Guten Abend,
erwartet uns wie schon vor einem Jahr erneut ein Corona-Frühjahr mit Grenzkontrollen? Reisefreiheit gehört zu den Grundpfeilern der Europäischen Union und gewährt Millionen Menschen in Europa freie Fahrt. Ich erinnere mich noch zu gut daran, was es heißt, mehrere Stunden am Grenzübergang mitten in Görlitz/Zgorzelec auf die Weiterfahrt zu warten, bevor Polen 2004 EU-Mitglied und drei Jahre später auch Teil des Schengen-Raums wurde. Und genoss es in der Zeit danach, ungehindert mehrmals am Tag über die Brücke von Frankurt/Oder in die polnische Zwillingsstadt Słubice und zurück laufen zu können.
Doch die Pandemie veranlasst erneut einige EU-Staaten dazu, die Reisefreiheit vorübergehend einzuschränken. So auch in Deutschland: Ab Sonntag soll es an der Grenze zu Tschechien stationäre Kontrollen geben. Das Bundesinnenministerium hat das Nachbarland genauso wie heute auch die Slowakei als Virusmutationsgebiet eingestuft. Damit gelten für beide Länder verschärfte Einreiseregeln. Auch an der Tiroler Grenze gelten ab heute Beschränkungen:
Die Gefahr durch die Coronavirus-Mutanten treibt den Regierenden in Europa derzeit viele Sorgenfalten auf die Stirn. Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans schließt erneute Grenzkontrollen zu Frankreich oder Luxemburg nicht aus. Die ansteckendere Coronavirus-Variante aus Großbritannien ist nach Schätzungen der Regierung aktuell für 20 bis 25 Prozent der Corona-Infektionen in Frankreich verantwortlich. Der Wettlauf Impfungen vs. Mutanten hat eben erst begonnen.
Aktuelle Corona-Fälle in Deutschland
In Deutschland gibt es 2.325.258 bestätigte Infektionsfälle. Im Schnitt kommen derzeit täglich 7.970 dazu. Insgesamt sind 64.923 Menschen gestorben. (Quellen: Risklayer)
Weitere Zahlen und aktuelle Grafiken zur Verbreitung des Coronavirus weltweit finden Sie unter dem Link.
Was sonst noch wichtig ist
Bundeskanzlerin im ZDF-Interview zur Corona-Strategie: Angela Merkel hat Fehler eingeräumt, die sie im Umgang mit der Pandemie gemacht habe, widersprach jedoch Kritik, nach der Deutschland und die EU bei den Verhandlungen um einen Corona-Impfstoff zu sparsam gewesen seien: "Für mich stellt es sich nicht so dar, dass wir knausrig waren", sagte sie. "Es ist genug Impfstoff bestellt worden." Auf die Frage, was sie in der Corona-Krise im Nachhinein anders gemacht hätte, antwortete die Bundeskanzlerin: Im Rückblick, im Herbst, sei man "zu zögerlich rangegangen" bei den Vorsichtsmaßnahmen.
[Sehen Sie hier das komplette Interview im Video und verschriftlicht]
- Merkels Scheibchen-Plan
Erst 50, dann 35, kaum Selbstkritik: Das anfängliche Lob für Merkels Krisenmanagement ist weg. Im ZDF räumt sie nun ein, sie war von der Entwicklung des Impfstoffs zu "fasziniert".
[In unserem ZDFheute live ordnen wir ab 19.30 Uhr das Merkel-Interview mit unseren Gesprächspartnern ein.]
Regierung einigt sich bei Lieferkettengesetz: Firmen sollen bei Menschenrechten und Umwelt in der Pflicht sein. Das Gesetz soll einen Beitrag leisten, um Kinderarbeit und Hungerlöhne bei ausländischen Zulieferern einzudämmen. Es soll deutsche Unternehmen verpflichten, bei ausländischen Lieferanten die Einhaltung sozialer und ökologischer Mindeststandards zu verfolgen. Vorgesehen ist, wie aus einem Arbeitspapier hervorgeht, das dem ZDF vorliegt, eine "abgestufte Verantwortung" für den Weg vom Endprodukt zurück zum Rohstoff.
"PCR-Test für alle mit Symptomen": Wer Symptome hat, kann sich wieder kostenlos auf Corona testen lassen. Das kündigte Bundesgesundheitsminister Spahn an. Und mahnte trotz sinkender Infektionszahlen zur Vorsicht. Auch ein Ergebnis der Corona-Maßnahmen: Zahlreiche Infektionskrankheiten sind dadurch in Deutschland zurückgedrängt worden. Das sagte der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, in der Bundespressekonferenz.
Alle aktuellen Entwicklungen zur Corona-Krise lesen Sie jederzeit in unserem Liveblog.
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Grafik des Tages
Weitere Schlagzeilen
- Kretschmann schränkt Wahlkampf ein: Der baden-württembergische Ministerpräsident wird vor der Landtagswahl am 14. März aus privaten Gründen weniger Termine wahrnehmen.
- Tennisprofi Zverev stürmt ins Achtelfinale der Australian Open: Die deutsche Nummer eins gewann gegen den Franzosen Adrian Mannarino klar mit 6:3, 6:3, 6:1.
- Militär in Myanmar lässt Tausende Gefangene frei: Eine entsprechende Anordnung hat der Chef der Junta, General Min Aung Hlaing, unterschrieben.
Ein Lichtblick
EMA startet Schnell-Prüfverfahren für Impfstoff von Curevac: Die Europäische Arzneimittel-Behörde EMA hat das schnelle Prüfverfahren für den Impfstoff des Tübinger Herstellers
Curevac gestartet. Die Entscheidung beruhe auf den vorläufigen Ergebnissen von Labortests und klinischen Studien. Daraus wird nach Angaben der EMA deutlich, dass der Impfstoff die Produktion von Antikörpern gegen das Coronavirus anregt. Sobald genug Beweise für die Wirksamkeit des Impfstoffes vorliegen, kann der Hersteller die Marktzulassung in der EU beantragen. Die Experten der EMA geben dazu eine Empfehlung ab.
Gesagt
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat in der 1000. Sitzung des Bundesrats alle staatlichen Ebenen dazu aufgerufen, bei der Bewältigung der Corona-Pandemie an einem Strang zu ziehen.
Streaming-Tipps für das Wochenende
Durch die Corona-Krise rückt das Thema Klimawandel etwas in den Hintergrund. Doch der bedroht massiv alpine Skigebiete. Millionen-Investitionen sollen Rettung bringen. Mitten in der schwierigen Wintersportsaison 2020/2021 wirft "planet e." in der Doku "Das Geschäft mit dem Winter" einen kühlen Blick in die Zukunft des alpinen Tourismus. (28 Minuten)
Creme, Deo, Lippenstift: Was unter die Haut geht, kann gesundheitlich schaden. Verbraucherinnen und Verbraucher legen zunehmend Wert auf Naturkosmetik, nachhaltig verpackt und fair produziert. "plan b" berichtet in "Natürlich schön - Kosmetik neu gedacht" über Alternativen zu herkömmlichen Produkten. (29 Minuten)
Die "ZDF.reportage" besucht in zwei Ausgaben Menschen, die der Corona-Krise trotzen, und zeigt Geschichten aus einem Pandemiejahr, das vielen Menschen große berufliche und private Veränderungen beschert hat. Zur Karnevalszeit rückt zunächst in "Wir machen weiter - trotz Corona!" die "Freizeit mit Maske" in den Blick. (30 Minuten)
Oder vielleicht doch ein Krimi? Bernadette Heerwagen, Alexander Held und Marcus Mittermeier als unangepasstes Trio: Die Ermittler stoßen in "Der Letzte seiner Art" auf eine Leiche in auffälliger 70er-Jahre-Kleidung im Münchner Bahnhofsviertel - eine Reminiszenz an eine Kiez-Legende dieser Zeit? (88 Minuten)
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