Guten Morgen,
darauf warten Millionen Menschen in vielen Ländern - Weizen aus der Ukraine. Putins Krieg hat den Zugang zu einer Kornkammer versperrt, die sie ernährt, und Lieferketten unterbrochen. Mehr als 20 Millionen Tonnen Getreide lagern wohl noch in ukrainischen Silos, weil Russland die Schwarzmeerhäfen blockiert. Die Angst vor einer globalen Hungersnot geht um - und mit der Angst, mit dem Hunger, wird jetzt Politik gemacht.
Da ist zunächst der Kriegsherr selbst. Wladimir Putin stellte am Samstag in einem Telefonat mit Olaf Scholz und Emmanuel Macron in Aussicht, den Export zu erleichtern, aber er stellte auch Bedingungen: Nur, wenn Sanktionen abgebaut würden, könnten Schiffe mit ukrainischem Getreide auslaufen. Dabei gibt es gar keine westlichen Sanktionen gegen Russland bei der Lieferung von Nahrungsmitteln. Hunger als Waffe und als Druckmittel in der Hand von Putin!
- Wie der Ukraine-Krieg Hungersnöte verschärft
Der Ukraine-Krieg treibt den Weizenpreis in immer neue Höhen - und bedroht darüber hinaus die weltweite Versorgung. Welche Länder besonders betroffen sind.
Da ist zum anderen Recep Tayyip Erdogan. Nach eigenen Angaben verhandelt Ankara gerade mit Moskau und mit Kiew über einen Exportkorridor für Agrarprodukte - aber um den Hunger in Afrika geht es dabei wohl kaum allein. Erdogan, dem kommendes Jahr Wahlen bevorstehen und der weiter gegen die Nato-Mitgliedschaft von Schweden und Finnland votiert, macht sich in der Krise wichtig. Es geht also auch um den Hunger nach Macht.
Den Bauern in der Ukraine geht um die wirtschaftliche Existenz. Manche haben noch über die Hälfte der Ernte vom vergangenen Jahr im Lager. Die kriegen sie nicht weggefahren, sagt einer im Interview mit frontal (heute Abend, 21 Uhr). Der alte Weg nach Odessa ist versperrt, ohne Transport kein Verkauf, ohne Verkauf kein Geld! Jetzt versuchen sie, das Getreide mit LKW nach Rumänien zu bringen, werden aber ausgebremst. Fünf bis sieben Tage Stau vor der Grenze seien keine Seltenheit, sagen die Fahrer, und geben die Schuld nicht allein Russland, sondern auch dem Papierkrieg auf europäischer Seite. Unterdessen müssen unzählige Menschen in aller Welt weiter warten - auf Getreide aus der Ukraine und auf friedlichere Zeiten.
Kommen Sie gut durch den Tag
Ilka Brecht, Moderatorin und Leiterin des ZDF-Magazins frontal
Was in der Nacht im Ukraine-Krieg passiert ist
EU einigt sich auf Kompromiss bei Öl-Embargo: Das Öl-Embargo der EU gegen Russland soll kommen - aber mit Einschränkungen. Die Mitgliedsstaaten haben sich auf einen entsprechenden Beschluss geeinigt. Druck kam dabei von Ungarn.
Frankreich ermittelt nach Tod von Reporter: Nach dem Tod eines französischen Kriegsreporters leitet Frankreich Ermittlungen ein. Selenskyj wirft Russland vor, die globale Hungerkrise zu befördern. Die aktuelle Lage.
Die aktuellen Entwicklungen am 97. Tag im Ukraine-Krieg fassen wir in unserem Überblick zusammen. Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.
Was heute noch wichtig ist
Volker Bouffier tritt ab: Der hessische Landtag wählt heute Nachmittag einen neuen Ministerpräsidenten. Der noch amtierende Landtagspräsident Boris Rhein soll Nachfolger des langjährigen Ministerpräsidenten Volker Bouffier (beide CDU) werden. Bouffier ist der dienstälteste Regierungschef Deutschlands mit einer Amtszeit von fast zwölf Jahren.
Erste Koalitionsverhandlungsrunde in NRW: CDU und Grüne nehmen am Dienstagnachmittag in Düsseldorf Koalitionsverhandlungen für eine mögliche erste schwarz-grüne Regierung Nordrhein-Westfalens auf. Getagt wird erneut unter Leitung der Parteivorsitzenden, Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) und Mona Neubaur (Grüne). In der vergangenen Woche hatten 22 Landespolitiker und -politikerinnen beider Seiten ein Sondierungspapier mit gemeinsamen Zielen erarbeitet. Die Feinarbeiten für einen belastbaren Koalitionsvertrag sollen in den kommenden Wochen in Facharbeitsgruppen ausgefeilt werden.
EVP wählt neuen Vorsitz: Der CSU-Politiker und Europaabgeordnete Manfred Weber wird aller Voraussicht nach zum Vorsitzenden der größten europäischen Parteienfamilie EVP gewählt. Der 49-Jährige geht als einziger Kandidat für die Nachfolge des früheren EU-Ratspräsidenten und polnischen Regierungschefs Donald Tusk ins Rennen. Tusk will sich wieder ganz auf die nationale Politik konzentrieren.
Fotograf soll Kinder-Models missbraucht haben - Prozessbeginn in Köln: Wegen Vorwürfen des sexuellen beziehungsweise schweren sexuellen Missbrauchs an Kinder-Fotomodels beginnt in Köln ein Prozess gegen einen Fotografen. Dem Mann würden insgesamt 17 Taten zum Nachteil von sechs Jungen zur Last gelegt, teilte ein Sprecher des Landgerichts mit. Der mutmaßliche Tatzeitraum erstreckt sich laut Anklageschrift von 1999 bis Juni 2021. Ferner werde dem Mann der Besitz von Kinderpornografie vorgeworfen, so der Gerichtssprecher.
Aktuelle Corona-Zahlen und -Grafiken zur Situation in Ihrem Landkreis, zum Stand der Impfungen und zur allgemeinen Lage in Deutschland und weltweit.
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Zahl des Tages
496 Milliarden Euro - So hoch sollen die Ausgaben im Bundeshaushalt 2022 ausfallen. Bevor am Freitag darüber abgestimmt wird, wird über die Etats der einzelnen Ressorts debattiert. Am Dienstag geht es etwa um die Einzelpläne des Verkehrsministeriums, des Bauministeriums sowie des Finanzministeriums. Am Mittwochvormittag kommt es bei den Beratungen über den Etat des Kanzleramts zur traditionellen Generaldebatte. Kanzler Olaf Scholz (SPD) dürfte auch über die Folgen des Ukraine-Kriegs reden.
Im Interview mit dem heute journal sprach Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) über das Sondervermögen der Bundeswehr, die Schuldenbremse und die Folgen der Inflation:
Gesagt
Heute vor 25 Jahren haben der russische Präsident Boris Jelzin und sein ukrainischer Kollege Leonid Kutschma in Kiew den russisch-ukrainischen Freundschaftsvertrag unterzeichnet. Darin achten Moskau und Kiew "die territoriale Unversehrtheit und bestätigen die bestehenden Grenzen". Damit erkennt Moskau auch die Zugehörigkeit der Krim und des Schwarzmeerhafens Sewastopol zur Ukraine an. Der Vertrag trat 1999 in Kraft und verpflichtete beide Seiten zum Verzicht auf Anwendung oder Androhung von Gewalt, auf wirtschaftliche und andere Druckmittel. Er galt für zunächst zehn Jahre und verlängerte sich automatisch. Im Dezember 2018 beschloss die Ukraine, den im April 2019 auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Nach der russischen Annexion der Schwarzmeerhalbinsel Krim 2014 und der anschließenden Unterstützung ostukrainischer Separatisten durch Moskau hatte der Vertrag aus Kiewer Sicht keinen Sinn mehr. 277 Abgeordnete stimmten gegen eine Verlängerung, nur 20 waren dafür.
Weitere Schlagzeilen
- "Schuldenbremse 2023 nicht mehr verhandelbar": Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) betont im ZDF heute journal, dass das Sondervermögen für die Bundeswehr eine "einmalige Ausnahme" sei.
- Wöchentlich 200 Afghanen aus Pakistan ausgeflogen: Die Bundesregierung fliegt einem Bericht zufolge weiterhin Ortskräfte und deren Angehörige nach Deutschland aus.
- Südossetiens Russland-Beitritt abgesagt: In der abtrünnigen Region Südossetien an der Grenze zu Russland war für Juli ein Referendum über den Beitritt zu Russland geplant.
- Montgomery warnt vor Omikron-Variante BA.5: Die BA.5-Variante von Corona macht dem Weltärztebund-Vorsitzenden Frank Ulrich Montgomery Sorgen.
Die Nachrichten im Video
Kurznachrichten im ZDF - immer auf dem Laufenden
So wird das Wetter heute
Der Dienstag startet freundlich und meist trocken. Im Tagesverlauf bilden sich immer mehr Quellwolken. Vor allem in der Mitte, aber auch im Nordwesten gibt es dann einige Schauer und Gewitter. Auch südlich der Donau regnet es, vereinzelt mit gewittrigen Schauern durchsetzt. Die Höchsttemperatur liegt zwischen 16 und 25 Grad.
Zusammengestellt von Lukasz Galkowski
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