aktuelle Corona-Fälle in Deutschland
In Deutschland gibt es 995.879 bestätigte Infektionsfälle. Im Schnitt kommen derzeit täglich 18.450 dazu. Insgesamt sind laut Johns-Hopkins-Universität 15.210 Menschen gestorben. (Quellen: Risklayer, Johns-Hopkins-Universität)
Weitere Zahlen und aktuelle Grafiken zur Verbreitung des Coronavirus weltweit finden Sie unter dem Link.
Alle aktuellen Entwicklungen zur Corona-Krise lesen Sie jederzeit in unserem Liveblog.
Was heute noch wichtig ist
Veröffentlichung des aktuellen DIW-Konjunkturbarometers:
Das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigt die Wachstumsrate des realen Bruttoinlandsprodukts und stellt damit die gesamtwirtschaftliche Entwicklung dar.
Diego Maradona gestorben:
Der Weltmeister von 1986 starb am Mittwoch, keine vier Wochen nach seinem 60. Geburtstag, an einem Herzinfarkt. Maradona gilt als einer der besten Fußballspieler aller Zeiten. Sehen Sie hier das Finale der Fußball-WM 1986 zwischen Argentinien und Deutschland:
Weitere Schlagzeilen
- Die Corona-Beschlüsse von Bund und Ländern polarisieren: Gesundheitsexperte Lauterbach warnt vor steigenden Infektionszahlen an den Feiertagen.
- Wie Covid-19 soziale Ungleichheit verstärkt: Vor dem Virus sind nicht alle gleich. Das Beispiel Bangladesch zeigt, wie dort nicht nur Corona die Menschen bedroht. Armut und Hunger sind für viele die größere Gefahr.
- Corona-Warn-App: Neue Version ist bereit: Risikoüberprüfung mehrmals am Tag und Erinnerung zum Testergebnis-Teilen: Die Corona-Warn-App 1.7 ist fertig zum Download.
- Deutscher Zukunftspreis für EUV-Lithografie: Projekte zu den Themen Mikrochirurgie, Lithografie und Gebäudedämmung waren im Rennen um den Zukunftspreis 2020.
- US-Präsident Trump begnadigt Ex-Sicherheitsberater Flynn: US-Präsident Trump ersparte seinem ersten Sicherheitsberater Michael Flynn eine mögliche Haftstrafe wegen Falschaussage, indem er ihn begnadigte.
- Was ist vom US-Präsidenten Biden zu erwarten? "Amerika ist zurück… bereit, die Welt anzuführen." So stellt der designierte US-Präsident Joe Biden die ersten Mitglieder seines künftigen Kabinetts vor. Was heißt das konkret?
- Proteste in Belarus gehen weiter: Über drei Monate schon demonstrieren die Menschen in Belarus gegen Machthaber Lukaschenko. Der denkt nicht an Dialog oder Rücktritt. Nun besucht der russische Außenminister Minsk.
Wenn Sie unser ZDFheute Update abonnieren möchten, können Sie das hier tun, oder in Ihrer ZDFheute-App unter Meine News / Einstellungen / ZDFheute-Update-Abo.
Grafik des Tages
Die Bedrohung durch rechtsextreme Gewalt in Europa, Nordamerika und Ozeanien ist laut "Global Terrorism Index 2020" so hoch wie seit 50 Jahren nicht mehr.
Termin des Tages
Das Bundeskabinett hat den Termin für die nächste Bundestagswahl festgelegt. Endgültig entscheiden muss Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Ein Lichtblick
In Kenia erlebt jede siebte Frau im Laufe ihres Lebens sexuelle Gewalt. Florence Keya hat ein Frauenhaus für junge Mädchen gegründet, denen sexuelle Gewalt angetan wurde.
Die Nachrichten im Video
Kurznachrichten im ZDF - immer auf dem Laufenden
So wird das Wetter heute
Am Donnerstag ziehen in den Norden dichte Wolken mit etwas Sprühregen. Am Mittag kommt an der Küste die Sonne wieder hervor. In der Mitte und im Süden ist es teils trübe, teils scheint die Sonne. Im Dauernebel werden 0, sonst 4 bis 13 Grad erreicht.
Zusammengestellt von Andreas Kronhart
Alles gut? Danke, dass Sie unser ZDFheute Update lesen! Wir möchten unser Briefing für Sie noch nützlicher machen. Dafür brauchen wir Ihre Mithilfe: Schreiben Sie uns, was Ihnen besonders gut gefällt und was wir noch besser machen sollten an zdfheute-feedback@zdf.de. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!