Guten Abend,
je näher der Herbst rückt, desto größer wird die Angst vor einem Gas-Stopp und desto drängender wird die Frage: Wird Russland Deutschland den Gashahn komplett abdrehen, auch wenn dieser Schritt enorme finanzielle Einbußen für Wladimir Putins Regime bedeuten würde?
Auch ohne kompletten Gas-Stopp droht zumindest ein Gasmangel, dessen Ausläufer jetzt schon zu spüren sind: Mal werden Hallenbäder vorübergehend geschlossen, wie in Nürnberg. Anderorts ist ein Ansturm auf Heizlüfter zu beobachten. Doch wem wird das Gas im Notfall zuerst abgestellt? Der Industrie oder den Privathaushalten? Darüber debattieren auch die Ampel-Parteien. Erst gestern hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die von der EU vorgesehene Priorisierung der Privathaushalte im Falle einer Gas-Knappheit infrage gestellt.
Heute sprach sich FDP-Fraktionschef Christian Dürr im ZDF dafür aus, im Falle eines Gaslieferstopps die Grundstoffindustrie weiter mit Gas zu versorgen. Sie dürfe nicht einfach abgeschaltet werden, "weil das auch Privathaushalte trifft".
Derweil pocht SPD-Chefin Saskia Esken darauf, an der Priorisierung von Privathaushalten festzuhalten: "Privathaushalte und systemrelevante Einrichtungen müssen in einer Gasmangellage ganz klar eine Priorität haben", sagte sie der "Rheinischen Post".
Eine Priorisierung für alle wird es im Notfall aber nicht geben können - und bislang sind Parteien uneins, wen sie im Falle eines langwierigen Gasmangels in welcher Weise belasten und wen entlasten wollen. Um die Frage zu klären, bleiben ihnen noch etwa drei Monate. Dann beginnt der Herbst.
Was heute im Ukraine-Krieg passiert ist
Russisches Gas fließt weiter durch Ukraine: Der russische Konzern Gazprom liefert weiter Gas nach Europa, allerdings eine wesentlich geringere Menge. Ein Druckmittel sei das jedoch nicht, heißt es aus dem Kreml.
Ukrainische Landwirte sorgen sich um Ernte: Die Ukraine sitzt wegen der Exportblockade durch Russland auf 22 Millionen Tonnen Getreide. Was mit der neuen Ernte passieren soll, ist unklar. Viele Bauern stehen vor dem Bankrott.
Baerbock sieht keine Verhandlungsbasis mit Moskau: Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sieht derzeit keine Chance, mit Russland über ein Ende des Ukraine-Kriegs zu verhandeln. Moskau sei noch nicht mal bereit, über Fluchtkorridore zu reden.
Was darüber hinaus wichtig ist
Klima-Sofortprogramm kommt später: Ein Programm zum Erreichen der Klimaziele war das große Vorhaben der Ampel. Heute sollte es vorliegen. Das tut es aber nicht, berichtet Kristina Hofmann. Bislang gibt es gibt nur Vorschläge - vielleicht für den Papierkorb.
Ungewöhnliche Allianzen in Nahost? Bei Joe Bidens Besuch in Israel geht es vor allem um ein Thema: das lange für unmöglich gehaltene Sicherheitsbündnis arabischer Staaten mit Israel. Ein anderes wichtiges Thema steht aber nur nominell auf der Agenda, berichtet Michael Bewerunge.
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Weitere Schlagzeilen
- Lufthansa sagt weitere 2.000 Flüge ab: Betroffen sind laut Konzernangaben Verbindungen an den Drehkreuzen Frankfurt und München bis Ende August.
- Entlastung durch Homeoffice und Tankgutschein: Eine Umfrage des Ifo-Instituts bestätigt den Tankgutschein als beliebtestes Instrument zur Unterstützung von Mitarbeitern.
- Inflationsrate sinkt leicht: Die Inflationsrate in Deutschland ist im Juni etwas gesunken - dank Maßnahmen wie dem Tankrabatt und dem 9-Euro-Ticket.
- Präsident aus Sri Lanka geflohen - Premier übernimmt Amt: Nach Massenprotesten hat sich Sri Lankas Präsident ins Ausland abgesetzt.
- Kliniken erwarten hohe Belastung durch Hitze: Viele Kliniken arbeiten derzeit an ihrem Limit, die mögliche Hitzewelle könnte für weitere Belastung sorgen.
Ein Lichtblick
Deutschland hat in einer Rangliste zur Geschlechtergleichstellung den höchsten Wert seit Beginn der Betrachtung vor 16 Jahren erreicht und landet im Gender-Gap-Report 2022 auf Platz zehn. Vor allem im Bereich Politik gab es einen großen Ruck. Im Bereich Wirtschaft ist dagegen noch Luft nach oben.
Zahl des Tages
44: Insgesamt 44 Turbinen sollen in der Region Biobio im Süden Chiles den Weg in die erneuerbaren Energien ebnen. Der Windpark "Campo Lindo" soll Strom aus Wind erzeugen und über eine 20 Kilometer lange Übertragungsleitung in das Netz einspielen. Doch unter Indigenen regt sich Kritik an dem Projekt. Warum vor allem die indigene Bevölkerung solchen Vorhaben mit Misstrauen begegnet, erklärt Tobias Käufer:
- Das Misstrauen der Indigenen gegen Windparks
Nicht überall ist Windenergie willkommen: In Lateinamerika sehen indigene Gemeinden den Eingriff in die Natur kritisch - und fürchten um die Biodiversität.
Streaming-Tipps für den Feierabend
Wenn Eltern sich trennen, stellt sich direkt die Frage, wer die Kinder bekommt. So auch in der Komödie "Schatz, nimm du sie!" - nur etwas anders als gedacht. Denn Toni (Carolin Kebekus) und Marc (Maxim Mehmet) wollen, dass der jeweils andere die Kinder nimmt, um die eigene Karriere voranzutreiben. Vorbild für die locker-leichte Komödie war der erfolgreiche französische Film "Mama gegen Papa - Wer hier verliert, gewinnt". Die Fernsehzeitschrift "Prisma" attestiert dem deutschen Remake eine "freche Story, die vor allem gegen Ende des Films in Richtung Satire abdriftet". (89 Minuten, FSK 12)
Viele Politiker warnen davor, dass fehlendes Gas für große Probleme sorgen könnte. Aber: Wie würde der Ernstfall denn genau aussehen? Ab wann müssten wir die Heizung drosseln? Und was passiert eigentlich genau, wenn das Gas knapp wird? Diesen Fragen geht Mirko Drotschmann alias MrWissen2Go nach. (13 Minuten)
Genießen Sie Ihren Abend!
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