Guten Morgen,
mich hat eine Mail erreicht von Anna, seit über 20 Jahren Altenpflegerin in Hamburg, der Beruf macht ihr Freude. Sie habe bei uns im ZDF die Beiträge gesehen zum Impfen jener Menschen, um die auch sie sich tagtäglich kümmert.
Ihre Sätze sind vorsichtig formuliert, tastend, als zweifele sie, ob man das überhaupt mal sagen darf. "Das Impfen von 80+ finde ich nicht so super", schreibt Anna. Sie frage sich, ob es wirklich richtig sei, die Ältesten zu allererst zu impfen, wo doch Impfstoff und Zeit so knapp seien. In dem Heim, in dem sie arbeite, seien die wenigsten Bewohner noch aktiv. "Lebkuchen und Liebesperlen verzieren fanden die meisten halbwegs klaren Köpfe schon zu anstrengend. Niemand geht mehr raus."
Hinein gehe hingegen täglich Besuch und natürlich alle, die dort arbeiten. Deshalb sei es doch wichtig, die Angehörigen und das Personal zu impfen. Nicht zuvorderst zu deren Schutz, sondern damit das Virus nicht die Heimbewohner treffe.
Es mag egoistisch klingen, aber so las sich die Mail im Ganzen eben nicht. Sondern eher nachdenklich. Umgekehrt gibt es auch Sorgen. Mir erzählte eine geschätzte Kollegin von ihrer eigenen Mutter, die zufrieden im Seniorenstift lebe und nur halb im Scherz gesagt habe, sie seien da wohl nun die Versuchskaninchen der Nation für den neuen Impfstoff.
Beides zeigt: Es sind noch viele Ängste zu nehmen und Fragen zu beantworten. Was ist mit den Älteren, die gar nicht mehr in der Lage sind, das Impfen abzulehnen? Wer entscheidet für jene, die in ihrer Vorsorgevollmacht ausdrücklich "keine lebensverlängernden Maßnahmen" wünschen? Muss da nicht zum Schutz anderer Leben dennoch geimpft werden? Oder stattdessen doch Isolation aller, die nicht geimpft werden wollen, sollen oder können?
Die Corona-Krise erfordert Solidarität von Jung und Alt - und zwar im Umgang miteinander und füreinander. Möge genug Impfstoff kommen, dass am Ende alle Sorgen um Generationengerechtigkeit unbegründet ist.
Einen gerechten Tag wünscht Ihnen jedenfalls
Wulf Schmiese, Leiter heute journal
Was heute noch wichtig ist
Bundeskanzlerin Merkel spricht mit den Biontech-Gründern: Ab 11 Uhr tauscht sich die Kanzlerin per Video mit den Gründern des Mainzer Biotechnologie-Unternehmens aus, Ugur Sahin und Özlem Türeci. An dem Schaltgespräch wollen auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und Forschungsministerin Anja Karliczek (alle CDU) teilnehmen.
"Bis zur Normalität dauert es noch": Die Corona-Pandemie fordere weiter viel Disziplin von den Menschen, um eine weitere Ausbreitung zu beschränken, erklärt Spahn im ZDF. Auch mit einem Impfstoff werde das noch lange so weitergehen:
Impfstoff-Nebenwirkungen per App melden: Über die App "SafeVac" sollen mögliche Nebenwirkungen von Corona-Impfstoffen an das Paul-Ehrlich-Institut gemeldet werden. Sie soll bald verfügbar sein. Was sie bringen könnte, hat meine Kollegin Julia Klaus aus dem ZDFheuteCheck-Team recherchiert.
Aktuelle Corona-Fälle in Deutschland
In Deutschland gibt es 1.407.620 bestätigte Infektionsfälle. Im Schnitt kommen derzeit täglich 22.880 dazu. Insgesamt sind 24.441 Menschen gestorben. (Quellen: Risklayer, Johns-Hopkins-Universität)
Weitere Zahlen und aktuelle Grafiken zur Verbreitung des Coronavirus weltweit finden Sie unter dem Link.
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Ausführlich informiert
ZDFspezial: "Corona-Krise - Deutschland im harten Shutdown" (12 Minuten)
Corona-Lage global
Weltweit kämpfen die Menschen gegen die Corona-Pandemie - allerdings sehr unterschiedlich. In China läuft das Leben in vielen Bereichen wieder recht normal, während in anderen Ländern die Zahlen weiter steigen. Unsere Korrespondent*innen berichten im Video aus Großbritannien, China und der Schweiz über die aktuelle Lage:
Praxistipp
Weihnachten mit der Großfamilie verbringen geht aktuell nicht. Zusammen mit Familie Ziem geben wir Tipps, wie man in diesem besonderen Jahr trotzdem feiern kann.
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Weihnachten wird anders werden als sonst. Darauf freuen kann man sich trotzdem - und alles dafür tun, dass man sich und seine Lieben bestmöglich schützt. Fünf Tipps.
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So wird das Wetter heute
Am Donnerstag fällt in der Nordwesthälfte zeitweise Regen. Ganz im Westen kann sich am Nachmittag aber noch die Sonne zeigen. Im Südosten ist es meist trocken, aber auch hier bleibt es vielerorts trüb. Die Sonne scheint in Sachsen und an den Alpen am längsten. Die Temperatur erreicht 5 bis 12 Grad, bei Dauernebel nur 2 Grad.
Zusammengestellt von Jan Schneider.
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