Präsident Selenskyj hofft auf ein Kriegsende in diesem Jahr, die Nato will die schnelle Eingreiftruppe verstärken, Scholz sieht Wirkung der Sanktionen.
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Tag zwei des G7-Gipfels, der vor allem unter dem Eindruck des Krieges steht. Während die Staatschefs der G7 sich in Bayern vor idyllischem Bergpanorama treffen, sitzt Wolodymyr Selenskyj in der Ukraine und wird per Video zugeschaltet. In den vergangenen Tagen hat Russland seine Angriffe auf das Land wieder intensiviert, gestern gab es zum ersten Mal seit Anfang Juni Raketeneinschläge in Kiew.
Der ukrainische Präsident hofft auf ein Ende alldessen, auf ein Ende des Krieges in diesem Jahr, wie es aus G7-Kreisen heißt. Zögen sich die Kampfhandlungen noch in den Winter, würde der Krieg noch lange andauern. Selenskyj fordert erneut mehr Hilfe von den G7. Verschärfungen der Sanktionen, mehr schwere Waffen.
Dass man die Ukraine weiterhin unterstützt, darüber ist man sich unter den G7 einig. Darüber, wie diese Unterstützung aussieht, teilweise. Eine Einigung für eine Preisobergrenze bei russischem Öl gibt es zum Beispiel noch nicht, für weitere Sanktionen gegen die russische Rüstungsindustrie schon.
US-Präsident Biden verkündete außerdem gestern, dass Sanktionen gegen russisches Gold verhängt werden sollen. Kanzler Scholz nahm dieser Aussage im Interview mit dem ZDF-Morgenmagazin allerdings schon wieder etwas Wind aus den Segeln. Die Frage werde "auch im Kreis der Europäischen Union diskutiert werden müssen", sagte der Kanzler. "Deshalb ist das keine Sache, wo abschließend die G7 darüber entscheiden."
Was heute im Ukraine-Krieg passiert ist
Mehr Angriffe in der Ukraine: In den vergangenen Tagen gab es immer wieder Einschläge russischer Raketen. Betroffen sei die Ukraine "praktisch flächendeckend", so Reporter Luc Walpot:
G7 wollen Ukraine weiter unterstützen: "So lange nötig", heißt es in einer Stellungnahme des G7-Gipfels. Außerdem wollen die G7 sich dazu verpflichten, der Ukraine bei der Deckung ihrer kurzfristigen Haushaltsdefizite zu helfen.
Was darüber hinaus wichtig ist
Nato will Stärke der schnellen Eingreifkräfte erhöhen: Mehr als 300.000 Soldat*innen sollen demnach bald zur Truppe zählen, wie Nato-Generalsekretär Stoltenberg mitteilt. Das sind rund sieben Mal so viele Streitkräfte wie die jetzigen 40.000.
Ecuadors Präsident will Spritpreise senken: Damit kommt Guillermo Lasso einer Forderung von Demonstrierenden nach. Seit zwei Wochen gibt es in dem Land heftige Proteste gegen die hohen Preise - wegen denen auch die Erdölproduktion an sich gefährdet sei.
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Grafik des Tages
Nicht nur in Deutschland zahlt man momentan viel an der Zapfsäule, ganz Europa kämpft mit hohen Spritpreisen. Nur in Luxemburg, Tschechien und besonders in Polen sehe es zurzeit besser aus - so das Statistische Bundesamt.
Weitere Schlagzeilen
- Söder äußert sich zu Twitter-Foto: Mit dem Bild begrüßte der bayerische Ministerpräsident die Teilnehmer des G7-Gipfels in Bayern - doch Kanzler Scholz fehlte.
- Sehij Zhadan bekommt Friedenspreis des Buchhandels: Der ukrainische Schriftsteller wird für sein Werk und seine Haltung geehrt.
- Cannabis-Konsum belastet Gesundheitssysteme: Laut UN steigt der Anteil an Drogentherapien, die wegen Cannabis-Konsums absolviert werden.
- Chaos an Flughäfen: Die Rekrutierung von ausländischen Arbeitskräften könnte länger als erwartet dauern.
- Interview mit Thomas de Maiziére: "Die Nato war in einer tiefen Krise", sagt der ehemalige Bundesverteidigungsminister.
Anderswo interessant
Nur wenige Tage vor Beginn des Ukraine-Kriegs haben Wladimir Putin und Emanuel Macron noch miteinander telefoniert. Die FAZ hat einen Mitschnitt zusammengefasst, der offenbar aus einem Dokumentarfilm über den Ukraine-Krieg stammt. Darin zeige sich, wie wenig Putin daran gelegen sei, einen Krieg zu vermeiden. Der russische Präsident sei ungeduldig geworden, habe das Gespräch schließlich beendet - denn er wolle nun Eishockey spielen. Den vollständigen Artikel der FAZ können Sie hier lesen.
Gesagt
Im ZDF-Morgenmagazin sagte Olaf Scholz, dass die Maßnahmen gegen Putins Russland durchaus Wirkung zeigten. Außerdem warnt der Bundeskanzler davor, in eine "Falle" Putins zu tappen. Der russische Präsident behaupte, die Welt sei geteilt, "in den globalen Westen - also die G7 und ihre Freunde im Norden - und alle anderen. Das stimmt ja nicht."
Das ganze Interview mit dem Bundeskanzler können Sie hier sehen:
Streaming-Tipps für den Feierabend
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