Guten Abend,
Sequenzierung ist das Schlagwort der Stunde im Kampf gegen die neuen Corona-Varianten. Die Forderung der Politik nach einer Überwachung von Veränderungen des Coronavirus dürfte vor allem ein Ziel haben: zu zeigen, dass Bund und Länder nicht tatenlos sind gegen die Mutanten. Gleichzeitig schwebt bei dieser Forderung indirekt mit: Deutschland hinkt in der Viren-Forschung hinterher, weil es keine flächendeckenden Sequenzierungen gab.
Das ist ein Trugschluss. In der heutigen Bundespressekonferenz betonte Virologe Christian Drosten, dass das Sequenzieren von Viren - außer in Großbritannien und Dänemark - bisher weltweit keine große Rolle gespielt hat, weil es schlicht nicht nötig war. Zudem seien die Mutanten in Großbritannien nicht durchs Sequenzieren aufgefallen.
Die Forderung an sich, ist nicht verkehrt. Um das Coronavirus zu besiegen, muss man es samt seiner Mutanten möglichst gut verstehen. Gegen die Verbreitung der neuen Corona-Varianten hilft Sequenzieren aber kaum. Strikte Homeoffice-Regeln schon eher, wie Drosten aktuell im Interview mit dem "Spiegel" deutlich macht. "Da hätte man sicher noch mehr tun können", sagte er mit Blick auf den entsprechenden Passus im Bund-Länder-Beschluss.
Ähnlich sieht es Journalist Sascha Lobo. Er bezeichnete die Homeoffice-Beschlüsse gestern bei "maybrit illner" als "labberig":
Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) verteidigte die Bundesregierung - sprach von einer fehlenden "rechtlichen Handhabe", die Arbeitnehmer dazu zu verpflichten, ein Homeoffice-Angebot anzunehmen. Statt einer klaren Homeoffice-Regelung müssen es vorerst also die FFP2-Pflicht, Schulschließungen - und die Sequenzierung richten.
Aktuelle Corona-Fälle in Deutschland
In Deutschland gibt es 2.112.155 bestätigte Infektionsfälle. Im Schnitt kommen derzeit täglich 14.980 dazu. Insgesamt sind 51.302 Menschen gestorben. (Quellen: Risklayer)
Weitere Zahlen und aktuelle Grafiken zur Verbreitung des Coronavirus weltweit finden Sie unter dem Link.
Was sonst noch wichtig ist
Christine Lambrecht will Geimpften Grundrechte zurückgeben: In der Debatte um Grundrechte möchte die Justizministerin von der SPD Einschränkungen für Geimpfte aufheben. Die Union ist wenig begeistert.
Russland geht gegen Nawalny-Unterstützer vor: Kreml-Kritiker Alexej Nawalny hat seine Unterstützer*innen für morgen zu einer landesweiten Demo aufgerufen. Russische Behörden versuchen sie zu verhindern. Nawalny und Teile seines Teams sitzen derweil im Gefängnis.
Netzwerk verbreitet Waffenpläne für 3D-Druck: Weil Europa den Schusswaffen-Zugang streng reguliert, verbreiten Aktivist*innen im Netz Pläne, um Waffen mit 3D-Druckern zu bauen. Meine Kolleg*innen Julia Klaus und Nils Metzger haben Verbindungen nach Deutschland gefunden. Und sie haben recherchiert, wie leicht sich im Netz Informationen zur Herstellung von Munition für Schusswaffen finden lassen.
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Grafik des Tages
Weitere Schlagzeilen
- Biden will Obamas New-Start-Deal verlängern: Das Abkommen zwischen Moskau und Washington zur Begrenzung von Atomwaffen läuft in gut zwei Wochen ab.
- Armin Laschet jetzt offiziell neuer CDU-Chef: Die Delegierten bestätigen den NRW-Mnisterpräsidenten auch in der Briefwahl.
- Google droht Abschalten der Suchmaschine in Australien an: Der Konzern reagiert damit auf ein geplantes Mediengesetz in Australien.
- AfD klagt gegen Verfassungsschutz: Die Partei will gegen die möglicherweise anstehende Beobachtung durch den Verfassungsschutz vorgehen.
- Feuz gewinnt Chaos-Rennen auf der Streif: Die berüchtigte Abfahrt in Kitzbühel macht ihrem Ruf beim ersten von zwei Rennen alle Ehre und wird am Ende abgebrochen.
(K)ein Lichtblick
Schlechte Nachrichten für James-Bond-Fans: Der neue Film der Reihe "No time do die" rückt wegen der Corona-Krise erneut nach hinten und soll neuen Angaben zufolge ab 8. Oktober in den Kinos zu sehen sein. Ursprünglich sollte der Blockbuster bereits im April 2020 gezeigt werden, wurde wegen Corona aber zunächst auf November 2020 und dann April 2021 verschoben.
Zahl des Tages
31: Ende vergangenen Jahres sind in Deutschland laut Statistischem Bundesamt fast ein Drittel mehr Menschen gestorben als im Durchschnitt der Vorjahre. Nach vorläufigen Ergebnissen gab es in der 52. Kalenderwoche (21. bis 27. Dezember 2020) mindestens 24.470 Todesfälle. Das sind 31 Prozent oder 5.832 Fälle mehr als im Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019, wie das Amt heute mitteilte.
Gesagt
Streaming-Tipps für den Feierabend
Die Nacht des 15. Juli 2016 veränderte die Geschichte der Türkei: Damals versuchten Teile des türkischen Militärs die Macht zu übernehmen - mit einem Putsch gegen die Regierung des Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Diese dramatische Nacht rekonstruiert die Doku "Kampf auf der Bosporus-Brücke - Die Türkei und der gescheiterte Putschversuch". Autor und Regisseur des Films ist der im deutschen Exil lebende türkische Journalist Can Dündar. Er spricht heute Abend ab 19.30 Uhr bei ZDFheute live über die Arbeit an dem Film, sein Exil und Erdogan. (Doku ab sofort in der ZDF-Mediathek und heute Abend um 20.15 Uhr bei ZDFinfo)
Die Kanaren entwickeln sich Ende des Jahres 2020 zum neuen Brennpunkt der Migration nach Europa. Tausende Migrant*innen sitzen auf den Inseln zum Teil unter fragwürdigen Bedingungen fest, da die Behörden überfordert sind. Einwohner*innen fürchten um den Ruf der Inseln als Urlaubsparadies. Droht ein neues Moria? Dieser Frage geht die Dokumentation "Gestrandet auf den Kanaren - Flüchtlingskrise im Urlaubsparadies" nach. (Ab sofort in den Mediatheken von ZDF und Arte)
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Katja Belousova ist Redakteurin und Reporterin bei ZDFheute. Auf Twitter: @belojakatja
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