Guten Morgen,
ich stand mit Esten im Tarnanzug im Wald und wartete auf einen möglichen Überraschungsangriff, ich sprach mit einem russisch-stämmigen Rentner in Badehose im Schneetreiben an der Grenze zu Russland und in der Hauptstadt Tallinn traf ich die estnische Premierministerin, deren Familie einst nach Sibirien deportiert wurde: Drei Tage war ich in Estland und wollte wissen, wie das Land in unmittelbarer Nachbarschaft zu Russland die aktuelle Bedrohung wahrnimmt. Unvergessliche Begegnungen.
"Kommt der Krieg oder nicht? Ich denke, ich hoffe, er kommt nicht", meint der Rentner Vladimir Lazutin, aktives Mitglied beim Klub Walross. Das tägliche Bad im Grenzfluss Narva - Russland fest im Blick - gehört dazu. Das härtet ab und doch lässt Vladimir der Truppenaufmarsch an der ukrainischen Grenze nicht kalt. Nach kurzem Nachdenken - immer noch pitschnass und in Badehose - ergänzt er: "Obwohl, es ist schwer zu sagen. Alle haben so viele Waffen gekauft. Hier im Norden sind Menschen zurückhaltend, kultiviert in ihren Beziehungen, aber dort sind sie alle heiß."
Mir ist beim bloßen Zuschauen genauso kalt wie tief im Schnee versinkend im Wald bei einer Übung von freiwilligen Heimatschützern mit französischen Nato-Soldaten. "Wenn in der Ukraine etwas passiert, dann haben wir hier auch Probleme. Wenn nicht direkt Krieg, dann Flüchtlinge, " erklärt mir Jaan - eigentlich Kfz-Mechaniker. Die Chance auf einen Krieg sieht er 50/50.
Die ganze Nacht haben sie bei der Übung draußen im Schnee geschlafen. Ihren Wald wollen sie im Fall der Fälle verteidigen, soviel steht für sie alle fest. Dass die Nato da ist, das beruhigt hier alle - auch die Premierministerin Kallas. Sie erklärt mir im Interview auch, warum sie Putin einen Diktator nennt. Das Interview und meine Eindrücke aus Estland sind heute Abend im auslandsjournal zu sehen.
Kommen wir alle friedlich durch den Tag!
Antje Pieper, auslandsjournal-Moderatorin und stellvertretende ZDF-Politikchefin
Was heute noch wichtig ist
Bund und Länder suchen Corona-Exit-Strategie: Mit dem erklärten Willen zu stufenweisen Lockerungen der Corona-Maßnahmen beraten die Ministerpräsidenten ab 14 Uhr erneut mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). In einer Vorlage für die Video-Konferenz heißt es, bis zum 20. März sollten die Corona-Schutzmaßnahmen weitgehend und stufenweise wegfallen. Der Vorlage zufolge sollen in einem ersten Schritt private Zusammenkünfte für Geimpfte und Genesene wieder mit mehr Menschen ermöglicht werden. Im Einzelhandel soll die 2G-Regel bundesweit fallen, die Pflicht zum Maskentragen aber bestehen bleiben. Einige Länder schaffen mit ihren Lockerungen bereits Fakten.
Nato-Staaten beraten über russischen Truppenaufmarsch: Die Verteidigungsminister der 30 Nato-Staaten beraten in Brüssel über Planungen für eine zusätzliche Abschreckung Russlands. Angesichts des russischen Truppenaufmarsches an der Grenze zur Ukraine wurde bereits vergangene Woche der Aufbau einer zusätzlichen Militärpräsenz im östlichen Bündnisgebiet auf den Weg gebracht. Insbesondere sollen auch in südwestlich der Ukraine gelegenen Nato-Ländern wie Rumänien multinationale Kampftruppen stationiert werden. Bislang gibt es die sogenannten Battlegroups nur in Estland, Litauen und Lettland sowie in Polen.
Prozess um "NSU 2.0"-Drohschreiben beginnt: Vor dem Frankfurter Landgericht beginnt um 10 Uhr der Prozess um die "NSU 2.0"-Drohschreiben mit rassistischen Beleidigungen und Todesdrohungen. Der mutmaßliche Verfasser muss sich wegen Beleidigung in 67 Fällen, versuchter Nötigung und Bedrohung verantworten. Außerdem werden ihm die öffentliche Aufforderung zu Straftaten, Volksverhetzung, Besitz kinder- und jugendpornografischer Schriften sowie ein Verstoß gegen das Waffengesetz vorgeworfen.
Berlinale vergibt den Goldenen Bären: Bei den Filmfestspielen in Berlin werden am Abend die Auszeichnungen verliehen. Diesmal gehen 18 Filme ins Rennen, darunter sind zwei deutsche Regiearbeiten. Thrillerregisseur M. Night Shyamalan ("The Sixth Sense") leitet die diesjährige Jury. Der Goldene Bär wird für den besten Film vergeben. Silberne Bären gibt es zum Beispiel für die beste Regie und die beste Schauspielleistung. Die Berlinale zählt neben Cannes und Venedig zu den großen Filmfestivals der Welt. Nach der Preisverleihung wird die Berlinale noch bis Sonntag mit Publikumstagen fortgesetzt.
Biontech-Pläne für Impfstoffherstellung in Afrika: Das Mainzer Pharma-Unternehmen Biontech will am Nachmittag über Pläne für eine nachhaltige Impfstoffproduktion in Afrika informieren. Zuvor erwartet der Corona-Impfstoffhersteller an seinem Standort im hessischen Marburg nach eigenen Angaben Projektpartner, darunter Regierungsvertreter, zu einem Treffen rund um das Thema. Dabei sein sollen unter anderem die Präsidenten von Ghana und Ruanda, Nana Akufo-Addo und Paul Kagame, sowie der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus. Biontech produziert in seinem Marburger Werk seit rund einem Jahr Corona-Impfstoff.
Aktuelle Corona-Fälle in Deutschland
Das Robert-Koch-Institut meldet heute 219.972 Neuinfektionen, die Inzidenz liegt bei 1.401 Unsere Karte zeigt, wie es in Ihrem Landkreis aussieht. Hier erfahren Sie, wie die Corona-Impfungen in Deutschland vorankommen.
Weitere Zahlen und aktuelle Grafiken zur Verbreitung des Coronavirus weltweit finden Sie unter dem Link.
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Alles zu den Olympischen Spielen
In zwei Olympia-Entscheidungen rechnen sich deutsche Sportlerinnen und Sportler Medaillenchancen aus. Slalom-Fahrer Linus Straßer würde gern das erste Edelmetall für das Alpin-Team einfahren, der entscheidende zweite Lauf findet um 6:45 Uhr deutscher Zeit statt. Außerdem gehören die deutschen Biathletinnen danach im Staffelrennen (8:45 Uhr) zum erweiterten Kreis der Favoritinnen.
Gold, Silber und Bronze zu gewinnen gibt es außerdem im Skilanglauf bei den Team-Sprints im klassischen Stil, im Shorttrack bei der Herren-Staffel und über 1.500 Meter der Damen sowie im Ski Freestyle. Dort ermitteln die Männer die Olympiasieger im Slopestyle und im Sprung.
Die bisherigen Höhepunkte des 12. Wettkampftages haben wir hier für Sie im Video:
Zahl des Tages
2.600 - Unterwegs entlang der Grenze zwischen Ukraine und Russland, zu den Orten, die angeblich auf Wladimir Putins Angriffsliste stehen sollen. Wie geht es den Menschen und wie groß ist die Sorge vor einem Einmarsch Putins? Für den Roadtrip "Frontland - Unterwegs in der Ostukraine" legt ZDF-Reporterin Anna Feist in 18 Tagen insgesamt 2.600 Kilometer zurück.
Weitere Schlagzeilen
- Scholz widerspricht Putin: Kein Völkermord in Ostukraine
- Heusgen: Ukraine-Konflikt noch nicht übern Berg: Der Außenpolitik-Experte Christoph Heusgen über die Chancen für Frieden nach dem Scholz-Putin-Treffen von Dienstag
- Umstrittene Aktionen von Klimaaktivisten: Die Gruppe "Aufstand der letzten Generation" stößt mit ihren Protesten für ein Gesetz gegen Lebensmittelverschwendung und die Agrarwende auf Kritik.
Die Nachrichten im Video
Kurznachrichten im ZDF - immer auf dem Laufenden
So wird das Wetter heute
Am Mittwoch ist es verbreitet dicht bewölkt mit Regen, dazu nimmt der Wind zu und vor allem in der Nacht auf Donnerstag gibt es bereits schwere Sturmböen, teils orkanartige Böen im Flachland. Unwettergefahr! Die Höchstwerte liegen bei 6 bis 14 Grad.
Zusammengestellt von Lukasz Galkowski
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