Guten Abend,
Europa sorgt sich um Gas und anderswo fürchten Menschen, zu verhungern. Sie müssen darauf hoffen, dass der Getreide-Deal hält, den die Türkei zwischen Russland und der Ukraine ausgehandelt hat.
Eine heikle und langwierige Mission für die Vermittler der Türkei und der Vereinten Nationen. Denn die Ukraine traut keiner russischen Zusage. Und Russland versucht immer wieder, das blockierte Getreide als Hebel für die Aufhebung der westlichen Sanktionen zu nutzen.
Es geht um einen sicheren Korridor für Getreidehandelsschiffe aus drei Hafenanlagen in Odessa ins Schwarze Meer und zu den Abnehmern in aller Welt. Dazu müssen die Minen in diesem Korridor beseitigt werden und russische Kriegsschiffe müssen die freie Durchfahrt der Schiffe garantieren. Überwachen sollen das die Türken und sicherstellen, dass keine Waffen an Bord der Getreideschiffe in die Ukraine gelangen. Und dass die Russen den minenfreien Zugang nicht für einen Angriff auf Odessa nutzen.
Der Hunger ist die Schuld Putins, auch wenn dessen Außenminister Lawrow das bestreitet und die Wahrheit verdreht, als wringe er ein nasses Handtuch aus. Fakt ist: In vielen Teilen Afrikas und Asiens fehlt lebenswichtiges Getreide - und zwar akut wegen des Angriffskriegs Russlands.
Das sei Propaganda, schrieb Lawrow vor einer wohl geplanten Reise nach Ägypten, Äthiopien, Uganda und in die Demokratische Republik Kongo. Die Probleme hätten mit Corona begonnen und seien durch den Westen verschärft worden, weil der die Lieferketten für Waren- und Lebensmittel an sich gerissen habe.
Dass Corona bereits zu Getreideengpässen führte, stimmt. Fakt ist aber auch: Der Westen hat die Häfen der Ukraine nicht bombardiert und das Land nicht dazu gezwungen, die Zugänge zu verminen. Der Westen hindert eine ganze Armada an ukrainischen Getreidefrachtern nicht am Auslaufen - und das Coronavirus auch nicht. Es sind russische Zerstörer und Raketen.
Sollte die russische Regierung - ausnahmsweise - aufrichtig sein und den Anstand besitzen, das Getreide-Abkommen einzuhalten, gilt es nun mindestens 20 Millionen Tonnen Mais und Weizen (das berichten selbst russische Medien) aus der Ukraine zu schaffen - und zwar schnell, bevor sie in den Silos vergammeln. Das wäre selbst unter normalen Bedingungen eine gigantische logistische Herausforderung und "es braucht nur eine Rakete auf den Hafen von Odessa oder den russischen Vorwurf, auf den Schiffen würden Waffen geliefert, damit dieser Transportweg wieder hinfällig ist", wie ein Agrar-Ökonom berichtet.
Was heute im Ukraine-Krieg passiert ist
Die EU hat neue Sanktionen gegen Russland verabschiedet. Für Kommissionspräsidentin von der Leyen "ein starkes Signal". Moskau hingegen bezeichnet die Maßnahmen als zwecklos. Zugleich hieß es von dort: Die Sanktionen gefährdeten die Weltwirtschaft.
Russland gehen nach Einschätzung des britischen Militärgeheimdienstes Bodenraketen aus. Deshalb würden verstärkt Luftabwehrraketen auch für Landangriffe eingesetzt, berichtet das britische Verteidigungsministerium. Da diese aber eigentlich für den Abschuss von Flugzeugen sowie Raketen gedacht seien, könnten sie am Boden ihre Ziele verfehlen. Sie seien insbesondere für Soldaten oder Zivilisten gefährlich. Bei massiven Gebäuden hätten sie kaum Schlagkraft.
Der geplante Ringtausch von schweren Waffen, der die Ukraine unterstützen soll, hat schon mehrfach für Unmut gesorgt. Jetzt kommen schwere Vorwürfe aus Warschau Richtung Bundesregierung: Polen fühlen sich getäuscht.
Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.
Was darüber hinaus wichtig ist
Scholz will mit weiteren Reformen entlasten: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will die Bürger mit weiteren Hilfen entlasten und unterbrach dafür sogar seinen Urlaub. Zugleich kündigte er eine neue Umlage an, die ab Herbst steigende Gaspreise abfedern soll.
Lauterbach warnt vor "katastrophalem" Herbst: Bundesgesundheitsminister Lauterbach (SPD) pocht auf geeignete Maßnahmen für den Corona-Herbst. Andernfalls werde sich die Corona-Lage "katastrophal" entwickeln, denn die Lage in den Kliniken sei jetzt schon angespannt.
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Die Pandemie wirkt sich auch in diesem Sommer auf den Urlaub aus. Hier können Sie nachlesen, wie Sie die Fallen dieser Sommerferien umgehen.
Weitere Schlagzeilen
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Streaming-Tipps für den Feierabend
Die Besatzung des deutschen U-Boots U 612 wird im Zweiten Weltkrieg in feindliche Gewässer geschickt. Kapitän Johannes von Reinhartz will die Mission dazu nutzen in die USA überzulaufen - mitsamt dem Chiffriergerät Enigma. Auch der zweite Teil der Eventserie "Das Boot" basiert auf den Romanen von Lothar-Günther Buchheim und knüpft an den gleichnamigen Filmklassiker an. (Erste Folge der zweiten Staffel 59 Min., verfügbar bis 26.12.2022)
Der deutsche Fußball trauert um einen der ganz Großen: Uwe Seeler ist tot. Der Ehrenspielführer der Nationalmannschaft und die Klub-Legende des Hamburger Sportvereins wurde 85 Jahre alt. Das ZDF widmet "Uns Uwe" diesen 14-minütigen Nachruf:
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Tai Becker ist Redakteur und Reporter bei ZDFheute, Luc Walpot Korrespondent im ZDF-Studio Istanbul.
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