Guten Morgen,
alles rechtzeitig erledigt? Nochmal Essen gegangen mit Freunden? Zuhause Menschen aus mehr als zwei Haushalten bekocht, oder schnell noch die Maxi-Packung Toilettenpapier gekauft? Mein Eindruck vom Wochenende: Die Pandemie-Maßnahmen wecken das soziale Tier in uns.
Kneipen und Restaurants waren so voll, wie gerade noch erlaubt, am Szene-Imbiss zog die Warteschlange große Schleifen, die Nachbarn entschuldigten sich für den Partylärm am Vorabend und bei Twitter und Co. häufen sich wieder Bilder leerer Drogerie-Regale. Soziale Nähe, unbeschwertes Ausgehen und ein angstfreier Toilettengang sind vielen von uns anscheinend wichtiger, als es uns vor der Krise bewusst war.
Seit heute also ist ganz Deutschland in der zweiten Einschränkungswelle. Während die einen ganz grundsätzlich dagegen sind und ihre Münchener "Querdenker"-Demo kurzerhand in einen Gottesdienst umwandeln, um Auflagen zu umgehen, sorgen sich andere konkreter: Wissenschaftler des Instituts der Deutschen Wirtschaft rechnen mit mehr als einer halben Million Arbeitslosen in Folge der vierwöchigen Einschränkungen. Anwälte sammeln Klagewillige, um die Verfassungsmäßigkeit der Maßnahmen vor Gericht anzufechten.
Und in Thüringen überlässt der Ministerpräsident seinen Zick-Zack-Kurs dem Urteil des Landesparlaments.
Vor diesem Hintergrund plant Angela Merkel ein Treffen mit den Spitzenverbänden von Arbeitgebern und Industrie für Mittwoch. Denn vor der Kanzlerin liegt eine neue Woche der Krisenkommunikation. Mit letzterer sind laut jüngsten Umfragen mehr als 60 Prozent der Deutschen zufrieden. Und auch die Einschränkungen werden noch immer von der Mehrheit mitgetragen, wenn auch mit sinkender Tendenz. Das Navigieren in der Krise bleibt ein gesellschaftliches und wirtschaftliches Wagnis. Wie gut es gelingt, muss sich ab heute wieder im Alltag zeigen.
Herzliche Grüße aus Berlin
Shakuntala Banerjee, stellvertretende Leiterin des ZDF-Hauptstadtstudios
Was heute noch wichtig ist
Diese Regeln gelten ab heute in Deutschland: Der Friseur bleibt offen, Restaurants müssen schließen: Bundesweit gelten für den November strenge Regeln und Kontaktbeschränkungen. Die Corona-Maßnahmen auf einen Blick.
Lauterbach weist im ZDF Panikmache-Vorwurf zurück: SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach mahnt in der Corona-Krise, manche finden das alarmistisch. Doch viele seiner Vorhersagen waren sehr zutreffend.
Die USA verlassen diese Woche das Pariser Klimaabkommen: 2017 angekündigt, jetzt ist es soweit: Am 4. November treten die USA aus dem Pariser Klimavertrag aus. Vom Wahlausgang hängt dann ab, ob es 2021 zum Klimaschutz-Comeback kommen wird, analysiert Kollege Mark Hugo aus der Umweltredaktion.
Aktuelle Corona-Fälle in Deutschland
In Deutschland gibt es laut Johns-Hopkins-Universität 544.346 bestätigte Infektionsfälle. Im Schnitt kommen derzeit täglich 13.860 dazu. Insgesamt sind 10.513 Menschen gestorben. (Stand: 2.11.2020 5:24 Uhr, Quelle: Johns-Hopkins-Universität)
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Grafik des Tages
Die Technologieriesen in den USA haben das dritte Quartal inmitten der Corona-Pandemie mit überwiegend sehr guten Ergebnissen abgeschlossen. Insgesamt sind die Technologiereisen bislang deutlich besser durch die Corona-Krise gekommen als die meisten anderen Unternehmen.
Story des Tages
Studien zufolge verläuft mindestens jeder fünfte bestätigte Corona-Fall ohne Symptome. Die Frage dabei: Wie ansteckend sind diese Menschen? Erfahren Sie mehr in unserer Story:
Ein Lichtblick
Zugegeben, kein wirklicher Lichtblick, aber das hat uns am Wochenende in der Redaktion das Herz gewärmt: Belgiens neue Corona-Regeln sind sehr präzise: Jeder darf bis Mitte Dezember einen "Knuffelcontact" haben. ("knuffelen" = kuscheln, schmusen). Für Singles gilt eine Ausnahme: Sie dürfen neben ihrem "Knuffelcontact" noch eine weitere Person zu Besuch empfangen, diese aber nicht "knuffeln". Danke an unseren Brüssel-Korrespondenten für die Berichterstattung zur belgischen Knuffelmonogamie.
Weitere Schlagzeilen
- Endspurt im US-Wahlkampf: Präsident Trump und Herausforderer Biden werben in Swing States um Stimmen.
- Angriffe in Bergkarabach: Ungeachtet neuer Vereinbarungen zur Deeskalation des Konflikts gehen die Kämpfe in der Südkaukasus-Region weiter.
- Virologe Drosten mahnt: Corona ist Ostern noch nicht vorbei. Danach könnte es aber bergauf gehen.
- Formel 1: Lewis Hamilton siegt in Imola: Damit holt er für Mercedes zum siebten Mal in Folge die Konstrukteurs-WM.
Ausblick in die Woche
Die Nachrichten im Video
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So wird das Wetter heute
Am Montagvormittag ziehen letzte Schauer ostwärts ab. Dahinter lockert es auf. Vor allem im Südwesten und südlich der Donau bleibt es dann länger sonnig. Am Nachmittag ziehen von Nordwesten die nächsten dichten Regenwolken ins Land. Die Höchstwerte liegen zwischen 17 Grad an den Küsten und ungewöhnlich milden 23 Grad im Südwesten. Im Nordwesten und im Bergland weht zunächst ein stürmischer Südwestwind, der im Tagesverlauf nachlässt.
Zusammengestellt von Jan Schneider
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