die Krise kommt per Post ins Haus. Bei vielen Gaskunden trudeln gerade Briefe mit neuen Abschlagszahlungen ein. Erhöhungen von mehr als 1.000 Prozent, also mehr als Zehnfache, sind möglich. Jede zweite Wohnung in Deutschland wird mit Gas beheizt. Millionen Menschen - auch diejenigen mit mittleren Einkommen - haben jetzt also schwarz auf weiß, was bislang ein Gefühl, aber noch nicht Gewissheit war: Die Kosten können existentiell bedrohlich sein.
Es trifft auch Unternehmen mit hohem Gasbedarf, deren Verträge plötzlich gekündigt werden. So geschehen bei einem Familienunternehmen im thüringischen Lößnitz, das Eisengussteile für den Werkzeugbau in der Automobilbranche herstellt. Schon zu Ende September sei der Gasvertrag gekündigt worden, und einen neuen bekomme er weder beim bisherigen Versorger noch bei anderen, so der Geschäftsführer der Eisengießerei. "Wir stehen vor einer Nebelwand, für unsere Planungssicherheit ist das eine komplette Katastrophe", sagt er gegenüber "frontal" (heute Abend um 21 Uhr im ZDF). Denn ihm bleibt nur der Gang zur Gasbörse, aber dort verändern sich die Preise ständig und sind derzeit extrem hoch.
Die EU hat als Lösung den sogenannten Gaspreisdeckel ausgelobt - aber wie soll der gestaltet sein? Würden die Energieversorger zu Festpreisen verpflichtet, schlittern sie womöglich selbst in den Konkurs, meint Tobias Federico von Energy Brainpool und sieht eine bessere Alternative. Bereits gerettete Gaskonzerne könnten verstaatlicht werden "als Sammelbecken für Energietarife, die dem Gaspreisdeckel unterliegen". Das hieße, der Staat selbst verkauft Gas zu einem begrenzten Preis - und trägt die Differenzen.
Für Tobias Federico steht fest, es muss schnell gehen: "Wir sind am Anfang von einer Energiekrise bzw. von einer dann daraus folgenden Wirtschaftskrise. Es hat schon sehr, sehr, sehr viel Ähnlichkeit zu der Bankenkrise, wie wir sie 2008, 2009 gesehen haben."
Die Bundesregierung will im Oktober entscheiden.
Herzliche Grüße aus Berlin,
Ilka Brecht, Moderatorin und Leiterin des ZDF-Magazins "frontal"
Was in der Nacht im Ukraine-Krieg passiert ist
Selenskyj fordert Schnelligkeit: Die Ukraine will in den zurückeroberten Gebieten schnell vorankommen, wie Präsident Selenskyj in seiner Videoansprache in der Nacht ankündigte. Das normale Leben solle sobald wie möglich wieder hergestellt werden.
EuGH-Urteil zur Vorratsdatenspeicherung: Der Europäische Gerichtshof (EuGH) entscheidet über die hochumstrittene deutsche Regelung zur Vorratsdatenspeicherung. Geklagt hatte unter anderem die Telekom Deutschland. Der Konzern hält das deutsche Gesetz, das seit 2017 auf Eis liegt, für unvereinbar mit dem EU-Recht.
Generaldebatte der UN-Vollversammlung: Mehr als 150 Staats- und Regierungschefs haben sich für das diplomatische Treffen in New York angekündigt. Reden werden unter anderem erwartet von Bundeskanzler Olaf Scholz sowie den Präsidenten der Türkei, Frankreichs und Brasiliens.
ZDF-Korrespondent Johannes Hano sieht die Vereinten Nationen an einem Wendepunkt:
Die Liste der Themen für die anstehende UN-Generalversammlung ist lang. Aber auch die Zukunft der Vereinten Nationen selbst dürfte eine zentrale Frage sein.
Johannes Hano, New York
Kommentar
Inflation macht auch den Nachbarländern zu schaffen: Auch in Frankreich, Polen oder den Niederlanden schießen die Preise für Energie und Lebensmittel in die Höhe. Unsere Korrespondenten berichten, wie die Nachbarländer mit der Inflation umgehen.
Wenn Sie unser ZDFheute Update abonnieren möchten, können Sie das hier tun oder in Ihrer ZDFheute-App unter Meine News / Einstellungen / ZDFheute-Update-Abo.
Ausführlich informiert
ZDF spezial: Letzte Ehre für die Queen (46 Minuten) - Mit einem großen Staatsbegräbnis haben die Briten Königin Elizabeth II. die letzte Ehre erwiesen, bevor sie am Abend im engen Familienkreis beigesetzt wurde. Das ZDFspezial fasst die Ereignisse dieses historischen Tages zusammen. Noch ausführlicher könnten Sie das Großevent in diesem ZDF spezialnachvollziehen (528 Minuten).
Ein Lichtblick
Einfach einsteigen und sich nicht mit Apps und Preiszonen herumärgern - neben dem unschlagbaren Preis waren auch das große Vorteile des 9-Euro-Tickets. Alle Bundesländer haben nun einstimmig bekundet, dass sie Folgeangebot mittragen wollen. Eine Arbeitsgruppe soll Details zu Finanzierung und Preis bis zum Gipfel von Bund und Ländern im Oktober ausarbeiten.
Gesagt
Wir werden keine eigene Kriegspartei.
Christian Lindner, Bundesfinanzminister
Prominente Vertreter der Ampel-Koalition fordern Kampfpanzer für die Ukraine. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) stellt jedoch klar: Es wird keine Kursänderung hin zu Lieferungen geben.
Kurznachrichten im ZDF - immer auf dem Laufenden10.12.2023 | 2:08 min
So wird das Wetter heute
Am Dienstag gibt es im Norden und Südwesten größere sonnige Abschnitte. Sonst ist es wechselnd bewölkt und es entwickeln sich einige Schauer und kurze Gewitter. Die Temperaturen erreichen 11 bis 17 Grad.
Quelle: ZDF
Zusammengestellt von Jan Schneider.
Alles gut? Danke, dass Sie unser ZDFheute Update lesen! Empfehlen Sie das Briefing gerne Ihren Freunden und Bekannten - hier ist der Anmeldungs-Link. Außerdem freuen wir uns weiterhin über Ihr Feedback, was Ihnen besonders gut gefällt und was wir noch besser machen sollten an zdfheute-feedback@zdf.de. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!